Attentat inszeniert?

Maduro-Gegner befürchten nun eine Verhaftungswelle

Ausland
06.08.2018 10:33

War es tatsächlich ein Attentatsversuch auf den venezolanischen Präsidenten Nicolas Maduro? Oder handelt es sich bei zwei Explosionen während einer Rede des sozialistischen Staatschefs um eine Inszenierung, um nun ein noch härteres Vorgehen gegen Oppositionelle zu rechtfertigen? In Venezuela gibt es nach dem Zwischenfall am Wochenende noch viele Fragen - aber auch erste Verhaftungen.

Nach Behördenangaben wurden sechs Verdächtige festgenommen. Dabei seien auch Fahrzeuge beschlagnahmt worden, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur AVN Innenminister Nestor Reverol in Caracas. Einer der Festgenommenen sei 2017 in einen Angriff auf eine Militärbasis involviert gewesen. Ein weiterer sei 2014 nach Protesten gegen die Regierung in Haft gewesen.

Nach Regierungsangaben war Maduro am Samstag Ziel eines Bombenanschlags gewesen, der mit zwei Drohnen während einer Militärparade verübt wurde. Das Staatsfernsehen hatte den Moment übertragen, in dem eine Explosion zu hören war, während Maduro eine Rede hielt.

Unfall mit Gastank als Explosionsursache?
Der Staatschef blieb unverletzt. Sechs Nationalgardisten erlitten nach offiziellen Angaben teils schwere Verletzungen. Direkt nach dem Zwischenfall waren allerdings Zweifel an der offiziellen Attentatsversion aufgekommen. Vor allem Aussagen von Feuerwehrleuten nährten den Verdacht, dass es sich lediglich um einen Unfall mit einem Gastank in einem nahen Gebäude gehandelt haben könnte.

Die Maduro-Regierung beharrt aber weiterhin auf der Version mit dem Drohnenangriff. Die beiden benutzten unbemannten Flugobjekte seien jeweils mit einem Kilogramm des Sprengstoffes C4 beladen gewesen. „Die Ladung kann Schäden in einem Radius von 50 Metern verursachen“, erklärte der Innenminister.

Verschwörung Kolumbiens und der USA?
Maduro bezichtigte den scheidenden kolumbianischen Präsidenten, Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos, der Urheberschaft. „Ich hege keine Zweifel, dass dahinter ultrarechte Kreise in Venezuela gemeinsam mit ultrarechten Kräften Kolumbiens und Juan Manuel Santos stecken“, sagte der autoritär regierende Sozialist. Weitere Hintermänner sah Maduro in den USA. Der US-Sicherheitsberater John Bolton dementierte eine Beteiligung Washingtons. Auch die Regierung in Bogota widersprach vehement.

Kritiker befürchten, dass der Vorfall nun zur Verschärfung der Repressionen genutzt wird. Er fürchte, dass die Maßnahmen der Regierung „die Tür zu Verfolgung öffneten“, erklärte der frühere Regierungsanhänger und heutige Chef der Oppositionspartei Frente Amplio, Nicmer Evans, am Sonntag. „Wir warnen davor, dass dieses konfuse Ereignis als Ausrede genutzt werden kann, um das verfassungsmäßige Recht des Volkes auf Protest abzuschaffen“, schrieb das Oppositionsbündnis weiter. Mit ihrer Reaktion wolle die Regierung zudem von der akuten Krise in dem Land ablenken. Bereits jetzt sind schon über 200 oppositionelle Politiker in Haft. Zahlreiche weitere haben sich ins Ausland abgesetzt.

Beobachter: Verängstiger Präsident und First Lady
Politische Beobachter trauen beiden Seiten zu, für den Zwischenfall verantwortlich zu sein. Als Beweis dafür, dass es sich tatsächlich um einen Angriff gehandelt hat, wertet der Venezuela-Experte Dimitris Pantoulas in einem Gespräch mit der britischen BBC den Umstand, dass Bilder eines Präsidenten-Ehepaares in Angst über staatliche Fernsehkanäle wohl nicht ausgestrahlt worden wären. Tatsächlich sahen die Zuschauer nur wenige Sekunden lang, wie Maduro und sein Frau Cilia Flores von Leibwächtern zunächst mittels kugelsicheren Matten abgeschirmt und danach in Sicherheit gebracht werden. Auch sonst herrschte Chaos, Armeeangehörige und Zuschauer der abgehaltenen Parade rannten nach der Explosion vom Ort des Geschehens.

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