WK-Touristiker Hackl:

„ÖGB und Arbeiterkammer sollten vom Gas runter!“

Tirol
05.08.2018 13:14

Seit Februar ist Josef Hackl Obmann der Sparte Tourismus in der Wirtschaftskammer Tirol. Im „Krone“-Gespräch betont er, dass die Stimmung im Tourismus gut sei. Gleichzeitig fordert er Bürokratieabbau und appelliert an ÖGB und Arbeiterkammer, bei der Flexibilisierung der Arbeitszeit flexibler zu sein.

Josef Hackl ist ein gestandener Wirt. Zusammen mit Gattin Zita und den drei gemeinsamen Kindern führt der gebürtige Steirer den „Goldenen Adler“ sowie das Restaurant „Maria von Burgund“ in der Innsbrucker Altstadt. Wie ist die Stimmung in der Branche, Herr Hackl? „Es läuft derzeit sehr gut.  Und die Stimmung ist auch wieder besser, weil doch viele positive Signale von der Bundesregierung ausgegangen sind. Die Rücknahme der Mehrwertsteuer von 13 auf 10 Prozent, die im November erfolgt sowie die Erleichterungen für kleine Betriebe mit der Genehmigungsfreistellung im Betriebsanlagenrecht“, sagt Hackl. Ein Anfang. Jetzt müssen noch die praxisfernen Abschreibungsdauern korrigiert und das Thema Arbeitsmarkt in den Griff bekommen werden.

Image nicht schlechter als in anderen Branchen
Apropos Arbeitsplätze - hat der Tourismus ein Image-Problem? „Ich glaube, dass wir kein schlechteres oder besseres Image als alle anderen Branchen haben und dass unser Tourismus in Tirol besonders im Ausland und im übrigen Österreich sehr geschätzt wird. Faktum ist, dass der Tourismus ein Gesamtkunstwerk ist und damit neben allen direkt und indirekt betroffenen Leistungsträgern speziell auch die einheimische Bevölkerung eingebunden und mitgenommen werden muss. Wir müssen es schaffen, die Vorteile aus dem Tourismus für uns alle spür- und erlebbar zu machen“, ist Hackl überzeugt.

Mitarbeiterzahl im Tourismus stieg enorm
Stimmt es, dass immer mehr Mitarbeiter dem Tourismus den Rücken kehren? „Das ist definitiv nicht der Fall. Die Mitarbeiterzahl im Tourismus ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Faktum ist aber, dass wir ständig Mitarbeiter suchen und brauchen. Da geht es uns aber nicht anders als anderen Branchen.“ Haben Sie hier Ideen? "Auf politischer Ebene müssen hier die Weichen in Richtung Beschäftigungsmöglichkeit von Drittstaatenangehörigen - Stichwort neues Saisonniermodell - gestellt werden. Auch müssen langjährige Saisonmitarbeiter als Stammsaisonniers beschäftigt werden können.

Flexibilisierung enorm wichtig
Stichwort 12-Stunden-Tag - was sagen Sie zur ganzen Debatte? „Die Flexibilisierung der Arbeitszeit ist absolut notwendig. Es ist unglaublich, wie manche krampfhaft versuchen, bewusst Falschmeldungen zu lancieren. Es geht in keinster Weise um die Einführung der 60-Stunden-Woche oder die Ausdehnung der Normalarbeitszeit. Es geht einfach darum, zeitgemäße Modelle zu ermöglichen und damit einen rechtskonformen Zustand herzustellen.“ Es gebe Situationen, welche Mehrarbeit erfordern - beim Bauern am Feld, bei den Ärzten im Operationssaal, in der Industrie bei einem wichtigen Auftrag, am Bau und auch in der Gastronomie - bei einer Hochzeit oder anderen Feierlichkeiten. „Der Punkt dabei ist, dass die Mitarbeiter sehr wohl diese Notwendigkeit einsehen und auch bereit sind, die Arbeit zu leisten. Bis dato stand der Unternehmer aber mit beiden Füßen im Kriminal. Es hagelte Strafen, die niemanden - weder dem Mitarbeiter und ganz besonders nicht dem Gast und schon gar nicht dem Unternehmer - nützen. Daher runter vom Gas liebe Gewerkschafter und auch ein wenig Verständnis für praxisgerechte Modelle“, appelliert Hackl in Richtung ÖGB und Arbeiterkammer.

Ruhezeitenregelung ist komplett praxisfern
Ein wahnsinniger Hemmschuh ist auch die praxisfremde Ruhezeitenregelung. „In der Zeit, in der die Gäste im Sommer wandern und im Winter Skifahren gehen, ist im Hotel weniger zu tun. Da ist dann Zimmerstund’. Wenn diese Gäste am Abend bis 23 Uhr bedient werden, dürfen die Mitarbeiter erst wieder um 9 Uhr arbeiten - weil sie die 10-stündige Ruhezeit einhalten müssen. Das ist völlig absurd“, schließt Obmann Josef Hackl.

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