Neue Gift-Injektion

Exekution in Ohio: Gefängnis “happy”, Applaus von Familie

Ausland
09.12.2009 08:32
Knapp drei Monate nach einer wegen stundenlangen Qualen für den Todeskandidaten abgebrochenen Hinrichtung ist im US-Bundesstaat Ohio erstmals wieder ein Todesurteil vollstreckt worden. Der wegen Mordes verurteilte Kenneth Biros starb durch eine Giftinjektion, die eine einzige tödliche Überdosis eines Betäubungsmittels enthielt. Die Gefängnisleitung zeigte sich nach der Exekution mit der bisher unerprobten Methode "happy", die Verwandten des Opfers applaudierten sogar.

Gegner der Todesstrafe sprachen im Vorfeld (siehe krone.at-Bericht in der Infobox) von einem "grausamen Experiment" an einem Gefangenen. Die Hinrichtung verlief aber laut Gefängnis wie geplant. Das Personal in der Vollzugsanstalt von Lucasville brauchte zunächst neun Versuche, um Kenneth Biros einen Zugang zu legen. Zwei Minuten nach der Injektion einer Überdosis des Anästhetikums Thiopental hörte Biros auf, sich zu bewegen, weitere sieben Minuten später wurde er für tot erklärt.

Terry Collins, Direktor des Ohio Department of Rehabilitation and Correction sagte nach der Hinrichtung, er sei "happy", dass die bisher unerprobte Methode so schnell funktioniert habe. Augenzeugen zufolge applaudierte die Familie der damals 22-jährigen Tami Engstrom, die Biros 1991 nach einem Barbesuch in sein Auto lockte und danach ermordete. Die Schwester des Opfers meinte, sie schließe nun nicht nur ein Schreckens-Kapitel ihres Lebens, sondern ein ganzes Buch. Biros sanfter Tod habe für sie aber "fast zu einfach" gewirkt. Engstroms Mutter sagte, der Anblick des Getöteten sei "der glücklichste Moment in meinem ganzen Leben" gewesen.

Umstrittener Giftcocktail
Bisher wurde bei Hinrichtungen in Ohio - wie aktuell in den 34 übrigen von insgesamt 36 US-Bundesstaaten mit Todesstrafe (Nevada stellt derzeit vom elektrischen Stuhl auf Spritze um) - ein Cocktail aus drei Substanzen verabreicht. Die erste soll Schmerzen verhindern, die zweite die Körpermuskulatur lähmen, die dritte den Herzstillstand herbeiführen. Kritiker dieser Methode führen an, dass der Todeskandidat womöglich große Qualen leidet, sich aber wegen der Lähmung nicht äußern kann. Problematisch ist weiterhin, dass die Substanzen in eine Vene gespritzt werden müssen.

Im Fall der abgebrochenen Hinrichtung des Gefangenen Romell Broom Anfang September führte das für den Verurteilten zu zweistündigen Qualen, weil die Justizmitarbeiter auch nach 18 Versuchen keine Vene fanden. Broom verließ die Hinrichtungskammer wieder, über sein weiteres Schicksal ist noch nicht entschieden. Nach dem Fall Broom, der weltweit für Entsetzen sorgte, setzte die Justiz in Ohio Hinrichtungen aus, um neue Methoden prüfen zu lassen.

Drei Versuche, um zu töten
Kenneth Biros war der erste Gefangene, der nach den neuen Vorschriften zu Tode gebracht wurde. Die neue Giftinjektion enthielt eine hohe Dosis des Narkosemittels Thiopental, die zum Tod führte. Hätte das Hinrichtungspersonal keine Vene gefunden, hätte es zwei andere Chemikalien in todbringender Dosis ins Muskelgewebe spritzen müssen - ein Betäubungsmittel und ein Schmerzmittel. Das neue Protokoll gewährt dem Personal insgesamt drei Anläufe, um den Verurteilten mit den Injektionen zu töten.

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