Forscher alarmiert

Größte Königspinguin-Kolonie um 90% geschrumpft

Wissenschaft
31.07.2018 12:30

Eine alarmierende Entdeckung haben Wissenschaftler bei der Auswertung von Fotos gemacht. Sie zeigen, dass die größte Königspinguin-Kolonie der Erde in den vergangenen drei Jahrzehnten um fast 90 Prozent geschrumpft ist. Im Jahr 1982 hätten auf der französischen Ile aux Cochons, einer Insel zwischen der Südspitze Afrikas und der Antarktis, noch zwei Millionen Königspinguine gelebt, jetzt sind es nur noch rund 200.000 Exemplare, so die Forscher.

Das hätten aktuelle Satellitenbilder sowie von Hubschraubern aus angefertigte Fotos gezeigt, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „Antartic Science“. „Das ist vollkommen unerwartet und besonders bedeutsam, weil die Kolonie fast ein Drittel des Königspinguin-Bestands weltweit darstellt“, erklärte Studienautor Henri Weimerskirch, der die Tiere auf der Ile aux Cochons 1982 selbst erforscht hatte.

Dass die flugunfähigen Vögel einfach in andere Gebiete abgewandert sind, scheint als Erklärung nicht infrage zu kommen. Königspinguine gehen zwar tageweise in anderen Gebieten auf die Jagd, leben aber ansonsten fest an einem Ort, so Weimerskirch, der am Zentrum für biologische Studien im französischen Chize, das zum renommierten französischen Forschungsinstitut Centre national de la recherche scientifique (CNRS) gehört, arbeitet.

Raubt Klimawandel den Tieren Lebensgrundlage?
Möglicherweise spielte der Klimawandel bei der drastischen Dezimierung des Bestands eine Rolle, wie in der Studie dargelegt wird. 1997 hatte ein besonders starker El Nino den südlichen Indischen Ozean derart aufgeheizt, dass die auf dem Speiseplan des Königspinguins stehenden Fische und Tintenfische nicht mehr in Reichweite waren. Diese habe zu einem „Rückgang der Population und schlechten Bruterfolgen“ bei allen Königspinguin-Kolonien in der Region geführt, erklärte Weimerskirch.

Bei El Nino sammeln sich warme Wassermassen im zentralen und östlichen Pazifik, die Folge sind weltweite Wetterextreme. Das Klimaphänomen tritt regelmäßig auf, scheint sich aber durch die Erderwärmung zu verstärken. Weimerskirch und seine Kollegen haben in einer früheren Studie bereits vorhergesagt, dass der Klimawandel die Crozet-Inseln, zu denen die Ile aux Cochons gehört, bis Mitte des Jahrhunderts für Königspinguine wahrscheinlich unbewohnbar mache.

Für 2019 ist eine Expedition zur Insel geplant
Möglicherweise spielte bei dem massiven Rückgang der Pinguin-Population auch die Geflügelcholera eine Rolle, die zumindest bei Seevögeln auf den nahegelegenen Marion- und Amsterdam-Inseln festgestellt wurde. Außerdem könnten invasive Arten wie Ratten oder Katzen auf der Ile aux Cochons aufgetaucht sein und zur Reduzierung des Pinguin-Bestands beigetragen haben. Bevor er und seine Kollegen aber nicht selbst die Ile aux Cochons besuchen könnten - geplant ist dies für Anfang kommenden Jahres -, könnten sie keine sicheren Erklärungen geben, sagte Weimerskirch.

Königspinguine sind nach Kaiserpinguinen die zweitgrößte Pinguin-Art. Auf der Roten Liste gefährdeter Arten werden sie derzeit als „nicht gefährdet“ geführt. Die Erkenntnisse der Forscher könnten aber eine Neubewertung nach sich ziehen.

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