„Schämt euch!“

Eisbär tot: Empörung über „Sinnlos“-Kreuzfahrten

Ausland
30.07.2018 10:07

„Ein sinnloser und nicht notwendiger Tod“: Nach dem blutigen Zwischenfall während eines Landgangs bei einer Arktiskreuzfahrt hagelt es jetzt Kritik an dieser Form des Tourismus. Wie berichtet war ein Crewmitglied der MS Bremen, ein sogenannter Eisbärenwächter, am Samstag auf der Insel Spitzbergen von einem Eisbären attackiert und verletzt worden. Das Tier wurde daraufhin „aus Notwehr“ erschossen - für viele Menschen unverständlich. Sie fordern die Abschaffung solcher Kreuzfahrten, die mit mehreren Tausend Euro Kosten pro Passagier ein einträgliches Geschäft für die Veranstalter darstellen.

Die Attacke am Samstag geschah, als die Wächter eine Station zur Absicherung eines Landgangs einrichten wollten. Die je vier bis fünf Eisbärenwächter an Bord solcher Schiffe sollen dafür sorgen, dass die Passagiere gefahrlos an Land gehen können. Touristen waren während der gefährlichen Minuten nicht an Land.

Doch nach dem Vorfall wird nun Kritik am Kreuzfahrtveranstalter laut. „Arktis pur“ verspricht Hapag-Lloyd Cruises den Passagieren für die Reisen nach Longyearbyen. Die Eisbären sind dabei zentrales Element der Werbung: „Wo Eisbären die Wildnis regieren, bestimmt die Natur den Verlauf ereignisreicher Tage“, ist auf der Website zu lesen. Eine zehntägige Reise mit der MS Bremen, die 160 Passagiere mitnehmen kann, kostet mindestens 5810 Euro.

Ein einträgliches Geschäft also für den Kreuzfahrtveranstalter - trotz der Gefahr, die auf der aus sieben Inseln bestehenden Inselgruppe von den Eisbären ausgehen kann. 2015 wurde ein Tscheche verletzt, vier Jahre davor war ein britischer Student ums Leben gekommen.

Hapag-Lloyd Cruises bedauerte den Tod des Eisbären in einer Stellungnahme auf Facebook mit folgender Begründung: „Da die Versuche der anderen Wächter, das Tier zu vertreiben, leider nicht erfolgreich waren, musste aus Gründen der Notwehr und um das Leben der angegriffenen Person zu schützen, eingegriffen werden.“

Viele Menschen stellen sich dennoch die Frage: Warum musste der Eisbär für eine Touristenattraktion sterben? „Die Eisbären-Heimat ist kein verdammter Touristenort“, empört sich ein Twitter-User. „Menschen haben dort nix zu suchen, auch nicht für 100000000000€“, kommentiert ein weiterer Twitter-User - mit dem Zusatz: „Schämt Euch.“

Und ein weiterer Twitter-User: „Nur damit ein paar Idioten Landgänge machen können, müssen Tiere in ihrer eigenen Umgebung sterben.“ „Leute, wenn ihr euch Eisbären anschauen wollt, geht in den #Zoo!!“, schreibt ein anderer. Fazit der Kritiker: „Was für ein sinnloses Erlebnis!“

Auf den Punkt bringt es ein Biologe in einem Tweet: „In dieses Eisbären-Zuhause wurde von Touristen des Kreuzfahrtschiffs MS Bremen eingedrungen. Der Bär verteidigte sich selbst, in seinem Zuhause, verletzte dabei einen Eisbärenwächter leicht. Daraufhin wurde er erschossen. Hier mein Gedanke: Warum nicht die Bären aus der Ferne betrachten und sie in Ruhe lassen?“ Der Beitrag des Mannes wurde Tausende Male geteilt.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele