Gehen die Lichter aus?

Pilot Perez löste Insolvenzverfahren bei Force aus

Formel 1
29.07.2018 15:25

Der mexikanische Formel-1-Pilot Sergio Perez spielt eine tragende Rolle im Insolvenzverfahren seines zahlungsunfähigen Rennstalls Force India. Auf Bitten von Crewmitgliedern wählte Perez in der vergangenen Woche nach eigener Darstellung den Gang vor ein Gericht, um zunächst rund 400 Jobs und bestenfalls die Zukunft des Teams zu retten. „Ich bin mir sicher, dass das jeder zu schätzen wissen wird. Wenn nicht jetzt, weil einige nicht das vollständige Bild kennen, dann vielleicht in einer Woche“, meinte Perez, dem Force India noch eine Millionensumme an Gehalt schuldig ist. 

Was zunächst nach einem skrupellosen Alleingang klingen könnte, beschreibt Perez als Maßnahme zur möglichen Zukunftssicherung eines Rennstalls. Einer der Gläubiger habe vor Gericht in London versucht, ein Konkursverfahren gegen Force India anzustrengen. „Dann wären die Lichter beim Team ausgegangen“, sagte der 28-Jährige. Durch seinen Entschluss wurde indes der Insolvenzverwalter FRP Advisory LLP eingesetzt, der auch schon mit dem Fall des schließlich abgewickelten Manor-Teams 2017 betraut war.

Der Betrieb bei Force India läuft nun erstmal weiter. Da die Sommerpause ansteht, werden keine zusätzlichen Kosten auflaufen. Der Insolvenzverwalter um Geoff Rowley und Jason Baker will für die Gläubiger „das beste Ergebnis“ erzielen. Man bewerte zudem „Optionen, um die Zukunft des Teams“ zu sichern. „Auto, Motor und Sport“ zufolge gibt es fünf Interessenten für den Rennstall. Unter anderen sind das Hauptsponsor BWT, ein Wassertechnologie-Unternehmen aus Österreich, und das IndyCar-Team des früheren Formel-1-Fahrers Michael Andretti.

Schlüsselfigur Mallya?
Mit dem nun in Gang gesetzten Prozess gebe es „viele potenzielle Käufer mit großem Interesse, mit tiefen Taschen und mit einem Verständnis dafür, welche Art von Investitionen nötig sind, um in der Formel 1 Leistung zu bringen“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Die Silberpfeile befürworten natürlich eine zukunftsfähige Lösung für den Rennstall des indischen Unternehmers Vijay Mallya. Schließlich bezieht Force India die Motoren von Mercedes.

Mallya selbst befindet sich in einem Rechtsstreit mit mehreren Banken in seinem Heimatland Indien. Er schuldet den Geldhäusern deren Angaben zufolge mehr als 1,3 Milliarden Euro. Es handelt sich um Kredite und Verzugszinsen für seine Fluggesellschaft Kingfisher, die 2012 wegen Geldproblemen den Betrieb eingestellt hatte. Mallya hält sich derzeit in Großbritannien auf, in Indien liegen mehrere Haftbefehle gegen ihn vor. „Ich liebe Vijay. Es bricht mir das Herz, weil ich weiß, dass es auf kurze Sicht nicht ideal für ihn ist“, sagte Perez, der schon seit 2014 für Force India fährt. „Das große Bild sieht aber wirklich anders aus.“

Erfolgsgeschichte
Mallya hatte 2007 zusammen mit seinem damaligen niederländischen Partner Michael Mol das Spyker-Team übernommen. Von der Saison 2008 an ging der Rennstall als Force India an den Start. Der Österreicher Lucas Auer absolvierte im Vorjahr in Ungarn Testfahrten für den Rennstall. Force India hat schon lange finanzielle Probleme, dennoch liefert der Rennstall hinter Mercedes, Ferrari und Red Bull Beachtliches ab: Die vergangenen beiden Jahre konnte Mallyas Team die Konstrukteurwertung jeweils als Vierter abschließen. Dadurch erhält der Rennstall höhere Prämien bei der jährlichen Ausschüttung des Formel-1-Vermarkters.

Force India hatte zusammen mit Sauber noch zu Zeiten des früheren Formel-1-Geschäftsführers Bernie Ecclestone im September 2015 eine Beschwerde bei der Kommission der Europäischen Union eingereicht. Ihrer Ansicht nach wurden die Rennställe durch die Verteilung der Einnahmen und durch die Machtstrukturen gegenüber anderen Teams benachteiligt. Die Formel-1-Verträge würden das Wettbewerbsrecht verletzen. Der Dialog mit den neuen Inhabern der kommerziellen Rechte der Rennserie führte im Jänner dieses Jahres aber dazu, dass Force India und Sauber ihre Beschwerde zurückzogen. Rückzug aus der Formel 1 - das wollen das Team und Perez unbedingt vermeiden.

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(Bild: KMM)



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