Frau löste Chaos aus

Flughafen München: Immer noch Tausende gestrandet

Ausland
28.07.2018 19:59

Chaos am Münchner Flughafen ausgerechnet am ersten Ferientag in Bayern: Der Terminal 2 des Airports musste Samstagfrüh geräumt werden, weil sich eine Frau unkontrolliert im Sicherheitsbereich befand. Vor den gesperrten Sicherheitskontrollen bildeten sich enorme Schlangen, Tausende starteten verspätet in den Urlaub. 200 Flüge fielen aus. Die Frau konnte mittlerweile identifiziert werden, sie wurde aber nicht festgenommen. Das von ihr - oder möglicherweise doch vom Sicherheitspersonal - verursachte Chaos werden die Urlauber am Flughafen München jedenfalls auch am Sonntag noch zu spüren bekommen. Am Samstagabend nach 19 Uhr war die Ankunftshalle am Terminal 2 immer noch hoffnungslos überfüllt.

Die deutsche Bundespolizei konnte die für das Chaos verantwortliche Frau noch am Samstag identifizieren. Das teilte eine Sprecherin der Regierung von Oberbayern am Abend mit. Diese ist für die Personenkontrollen am Flughafen zuständig. Den Behörden sei bekannt, wer die Frau ist und woher sie komme, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Sie sei nicht festgenommen worden, sondern auf freiem Fuß. Die Frau sei etwa 40 Jahre alt, fügte die Sprecherin der Bezirksregierung hinzu.

Verantwortliche dürfte nichts zu befürchten haben
Weitere Details zu ihrer Identität wurden vorerst nicht bekannt. Auch über mögliche Sanktionen gegen die Frau gab es vorerst keine Angaben. Es könnte also gut sein, dass die Frau nichts weiter zu befürchten hat - außer vielleicht den Zorn mehrerer Tausend Fluggäste.

Mit durchaus gutem Grund, denn es wird auch am Sonntag aufgrund des Vorfalls im Terminal 2 noch zu Unregelmäßigkeiten bzw. zu Flugausfällen kommen, wie die Flughafen München GmbH gegenüber Medien bestätigte. Laut einem Flughafen-Sprecher mischen sich aktuell neue Passagiere mit denen, die aufgrund der Annullierungen sitzengeblieben sind.

Verschlimmert wird die Situation für die ausharrenden Fluggäste noch durch die hohen Temperaturen. Die Flughafen-Betreiber und die Lufthansa führten angesichts der Hitze zahlreiche Maßnahmen zur Versorgung der Fluggäste durch: Alle Türen im öffentlichen Bereich von Terminal 2 wurden auf den Ankunfts- und Abflugebenen geöffnet, um für zusätzliche Frischluft zu sorgen.

Die Frischluftzufuhr wurde zudem auf einen Maximalwert erhöht. Damit nicht genug, bläst die Flughafenfeuerwehr über sogenannte Großlüfter zusätzliche Luft in das Abfertigungsgebäude. Darüber hinaus wurde neben dem Terminal ein Zelt aufgebaut, in dem die Passagiere mit Getränken versorgt werden.

Der Wahnsinn begann kurz vor 7 Uhr
Die Bundespolizei hatte die Abfertigung am Terminal um 6.45 Uhr gestoppt und den Bereich, wie sie per Twitter mitteilte, geräumt. Eine „unkontrollierte Person“ habe sich im Sicherheitsbereich befunden. „Nach der Person wird gefahndet“, hieß es. Die Entscheidung zur Räumung fiel nach der Sichtung von Videomaterial. Nach der Räumung wurde nicht nur nach der Frau gesucht, sondern es wurden auch zurückgebliebene Gegenstände wie Taschen durchsucht. Eine „extreme Gefährdung“ sei jedoch bereits nach ersten Erkenntnissen unwahrscheinlich gewesen. 

Kurz nach 10 Uhr wurde der Schengenbereich wieder freigegeben. Eine Stunde später hieß es, die Fluggastkontrollen seien wieder offen, die anderen Bereiche würden aber noch geräumt und abgesucht. Kurz vor 11.30 Uhr wurde auch der sogenannte Non-Schengen-Bereich wieder geöffnet, nur wenig später wurden alle Sicherheitsbereiche wieder freigegeben. Wegen des Polizeieinsatzes wurden für viele Abflüge am Terminal 2 Verspätungen angezeigt, auf dem Weg in den Urlaub ist bei den Passagieren weiterhin Geduld gefragt.

Folgenreiche Panne: Sicherheitspersonal löste keinen Alarm aus
Aktuellen Angaben der Polizei zufolge war die Frau zunächst ordnungsgemäß an einem Bodyscanner kontrolliert worden. Jedoch beanstandeten Sicherheitsleute ihr Handgepäckstück. Später sei die Frau ohne das Gepäckstück zurückgekommen und dann ohne Kontrolle in den gesicherten Bereich gelangt. Wie das passieren konnte, blieb erst einmal unklar. Entgegen einer klaren Anweisung habe das Sicherheitspersonal keinen Alarm ausgelöst, sagte eine Sprecherin der Polizei. Erst nachdem die Aufsichtsbehörde, das Luftamt Südbayern, von dem Vorfall Kenntnis hatte, wurde die Bundespolizei informiert. Diese wiederum ordnete die Räumung von Terminal 2 und des dazugehörigen Satelliten-Terminals an.

Der Flughafen München bat alle Passagiere, sich vor Flugantritt im Internet oder bei ihren Airlines über den Status der Verbindung zu informieren. Die Lufthansa etwa empfiehl, bei einer Annullierung aufgrund der überfüllten Abfertigungsbereiche gar nicht erst zum Flughafen anzureisen. Tausende starten an diesem Wochenende zu Beginn der sechswöchigen Sommerferien in den Urlaub. Traditionell gehören diese Tage zu den verkehrsreichsten an Deutschlands zweitgrößtem Flughafen. Im Jahr 2017 erreichten die Fluggastzahlen nach Angaben der Betreibergesellschaft einen neuen Höchstwert von 44,6 Millionen Passagieren.

Detail am Rande: Vielleicht hat die Bundespolizei Bayern das Chaos am ersten Ferientag selbst heraufbeschworen. Zwei Tage zuvor twitterte die Behörde nämlich zum Thema Luftsicherheitskontrollen folgende Worte: „Damit das #Urlaubsziel und nicht die Sicherheitskontrolle am #Flughafen #München für Herzrasen sorgt“.

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