„Musik & Mythos“

Led Zeppelin: Die Chronik einer Rocklegende

Musik
28.07.2018 07:00

Musikjournalist und Autor Martin Popoff beleuchtet in seinem epochalen Werk „Led Zeppelin - Musik & Mythos“ Song für Song die einzigartige, aber sehr kurze Karriere der britischen Rock-Legenden. Mit Liebe zum Detail und chronischer Akribie zeichnet er auf 256 Seiten ein Bild der unvergesslichen Kultband. Ein Band für Hardcore-Fans und Zeppelin-Fanatiker - Einsteiger würden sich im Popoffschen Kosmos wohl etwas verlaufen.

(Bild: kmm)

Kundige Musikkenner wissen es ohnedies: Led Zeppelin ist die beste Rockband der Geschichte. Punkt. Was Jimmy Page, Robert Plant und Co. in ihren gerade einmal zwölf Jahren des Schaffens an Songs an die Oberfläche gebracht haben, atmet einen Innovationsgeist, den The Who oder die Rolling Stones auch in weiteren 100 Jahren nicht erreichen würden. Nun hat man die kurze, aber intensive und unheimlich schillernde Bandgeschichte des Quartetts aus London schon in zig Büchern und Artikeln penibel in den Vordergrund gestellt. Von ausufernden Bandbiografien über Einzelporträts bis hin zu wissenschaftlichen Abhandlungen gibt es eigentlich nichts, was sich im Zep-Kosmos noch neu eruieren lässt. Der britische Musikjournalist, Buchautor und Hardcore-Fan Martin Popoff erfindet in seinem ambitionierten Werk „Led Zeppelin - Musik und Mythos“ das Rad auch nicht neu, doch die von ihm dargebotene chronologische Aufstellung über alle jemals veröffentliche Nummern des kultigen Luftschiffs lassen zumindest keine Wünsche offen.

Kritisches Hinterfragen
Mit der präzisen Akribie eines praktizierenden Chirurgs hangelt sich der Kritiker von Song zu Song und kann dabei auch noch langjährige Zeppelin-Allesleser mit wenig bekannten Informationen überraschen. Dem Prinzip der Songaufstellung folgend, streift Popoff die vielen Skandalgeschichten, den hedonistischen Lebensstil oder die privaten Tragödien der einzelnen Bandmitglieder nur rudimentär, die Konzentration gilt dem Liedgut und seiner Entstehungsphase. Durchaus passend ist dabei der subjektive Schreibstil, denn der Autor versteckt sich nicht durchgehend hinter einer rosaroten Fanbrille, sondern lässt immer wieder kritische Worte anklingen. So hinterfragt er des Öfteren die Plagiatsvorwürfe und die relativ freien Interpretationen, die vor gut 50 Jahren herrschten, als es um die Vergabe von Credits und korrekter Zuschreibungen ging. Das berühmteste Zeppelin-Beispiel, der Kultsong „Stairway To Heaven“, wurde im Endeffekt ganz der Band zugeschrieben, schaffte es aber über mehrere Wochen hinweg prominent in alle Medien.

Während des Lesens erschließt sich zu einem gewissen Teil auch die besondere Magie, die Led Zeppelins so kurze Karriere geprägt hat und bis in alle Ewigkeiten nachhallen wird. So werden vor allem die Vorzüge und Stärken der einzelnen Charaktere während der Songbeschreibungen in den Vordergrund gestellt. Das einzigartige Genie und die schier niemals versiegende Kreativitätsquelle Jimmy Page, die kryptischen, aber stets persönlichen Texte und das aufsehenerregende Stimmvolumen von Robert Plant, die viel zu oft in den Hintergrund gestellte Genialität und instrumentale Vielseitigkeit von John Paul Jones und schlussendlich das archaisch-robuste, der Band die nötige Dosis Bodenständigkeit bringende Drumming von John „Bonzo“ Bonham. Wie keine andere Band verstanden es Led Zeppelin nicht nur den Heavy Metal vorwegzunehmen, sondern auch traditionellen Blues Rock mit einer Liebe für Folk und akustische Einsprengsel zu vermischen und somit zeitlose Klassiker für die Ewigkeit zu kreieren. Dabei beleuchtet Popoff nicht nur die „großen Hits“ der Briten, sondern wirft auch ein exaktes Auge auf viel zu wenig beleuchtete Spätwerke wie „In Through The Out Door“ und die nach Bandauflösung veröffentlichte Resteverwertung „Coda“.

Detailreichtum
Zwischendurch verrennt sich Popoff immer wieder in penible Details, doch gerade das macht die Magie dieses Hardcover-Bandes aus, der nicht für Einsteiger, sondern für Chronisten und langjährige Fans gedacht ist. So klärt er Zusammenhänge zwischen Rockern wie „Communication Breakdown“ und Akustiknummern wie „Bron-Y-Aur“, spart nicht mit Kritik an der kreativitätshemmenden Heroinphase von Page im Karrierewinter und lässt immer wieder einstige Wegbegleiter, Mitmusiker, Konkurrenten und Zeitzeugen aus seinem Archiv zu Wort kommen, um das Mysterium hinter den vermeintlich so unberührbaren Rockstars zu lüften. Garniert wird das Buch mit wundervollen Fotos aus allen Karrierephasen und der Abbildung internationaler Single- und Bootleg-Cover. „Led Zeppelin - Musik und Mythos“ ist ein niedergeschriebener Festschmaus für die Fanklientel. Besser werden könnte es nur noch, wenn es 2019 wirklich zur prognostizierten Reunion beim britischen Glastonbury kommen würde. Immerhin feiert das Debütalbum nächstes Jahr seinen 50. Geburtstag…

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