Rupertinum:

Die Direktorin setzt die Segel

Salzburg
27.07.2018 06:52

Sabine Breitwieser liefert zum Ende ihrer Amtszeit mit Anna Boghiguian ein krönendes Finale: Freunde luden zur Farewell-Party.

„Mich fasziniert die Freiheit in Anna Boghiguians visueller Sprache. Mit ihren Collagen, Zeichnungen, Installationen und Künstlerbüchern, in denen sie die Kolonialgeschichte und deren Auswirkungen thematisiert, gibt sie uns das Gefühl man wäre Teil bzw. würde inmitten durch eines ihrer Bücher schreiten“, schwärmt Sabine Breitwieser, die auf die ägyptisch-kanadische Künstlerin mit armenischen Wurzeln auf der documenta 13 in Kassel 2012 aufmerksam wurde, und ihr in weiterer Folge als Jurymitglied der 56. Biennale di Venezia 2015 für ihren Beitrag im armenischen Pavillon den Goldenen Bären überreichte. Jetzt ist es der Museum-der-Moderne-Direktorin gelungen, dass Boghiguian ihre poetischen Erzählräume - übrigens als erste Museumsausstellung im deutschsprachigen Raum - dem Salzburger Publikum offenbart.

In ihre Welten einzutauchen ist ein Leichtes. Denn schon beim Entrée des Rupertinums setzt die Künstlerin, die zunächst in Kairo Politikwissenschaften und danach Kunst und Musik in Kanada studierte, die Segel zur Reise durch die Konolialgeschichte. Das 12 Meter hohe Teil aus handgewebtem Leinen, das vom Erdgeschoss bis unters Dach reicht und ein Jahr lang dem Rupertinum erhalten bleibt, wurde im übrigen direkt vor Ort gestaltet. Klar, so hat Boghiguian doch eigens ihr Atelier nach Salzburg mitgebracht oder besser gesagt einen Nachbau. „Die Installation ,The Studio“, die mit Teppichen, Arbeitsutensilien, persönlichen Gegenständen und von der Decke hängenden Vögeln ausgestattet ist, wurde im Zuge der Vorbereitungen ihrer Retrospektive im Castello di Rivoli - Museo d’Arte Contemporanea in Rivoli bei Turin 2017 entwickelt„, klärt Breitwieser auf.

Zurück an Bord schippert man begleitet von Meeresrauschen vorbei an einem Schiffsrumpf, Salz und mit Bienenwachs bemalten Segeln und Collagen als Symbole für den kolonialen Handel. Diese Installation mit dem Titel “The Salt Traders„ (Die Salzhändler) dürfte in Anbetracht der langen Geschichte der Salinen am Dürrnberg - hier wurde das “weiße Gold„ bereits 600 v. Ch. von den Kelten abgebaut - besonders viele Salzburger ins Rupertinum locken.

Den Freunden und Förderern des Museums ist hingegen ihre Arbeit “A Play to Play„ (Ein Spiel spielen) von 2013 ins Auge gestochen. Diese macht der Verein nämlich zu Ehren Sabine Breitwieser dem MDM zum Geschenk. “Salzburg hat Frau Breitwieser sehr viel zu verdanken. Zum einen hat sie bei der Auswahl der Themen und Künstler stets Mut bewiesen, und dem Publikum durch ihre präzise Herangehensweise sehr viel vermittelt. Und zum anderen ist es u.a. auch Dank ihres Einsatzes gelungen ein Depot umzusetzen und die Sammlung der Generali Foundation nach Salzburg zu bringen„, betonte MDM-Freunde-Präsidentin Heideswinth Kurz, die ihr Mittwochabend gemeinsam mit den Freunden sowie LH Wilfried Haslauer, Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf und Generali-Generaldirektor Alfred Leu einen würdigen Abschied von der Mozartstadt im M32 bescherte.

Das freute die scheidenden Direktorin natürlich sehr, einen Seitenhieb auf ihre Kritiker konnte sie sich aber dennoch nicht verkneifen. „Salzburg braucht hinsichtlich der Kunst mehr Selbstbewusstsein und Eigeninitiative, und darf sich nicht nur auf Schenkungen verlassen. Ich halte es mit Lawrence Weiner: We Are Ships at Sea Not Ducks on a Pond.“

Tina Laske
Tina Laske
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