„Brutal wie nie zuvor“

600 Migranten stürmten spanische Exklave Ceuta

Ausland
26.07.2018 16:46

Hunderte Flüchtlinge sind am Donnerstag gewaltsam in die spanische Nordafrika-Exklave Ceuta gelangt. Zwischen 450 und 600 Migranten hätten am frühen Morgen die gut sechs Meter hohen, doppelten Grenzzäune überwinden können und seien mit äußerster Brutalität vorgegangen, teilte die Polizei mit. Die Flüchtlinge hätten die Beamten unter anderem mit Stöcken, Blechscheren und aus Plastikflaschen selbst gebauten Flammenwerfern attackiert, hieß es. Laut dem Roten Kreuz mussten vier Beamte ins Krankenhaus gebracht werden.

Laut der Polizei hätten einige der Flüchtlinge die Beamten auch mit Branntkalk beworfen, der beim Kontakt mit der Haut gefährliche Verätzungen verursache. Auch Kettensägen seien eingesetzt worden, um die Zäune zu durchschneiden. Die Migranten - mehrheitlich junge Männer aus westafrikanischen Ländern - seien so „brutal wie noch nie zuvor“ vorgegangen, wurde ein Polizeisprecher zitiert. Es habe sich um den größten Ansturm der vergangenen Jahre auf die Exklave an der Straße von Gibraltar gehandelt.

Jubelnde Migranten: „Sieg, Sieg, Sieg!“
Das spanische Fernsehen berichtete, die Migranten hätten einen toten Winkel der Überwachungskameras an den 8,4 Kilometer langen Zäunen ausgenutzt, um die wachhabenden Beamten zu überraschen. Die meisten Flüchtlinge liefen nach der erfolgreichen Aktion ins Erstaufnahmezentrum in Ceuta. Vor den Kameras des spanischen Fernsehens versammelten sich Dutzende jubelnde Afrikaner. Sie schwenkten Fahnen und T-Shirts, reckten die Arme in die Höhe und skandierten „Bossa, bossa, bossa!“ (Sieg, Sieg, Sieg!).

Den Angaben zufolge versuchten Hunderte weitere Flüchtlinge, ebenfalls über die Grenzzäune zu klettern. Sie seien aber von spanischen und marokkanischen Beamten daran gehindert worden.

Spanien neues Hauptziel von illegalen Migranten
Die Realität, die die Flüchtlinge in Ceuta erwartet, ist derweil alles andere als paradiesisch. Nach Medienberichten war das Erstaufnahmezentrum der Exklave mit rund 600 Insassen schon zuvor völlig überfüllt. In den von verschiedenen Organisationen scharf kritisierten Erstaufnahmezentren müssen die Flüchtlinge in Spanien oft über ein Jahr lang ausharren, bis sie aufs Festland dürfen. Menschenrechtler berichten von Misshandlungen und Diskriminierung. Erst vor wenigen Tagen hatte die Internationale Organisation für Migration mitgeteilt, dass Spanien zum neuen Hauptziel von illegalen Migranten geworden sei. Seit Jahresanfang seien mehr als 22.700 Flüchtlinge über die westliche Mittelmeerroute in Europa angekommen.

Regelmäßig Aufruhr in Ceuta und Melilla
Ceuta ist - ebenso wie das nahe gelegene Melilla - eine spanische Exklave an der nordafrikanischen Küste. Rund um die die Städte befinden sich die einzigen direkten Landgrenzen zwischen Marokko und EU-Gebiet. Regelmäßig versuchen dort afrikanische Flüchtlinge, auf EU-Territorium zu gelangen.

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