Landes-Experte

Umwelt geht vor: Steirer-Nein zu Tempo 140

Steiermark
24.07.2018 20:00

Die Bevölkerung mag zum Tempo 140 auf der Autobahn geteilter Meinung sein. Von der offiziellen Steiermark gibt es dazu allerdings ein klares Nein - und zwar wegen dem Umweltschutz. Dennoch gibt man sich beim Land keinen Illusionen hin: Was auf den Autobahnen passiert, bestimmt der Bundesminister - mit Ausnahme des so genannten Feinstaub-Hunderters.

Kurz und knackig nimmt das Büro von Verkehrs- und Umweltlandesrat Anton Lang (SPÖ) zur Causa Tempo 140 Stellung: „Es gibt einen einstimmigen Beschluss der Umweltreferenten aller Bundesländer. Sie haben sich kürzlich bei einer Tagung in Salzburg klar gegen höhere Tempolimits ausgesprochen.“

NO2-Werte werden ohnehin schon überschritten
Schon jetzt stehe der Republik eine Klage der EU wegen zu hoher Werte beim Stickstoffdioxid (NO2) ins Haus, erklärt Gerhard Semmelrock, Leiter der zuständigen Landes-Abteilung. „Wir wissen nicht, wann das Brieferl von der Kommission kommt, aber es kommt bestimmt“, so der steirische Umweltreferent, der auch den Grund genau kennt: „Der NO2-Grenzwert liegt beim Jahresmittel von 40 Mikrogramm, da sind wir um drei, vier Mikrogramm drüber - und das ganz ohne Tempo 140.“

Fest steht aber auch: Sollte FPÖ-Verkehrsminister Norbert Hofer nach der Testphase in Nieder- und Oberösterreich neue Zonen für Tempo 140 auch in der Steiermark einführen, könnte das Land nichts dagegen unternehmen. Nur eine Maßnahme liegt nicht in der Zuständigkeit des Bundes: Der “Feinstaub-Hunderter“, der zeitweise auf der A 9 zwischen Gratkorn und Leibnitz sowie auf der A 2 zwischen Mooskirchen und Ilz gilt.

140 ausgerechnet in Feinstaub-Zonen?
Und da kommt ein skurriler Gedanke ins Spiel: Zwar will die Autobahn-Gesellschaft Asfinag um keinen Preis mögliche Tempo-140-Zonen für die Steiermark nennen. Man müsse erst die bevorstehenden Tests evaluieren. Große Teile der A 9 oder S 6 scheinen aufgrund zweispuriger Ausführung oder kurviger Strecken ohnehin ungeeignet.

Legt man die Kriterien für die ab August geltenden Testzonen (weite Kurvenradien, wenig Gefälle, drei Spuren) auf die Steiermark um, kämen genau jene Bereiche im weiteren Umfeld von Graz für den 140er in Frage, wo wegen des „Immissionsschutzgesetzes Luft“ oft ohnehin nur 100 km/h erlaubt sind.

In dem Fall würden eben abwechselnd Tempo 140 und 100 gelten, mutmaßt Semmelrock - und nennt bedenkliche Zahlen: „Bei Senkung des Limits von 130 auf 100 km/h sinkt der NO2-Ausstoß um 25 Prozent, der Feinstaubwert um 20 Prozent. Bei 140 statt 130 km/h steigt die Belastung dagegen um zehn bis 15 Prozent.“

Kein Sanktus vom Umweltreferenten
Ob es in der Steiermark irgendwo Autobahn-Abschnitte gäbe, die aus seiner Sicht höhere Tempolimits vertrügen? „Das werden Sie von mir nicht hören“, stellt Semmelrock klar. „Es gibt keine übergeordneten Straßen mit geringem Verkehrsaufkommen. Außerdem liegen die Autobahnen alle in Tälern und Becken, die ohnehin schlecht durchlüftet sind."

Matthias Wagner
Matthias Wagner
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