Das Einsatzprotokoll

Mann unter Baum: Die Retter drehten um

Steiermark
25.07.2018 06:30

Durch den Orkan vom 12. Juni wurde im Grazer Stadtpark ein Mann von einem umgestürzten Baum getötet. Seit Tagen kursieren in Graz wilde Gerüchte, dass die Einsatzkräfte Fehler gemacht hätten, schon viel früher vor Ort hätten sein können. Die Vorkommnisse an jenem Abend werfen tatsächlich einige Fragen auf…

Das Einsatzprotokoll liegt der „Krone“ im Detail vor:

- 18:01:45-18:02:11 Uhr: Das Rote Kreuz alarmiert die Grazer Berufsfeuerwehr:  Ein Baum sei beim Pavillon im Stadtpark auf eine Person gefallen, Genaueres wisse man nicht. Die Feuerwehr schickt ein Team los.

- 18:06:25-18:06:44: Wieder meldet sich die Rettung bei der Feuerwehr: Unter dem umgestürzten Baum sei doch keine Person. Die Feuerwehr stoppt ihr anrückendes Team und schickt es zu einem anderen Einsatz.

- 18:28:20-18:29:14: Erneuter Anruf des Roten Kreuzes bei der Feuerwehr: Wieder heißt es, ein Baum sei auf eine Person gefallen -   beim Forum Stadtpark.

- 18:40: Die Feuerwehr trifft vor Ort ein. Mit Hebekissen wird der unter dem Baum liegende Mann tot geborgen.

Notruf-Storno
Die Chronologie der Ereignisse wirft mehrere Fragen auf. Vor allem: Warum hat  die Rettung den ersten Notruf storniert?

Wir haben beim Roten Kreuz nachgefragt. Pressesprecher Lucas Kundigraber: „Um 18 Uhr gingen Notrufe von drei Passanten ein. Es hieß, eine Person liege unter einem Baum. Wir haben sofort Feuerwehr und Polizei verständigt. Danach haben wir einen der Passanten zurückgerufen, weil die Verbindung zuvor abgebrochen war. Das war um 18:02 Uhr. Dieser Passant sagte uns, dass doch keine Person unter dem Baum liegen würde. Er hat dies auf mehrmalige Nachfrage bestätigt. Darum wurde unser erster Notruf bei der Feuerwehr storniert.“

Zweiter Notruf
Eine weitere Frage, die sich stellt: Hat auch die Rettung, so wie die Feuerwehr,  diesen ersten Einsatz abgebrochen? „Ja“, bestätigt Kundigraber. „Wir haben den Einsatz storniert.“

Und wie kam es zum zweiten Einsatz? Kundigraber: „Um 18:26 Uhr gingen bei uns vier Notrufe aus dem Stadtpark ein. Einer stammte vom selben Passanten, mit dem wir schon zuvor gesprochen hatten.  Es hieß nun doch wieder, dass  eine Person unter dem Baum liege.“

Ermittlungen erledigt
Klar ist, dass der 26-Jährige nicht hätte gerettet werden können. Laut Totenscheinprotokoll verstarb der Mann um circa 18 Uhr. Die Verletzungen waren so schwer, dass der Tod sofort eingetreten war.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wurden mittlerweile eingestellt.  Sprecher Hansjörg Bacher: „Es gibt kein Fremdverschulden. Der Baum war gesund. Es gab keine Schäden, die zum Unglück geführt haben. Das war ein schrecklicher Schicksalsschlag.“

Wäre der Mann allerdings nicht sofort verstorben, hätte er sehr lange auf die Retter warten müssen…

Gerald Richter
Gerald Richter
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