Protest gegen Deponie

„Wenn es sein muss, setzen wir uns auf die Straße“

Steiermark
19.07.2018 08:00

Immer höhere Wellen schlägt die geplante Baurestmassendeponie im Lamingtal, Gemeinde Kapfenberg. Politik und Anrainer wollen bis zur Einspruchsfrist am 25. Juli und darüber hinaus mit allen Mitteln gegen den Plan der Firma BRM-Recycling vorgehen. Rein rechtlich dürfte das Projekt aber auf soliden Beinen stehen.

„Wir werden alle Rechtsmittel ausschöpfen - und wenn das nicht reicht, auch noch alle politischen Mittel. Wenn es sein muss, setzen wir uns auf die Straße.“ Der Kapfenberger SP-Bürgermeister Fritz Kratzer, dessen Gemeinde im Genehmigungsverfahren als eigene Partei mit Anwalt auftritt, lässt keinen Zweifel daran, was er von der geplanten Baurestmassendeponie im Ortsteil Stegg hält.

Über Partei- und Stadtgrenzen hinweg proben Kapfenberg, Bruck und Tragöß-St. Katharein den Schulterschluss gegen das Projekt der Firma BRM Recycling, die bereits Deponien und Zwischenlager in Thal bei Graz, Seiersberg, Gratkorn, Röthelstein und Zeltweg betreibt. Hinter allen steht die Tieber-Gruppe aus Peggau.

Anrainer: „Unser Misstrauen ist groß“
Am 25. Juli endet die verlängerte Einspruchsfrist gegen das neue Projekt im Lamingtal. „Wir wurden vom Betreiber nicht aktiv informiert“, kritisiert Josef Adam, Sprecher der neuen Anrainer-Initiative, und ergänzt: „Das hat unser Misstrauen noch verschärft.“ Dienstag versammelten sich weit über 100 Anrainer und Lokalpolitiker, um Strategien gegen die Deponie zu besprechen. Sie soll 400 Meter taleinwärts vom Arndorfer Ortsrand entfernt liegen und die Fläche von sieben Fußballfeldern haben.

Angst vor Baustaub und 118 Dezibel
Die Nähe zum Wohngebiet könnte rechtlich zum Knackpunkt werden, erläutert Bürgermeister Kratzer: „Aus dem Lamingtal strömt Frischluft herein, die würde den Baustaub dann zu den Häusern tragen. Und die eingesetzten Brecher arbeiten mit 118 Dezibel - so laut wie ein Düsenjet.“ Zudem sorgt sich Kratzer um das 500 Meter entfernte Brunnenschutzgebiet. Sein Fazit: „Die Lebensqualität der Leute ist akut gefährdet.“

Dass Sachverständige im ersten Gutachten grünes Licht gaben, beruhigt ihn nicht: „Das war in Frohnleiten auch so - und dann lag dort auf der Deponie Asbest herum.“ Ein Stoff, der laut Umweltanwältin Ute Pöllinger auch im Lamingtal gelagert werden könnte, etwa durch altes Wellblech. Dieses müsse aber sofort abgedeckt werden, um den giftigen Staub nicht in die Luft zu lassen, so die Expertin.

Den Anrainern rät Pöllinger, sich bei ihren Einsprüchen auf Umweltaspekte - Luft, Wasser und Lärm - zu stützen. Die erwartete Steigerung beim Verkehr - 100 Lkw-Fahrten pro Tag beträfen mehrere tausend Anwohner entlang der L 111 - könnten von der Landesregierung als Genehmigungsbehörde nicht berücksichtigt werden.

Matthias Wagner
Matthias Wagner
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