Die Herausforderungen

Ist Graz fit für die Zukunft?

Steiermark
19.07.2018 06:30

Die „Steirerkrone“ geht heute der Frage nach, wie fit die steirische Landeshauptstadt für die Zukunft ist. Die großen Problemfelder sind: Integration, Sicherheit, Bildung, Umwelt, Verkehr, Wohnen und der Arbeitsmarkt. Es gibt durchaus Grund zu Optimismus.

Im so wichtigen Bereich Verkehr tut sich einiges, das einen durchaus optimistisch in die nähere Zukunft blicken lässt. Der Bim-Ausbau scheint diesmal wirklich auf Schiene zu sein, auch über Alternativen zu herkömmlichen Verkehrsmitteln, wie die Stadtsteilbahn, wird nachgedacht. Ob die wirklich Nutzen stiftet, ist freilich noch nicht klar. Ein stiefmütterliches Dasein fristet allerdings der Radverkehr - hier müsste etwa das Grazer Umland (Pendler) viel stärker eingebunden werden. Optimistisch sein darf man ebenfalls in den Bereichen Bildung und Arbeitsmarkt.

Doch es gibt auch einige Problemlagen: Die aktuellen „Sorgenkinder“ sind die Bereiche Integration, Wohnen und natürlich die Sicherheit der Grazer.

Neben diesen großen Themen (siehe Detail-Analysen unten), warten freilich noch andere Herausforderungen. Etwa: Wie wird die großflächige Umgestaltung des Murufers umgesetzt (Stichwort Grünraum)? Wird es Einschnitte im Sozialbereich geben? Wird die Stadt je ihre Schulden senken können (1,2 Milliarden Euro aktuell)?  Wobei der Fairness halber angemerkt sei: Im Gegensatz zum Land weist die Stadt alle Schulden aus, also auch die ihrer Töchter (Holding Graz usw.).

Hier die Analyse der wichtigsten Themen:

Integration: Jeder Vierte in Graz ist Ausländer
Die nackten Zahlen zeigen, dass das Thema Integration auch in den kommenden Jahren ein zentrales sein wird:

- 23 Prozent beträgt der Ausländeranteil in Graz (66.600 Ausländer). 2005 lag der Anteil bei 10,8 Prozent (26.600 Ausländer).

- Mehr als die Hälfte der Grazer Volksschulkinder (52,4 Prozent im abgelaufenen Schuljahr) hat eine andere Muttersprache als Deutsch. Das heißt aber noch nicht automatisch, dass diese Kinder auch schlecht Deutsch sprechen.

- 25,5 Prozent der Grazer Volksschulkinder sind muslimischen Glaubens. In den Neuen Mittelschulen beträgt der Anteil sogar 34,3 Prozent.

- Im nächsten Kindergartenjahr werden allein für die Integration (Sprachförderung usw.) 1,4 Millionen Euro aufgewendet. Die Kleinen sollen frühestmöglich gefördert werden.

Umwelt und Verkehr: Hoffnung und Streit
- Öffis: So gut wie jetzt waren die Aussichten für einen massiven Bim-Ausbau nie. Das Land zahlt 43,8 Millionen Euro dazu  und auch der Bund will  Graz endlich helfen.

- Autoverkehr: Etwa 90.000 Menschen pendeln täglich nach Graz ein, 30.000 pendeln aus Graz ins Umland. Die Hälfte ist mit dem Auto unterwegs. Immer mehr Menschen zieht es in den Großraum Graz. Alternativen (Radautobahnen usw.) zum Auto müssen forciert werden - die Grazer Straßen können ja nicht einfach verbreitert werden

- Feinstaub: Einige sehen im Verkehr einen Hauptverursacher (die Grünen), andere sehen andere wesentliche Ursachen, wie den Hausbrand. Insgesamt ist der Feinstaub weniger geworden. Das Thema wird weiter für Streit sorgen. Verschwinden wird der Feinstaub aber sicherlich nie ganz.

Bildung: Zig-Millionen Euro für die Neubauten
- Graz ist eine Studentenstadt - 61.000 sind es, bei einer Gesamtbevölkerungszahl von 325.000 (Haupt- und Nebenwohnsitze) ein enorme Anzahl. Graz wird mit seinen Unis und Fachhochschulen auch in Zukunft Studentenstadt bleiben.

- In Bildungseinrichtungen wurde und wird massiv investiert. Bestes Beispiel ist die Med Uni. 180 Millionen Euro flossen in den Neubau (siehe Foto), weitere 230 Millionen sollen folgen.

- Graz kann stolz sein auf sein Schulausbaubauprogramm - die Neubauten sind hochmodern. 61 Millionen Euro flossen ins erste Ausbaupaket, 75 Millionen fließen nun ins zweite Ausbaupaket.

- Bildung ist die Basis für ein erfolgreiches Leben (egal, ob Hochschule oder Lehre). Die Basis für Bildung ist Integration - hier liegt eine große Herausforderung im Bildungsbereich.

Arbeit und Wohnraum: Vorhersagen unseriös, aber: Sorgt Bau-Boom für günstigeres Eigentum?
- Arbeit: Noch nie gab es in Graz so viele Jobs, nämlich 184.000. Nach Rekorden um die 19.000 Arbeitslose in Graz (2015) ist die Zahl aktuell auf 10.700 gesunken. Dringend gesucht werden Facharbeiter, aber auch andere Branchen (etwa die Gastronomie) klagen über mangelnde Arbeitskräfte. Die Prognosen verheißen, dass die Arbeitslosenrate in naher Zukunft wohl nicht mehr weiter sinken wird.

- Wohnen: Heuer sind in Graz die Mieten (plus  1,23 Prozent) und  auch die Preise für Eigentum (plus 2,66) gestiegen. Bauträger klagen hinter vorgehaltener Hand, dass Eigentumswohnungen aufgrund des Bau-Booms  nicht mehr so einfach weggehen. Manche vermieten darum lieber. Ob dadurch Eigentum billiger und Mieten noch teurer werden? Vorhersagen sind schwierig, weitere Teuerungen aber wahrscheinlich.

Sicherheit: Hartes Durchgreifen gefordert
- Mehr Polizei: Seit Jahren hört man die Forderung, dass Graz mehr Polizisten braucht. Daran wird sich leider wohl auch in Zukunft nichts ändern.

- Radikaler Islam: Die Hälfte der Grazer Moscheen steht unter Radikalen-Verdacht (wir haben ausführlich berichtet). Die Grazer erwarten sich, dass die Exekutive und die  Justiz in Zukunft hart durchgreifen.

Gerald Richter
Gerald Richter
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