Heute vor 20 Jahren

Ganz Lassing denkt an die zehn Opfer im Bergwerk

Steiermark
17.07.2018 07:00

Tag des Gedenkens in Lassing: Vor 20 Jahren, am 17. Juli 1998, kam es zum großen Grubenunglück. Ein Teil des Stollensystems im lokalen Bergwerk brach ein, elf Männer wurden verschüttet, mit Georg Hainzl wurde nur einer gerettet. Um 19 Uhr beginnt am Dienstag ein Gedenkgottesdienst in der Pfarrkirche. Steirische Politiker erinnern sich an die dramatischen Sommertage von damals.

Es ist vor allem eine Politikerin, die ewig mit dem „Wunder von Lassing“, der Rettung des Bergmanns Georg Hainzl (siehe Artikel hier), in Verbindung gebracht wird: Waltraud Klasnic, damals Landeshauptfrau der Steiermark. Ihre legendären Worte „Ein Land weint“ berührten viele (ein Interview mit Klasnic lesen Sie in der Dienstag-Ausgabe der „Steirerkrone“).

„Für seelische Verletzungen war niemand da“
Klasnic trommelte auch Sozialarbeiter, Ärztinnen und Psychologen zusammen, die in ihrer Freizeit den Menschen in Lassing Beistand leisteten - mit viel Engagement, aber noch ausbaufähiger Koordination. Es war die Geburtsstunde des steirischen Kriseninterventionsteams (KIT), das ein Jahr später offiziell seine Arbeit aufnahm. „Lassing machte deutlich, dass bei seelischen Verletzungen eigentlich niemand da war“, so der heutige Leiter Edwin Benko. Der Psychotherapeut hat selbst Betroffene des Bergwerkunglücks begleitet.

Heute umfasst das KIT-Team etwa 400 ehrenamtliche Mitarbeiter in der ganzen Steiermark, die nach schlimmen Vorfällen - etwa der Amokfahrt in Graz 2015 - zur Stelle sind. Sie sind Teil der Einsatzleitung und betreuen Betroffene einzeln und in Gruppen.

„Wir waren geschockt“
Die „Krone“ hat steirische Spitzenpolitiker nach ihren Erinnerungen an die dramatischen Sommertage 1998 gefragt. ÖVP-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer: „Wir waren geschockt. Tag und Nacht hatte ich die Männer im Kopf: Wie geht es ihnen? Hoffentlich können sie gerettet werden… Vor ein paar Tagen habe ich mit der Witwe von DI Schöggl, ein erfahrener Tunnelbauer, der beherzt zur Rettung unter Tag aufbrach und selbst ums Leben kam, gesprochen. Die Wunden sind vielleicht verheilt, aber die Narben werden wohl das ganze Leben schmerzen.“

„Ein schockierendes Ereignis“
Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ): „Ich war gerade in Weiz unterwegs, als vor 20 Jahren die ersten Meldungen vom Grubenunglück in Lassing bekannt wurden. Das war ein schockierendes Ereignis. Ich habe die Bergleute bewundert, die zu Georg Hainzl hinuntergestiegen sind, um ihn zu retten. Das ganze Land war zutiefst geschockt und traurig, als bekannt wurde, dass die Retter selbst verschüttet wurden - die Retter also selbst zu Opfern wurden. Dass Georg Hainzl aus der Grube gerettet werden konnte, grenzt an ein Wunder, wofür wir alle sehr dankbar waren. Ein wahrer Lichtblick in diesen schwierigen Stunden.“

„Stand kurz vor meinem Auslandseinsatz“
Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ): „Ich stand damals als 22-jähriger Soldat kurz vor meinem Auslandseinsatz und habe die furchtbaren Ereignisse in Lassing über die Medien verfolgt. Es war unglaublich tragisch und ich habe große Anteilnahme für die Opfer und ihre Familien empfunden.“

„Ein einzige Peinlichkeit“
Grüne-Landessprecher Lambert Schönleitner: „Das Talkum-Werk in Lassing war bis zu dieser Tragödie kaum im Bewusstsein der Ennstaler Bevölkerung. Die Katastrophe änderte dies schlagartig. Ich erinnere mich gut, der Druck und die Verzweiflung waren ja weit über Lassing hinaus in der Region allgegenwärtig. Bis heute ist mir das abgehobene, arrogante und stümperhafte Verhalten der damaligen Berghauptmannschaft in Erinnerung. Das Versagen der Bundesbehörden war eine einzige Peinlichkeit.“

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