Rückzug aus Wien

Online-Radvermieter: Die Heimsuchung hat ein Ende

Digital
11.07.2018 17:01

Die Heimsuchung hat ein Ende: Der chinesische Leihradanbieter Ofo, dessen gelbe Drahtesel von ihren Benutzern bisweilen an recht kreativen Orten abgestellt (oder besser: entsorgt) wurden, zieht sich aus Wien zurück. Offenbar sollen die Bikes innerhalb der nächsten Wochen von der Straße geholt werden. Und auch der Rivale oBike aus Singapur könnte schon bald verschwinden - wenn er sich erbarmt, seine Räder wieder einzusammeln.

In mehreren deutschen Städten und in Wien wachsen die Probleme mit den silber-gelben Leihrädern von oBike: Sie stehen oft im Weg und sind häufig Ziel von Vandalismus. Zwar habe der Anbieter aus Singapur mehreren Städten versprochen, alle oder einige Räder wegzuräumen. Passiert sei aber nicht viel, sagt etwa der Fahrradbeauftragte der Stadt München, Florian Paul.

„Versuchen seit Monaten, jemanden zu erreichen“
„Das ist ein großes Ärgernis. Wir versuchen seit Wochen und Monaten, jemanden bei oBike zu erreichen, der sich um die Entfernung der Räder kümmert.“ Auf 1000 Räder sollte oBike seinen Fuhrpark in München reduzieren, aber noch immer seien 3000 in der Stadt.

In Wien ist oBike mit rund 800 gelben Rädern präsent. Ob diese noch lange im Stadtbild zu sehen sein werden, ist derzeit offen. Sollte oBike seine Gefährte bis 1. August nicht bei den Wiener Behörden registrieren, dürfen die Räder in der Stadt nicht mehr verliehen werden. So sieht es der neue Regelkatalog vor.

oBike-Räder wegen Defekt nicht mehr leicht ortbar
oBike wurde erst im vergangenen Jahr gegründet und bietet in mehreren europäischen Städten seine Leihräder an. Zuständig für das Einsammeln der Räder ist nach eigenen Angaben das Schweizer Transportunternehmen Umzug 24. Problematisch sei aber die Ortung der Räder, weil die App für die Nutzer nicht mehr richtig funktioniere, sagte Umzug-24-Mitarbeiter Sercan Ocar. oBike in Singapur war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

oBike hat in seiner Heimat Insolvenz angemeldet
Für Unruhe sorgt, dass oBike Singapur Insolvenz angemeldet hat. Auf die Geschäfte an anderen Standorten habe dies aber keine Auswirkungen, teilte der Anbieter im Juni mit. In Deutschland und Österreich müssen Nutzer laut oBike-Website eine „zurückerstattbare Kaution von 79 Euro“ zahlen. Beschwerden von Nutzern waren dem Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) in Berlin laut einer Sprecherin am Dienstag nicht bekannt.

Radverleiher für viele Städte nicht mehr erreichbar
Trotzdem melden auch andere deutsche und europäische Städte Probleme mit oBike: In Hannover erreicht man laut einer Sprecherin der Stadt seit vergangenem Donnerstag niemanden mehr bei oBike. In Frankfurt habe die Firma immer seltener falsch abgestellte Räder rechtzeitig entfernt und sei dann teils nicht mehr erreichbar gewesen, sagte der Sprecher des Verkehrsdezernats.

Im Juni hatte oBike angekündigt, sich aus Frankfurt zurückzuziehen, vergangenen Mittwoch habe die Stadt das letzte Mal etwas von dem Anbieter gehört. „Da hieß es, sie würden noch nach einer Firma suchen, die die Fahrräder wegräumt.“ Der Verleiher habe 1.200 Räder in Frankfurt.

„Lassen rechtlich prüfen, welche Möglichkeiten Stadt hat“
In München ist man schon einen Schritt weiter: „Wir lassen rechtlich prüfen, welche Möglichkeiten die Stadt hat.“ Weil die oBikes weder herrenlos noch städtisches Eigentum sind, darf die Stadt sie nicht einfach selbst wegräumen. „Sie gehören dem Unternehmen, und das ist verpflichtet, sich darum zu kümmern.“

Lagerhalle voller oBikes: Niemand will die Fahrräder
In Hamburg hat oBike laut Verkehrsbehörde zwar Mitte 2017 versucht, einen Fuß in den Markt zu bekommen, daraus wurde aber nichts. Dennoch gibt es in der Nähe jemanden, der mit oBike ein Problem hat: Harald Ploß, der eine Lagerhalle in Barsbüttel bei Hamburg an oBike vermietet hat. Bei ihm stehen rund 10.000 oBikes, die er wieder loswerden will, um die Halle weiterzuvermieten - aber oBike sei nicht mehr erreichbar, sagte Ploß.

„Der letzte Kontakt war im April“
Berlin hat immerhin oBike-Räder, die auch fahren. Wie viele genau, ist der Senatsverkehrsverwaltung nicht bekannt. „Der letzte Kontakt war im April, aber wir haben es seitdem auch nicht mehr versucht“, teilte ein Sprecher am Dienstag auf Anfrage mit. Es sei bisher nichts darüber mitgeteilt worden, ob sich das Unternehmen aus Berlin zurückziehe. Probleme mit oBike seien dem Sprecher nicht bekannt.

Rotterdam sammelt Räder selber ein
In Rotterdam hat oBike die ursprünglich 2500 Räder laut Stadtverwaltung bereits auf 700 reduziert. Kaputte oder deutlich herrenlose Räder sammelt die Stadt selbst ein. In Wien hat oBike nach Angaben der Stadt seinen Standort aufgelöst, die Räder aber noch nicht entfernt. oBike Italien sagte auf dpa-Anfrage am Dienstag knapp, dass es keine Pläne gebe, sich aus Italien zurückzuziehen.

Das Einsammeln in Zürich funktioniert
In Zürich - hier hat Umzug24 seinen Sitz - klappt es besser als in den anderen Städten: Nach Angaben von Mike Sgier vom Tiefbau- und Entsorgungsdepartement der Stadt läuft die Räumungsaktion dort bis jetzt reibungslos. oBike sei seit Ende Juni aus dem Geschäft.

Ofo zieht sich bereits aus Wien zurück
Der chinesische Leihradanbieter Ofo zieht sich bereits aus Wien zurück. Laut Medienberichten sollen die Bikes innerhalb der nächsten Wochen von der Straße geholt werden. Begründet wird dies unter anderem mit den neuen strengen Regeln für stationsungebundene Leihräder bzw. dem neuen Limit von 1.500 Fahrrädern pro Anbieter.

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