Nun im Viertelfinale

England siegt erstmals seit 1996 im Elferschießen!

WM 2022
03.07.2018 22:52

Das Mutterland des Fußballs hat es geschafft: England steht durch den ersten Sieg in einem K.-o.-Spiel nach 12 (!) Jahren Wartezeit im Viertelfinale der Fußball-Weltmeisterschaften in Russland! Die „Three Lions“ setzten sich im allerletzten Achtelfinale dieser Titelkämpfe gegen die ohne ihr verletztes „Offensiv-Hirn“ James Rodriguez angetretene Mannschaft von Kolumbien knapp, aber doch durch. Unfassbar, aber wahr: Mit dem ersten siegreich gestalteten Elfmeterschießen seit der Heim-Europameisterschaft 1996! Und nun wartet im Viertelfinale das Team von Schweden!

Keine Frage: Bei den Hymnen hatten die Engländer den inbrünstig mitsingenden Kolumbianern noch den Vortritt zu lassen und auf den Rängen des Moskauer Spartak-Stadions mochten die Fans der „Cafeteros“ klar in der Überzahl sein - doch auf dem Grün übernahmen die in Rot aufgelaufenen Schützlinge von Nationaltrainer Gareth Southgate sofort das Kommando. Die wie gewohnt in einer 3-5-2-Grundordnung agierenden „Three Lions“ verlagerten das Spiel vom Start weg in die Spielhälfte der Kolumbianer, die ohne ihren Superstar James Rodriguez offensiv gehemmt wirkten und statisch blieben. Die ersten Chancen für England waren so nur eine Frage der Zeit: Ashley Young (6./Freistoß) und Harry Kane (16./Kopfball) scheiterten aber fürs Erste. Gut für die Kolumbianer, denn offensiv fand die Elf des argentinischen Trainers Jose Pekerman sehr lange überhaupt nicht statt. Konter wie jener von Außenverteidiger Santiago Arias (9.) „verendeten“ oftmals schon knapp hinter der Mittellinie, weil sich einfach zu wenige Mitspieler mit nach vorne zu gehen trauten.

Erst in Minute 24 sorgte Juan Cudrado für einen Hauch von Gefahr, als er mit einem Pass Radamel Falco in der Spitze suchte - doch mit seinem zu ungenauen Pass fand er den Monaco-Stürmer nicht, vielmehr aber England-Verteidiger Kyle Walker. Auf der anderen Seite sorgten die Herren Wilmar Barrios und Jordan Henderson nach einem Foul an Kane (38.) für Kuddelmuddel am kolumbianischen Strafraum: wegen eines bizarr-unorthodoxen „Kopfstoßes“ des „Cafetero“-Verteidigers. US-Schiedsrichter Mark Geiger beließ es nach heftigen Diskussionen allerdings bei einer Gelben - der anschließende Freistoß von Kieran Trippier ging dann zudem nur knapp an der linken Stange vorbei (42.). Übrigens: England spielte durchaus mit einem Tormann, auch wenn der bisher nicht erwähnt wurde: Allerdings dauerte es bis zur Nachspielzeit der ersten Spielhälfte, ehe Jordan Pickford bei einem 19-Meter-Schuss von Juan Quintero aktiv werden musste - „Alarmstufe Rot“ hatte der Schuss freilich nicht ausgelöst…

Für dramatische „Alarmstimmung“ vor dem englischen Gehäuse sorgten die Kolumbianer auch nach Wiederanpfiff vorerst nicht. Allzu viel Offensiv-Geist wohnte dem von Coach Pekerman gewählten 4-3-2-1-System aber auch nicht inne - immer wieder wurde Bayern Münchens James Rodriguez schmerzlich vermisst. Da half auch alles Kurbeln von Cuadrado und Quintero nichts, Falcao blieb als Solospitze zudem meistens völlig isoliert. Und weil für ein Mal auch die Defensive nicht hielt, was man sich vonseiten der Kolumbianer versprochen hatte, stand es plötzlich 1:0 für England: Nach einem Eckball zeigte „Cafetero“-Verteidiger Carlos Sanchez (Kolumbiens Rot-Sünder aus dem ersten heurigen WM-Spiel!) im Zweikampf mit Kane, dass an ihm ein talentierter Ringer verloren gegangen sein könnte. Schiri Geiger war freilich weniger beeindruckt, zeigte auf den Elferpunkt - und Kane verwertete cool in die Mitte (57.). Es war sein sechster Turniertreffer, mit dem er mit England-Stürmer-Legende Gary Lineker und dessen Rekord von der Weltmeisterschaft 1986 gleichzog.

Was sich indes bei den intensiven Diskussionen rund um den Elfer-Pfiff bereits angedeutet hatte, zog sich in den kommenden 15 bis 20 Minuten noch weiter. Wenngleich der Begriff „Gehässigkeiten“ noch einen Hauch zu hoch gegriffen sein mag, die Atmosphäre auf dem Rasen wurde immer hitziger, auf beiden Seiten wurde der Spielfluss immer wieder mit kleineren und größeren Fouls unterbrochen - Gelbe Karten für Falcao (63.) und Bacca (65.) zeugten von zu viel Emotionen vor allem bei den Südamerikanern. Die „Three Lions“ zogen sich zwar mit der Zeit immer weiter zurück, doch mit dem so freigewordenen Platz fingen sie kaum etwas an - es bedurfte schon der Mithilfe von England in Person von Verteidiger Walker, der im Mittelfeld durch einen leichtsinnigen Ballverlust gegen Bacca DIE Riesen-Ausgleichschance ermöglichte. Doch Cuadrado schloss den Konter mit einem Schuss knapp über das Gehäuse ab (81.). Aus und vorbei für Kolumbien? Mitnichten! Denn als wohl schon alle im Stadion den Sieg für England in trockenen Tüchern wähnten, schlug Kolumbien doch noch zu.

Erst mit einem Wahnsinns-Distanzhammer (30 Meter!) von Mateus Uribe, den Goalie Pickford gerade noch einmal aus dem Kreuzeck fischte (92.) - und dann (94.) im Anschluss daran mit einem Kopfball-Tor von Mina nach einer Ecke (der ersten für Kolumbien im Spiel!). Aus englischer Sicht hätte sich besser ein anderer Spieler als 1,74-Meter-Mann Tripper am Pfosten als Absicherung angeboten. Es ging in die VERLÄNGERUNG - und die sah in den ersten 15 Minuten eine durch den Ausgleichstreffer ordentlich aufgezuckerte Mannschaft Kolumbiens sowie ein schwer verunsichertes England-Team. Kaum ein Pass wollte der Southgate-Truppe mehr gelingen, offensiv trat man nun selbst so auf, wie es die Kolumbianer zuvor rund 80 Minuten lang getan hatten. Immerhin: Großchance ließen auch die waidwunden „Three Lions“ nicht mehr zu. So retteten sich die Engländer ins Elfmeterschießen.

Und in dem trafen aufseiten Englands Kane, Marcus Rashford, Trippier und Eric Dier - während „nur“ Liverpool-Kapitän Jordan Henderson an Kolumbien-Keeper Ospina scheiterte. Bei den Kolumbianern knallte Uribe als dritter Schütze den Ball nur an die Querlatte und den Versuch des eingewechselten Carlos Bacca wehrte England-Goalie Pickford ab. England hatte damit tatsächlich erstmals seit 1996, dem EM-Viertelfinale gegen Spanien, ein Elfmeter-Schießen gewonnen…

Das Ergebnis:
Kolumbien - England 1:1 n.V. (0:0,1:1), 3:4 i. E.
Moskau, Spartak-Stadion, SR Geiger (USA)
Tore: 0:1 (57./Elfer) Kane, 1:1 (94.) Mina
Gelbe Karten: Barrios, Arias, Sanchez, Falcao, Bacca, Cuadrado bzw. Henderson, Lingard
Kolumbien: Ospina - Arias (116. Zapata), Mina, D. Sanchez, Mojica - Barrios, C. Sanchez (79. Uribe), Lerma (61. Bacca) - Cuadrado, Quintero (88. Muriel) - Falcao
England: Pickford - Walker (113. Rashford), Stones, Maguire - Henderson - Trippier, Alli (81. Dier), Lingard, Young (102. Rose) - Sterling (88. Vardy), Kane

Elfmeterschießen:
1:0 - Falcao trifft
1:1 - Kane trifft
2:1 - Cuadrado trifft
2:2 - Rashford trifft
3:2 - Muriel trifft
3:2 - Henderson scheitert an Ospina
3:2 - Uribe schießt an die Latte
3:3 - Trippier trifft
3:3 - Bacca scheitert an Pickford
3:4 - Dier trifft

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(Bild: KMM)



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