Schweiz niedergerungen

1:0! Forsberg knallt Schweden ins Viertelfinale

WM 2022
03.07.2018 17:53

Es ist vollbracht: 24 Jahre des Wartens sind für Schwedens Fußball genug gewesen, erstmals seit 1994 (!) stehen die „Blau-Gelben“ wieder unter den besten acht Teams einer Weltmeisterschaft! Die Schweden setzten sich in einem nicht sonderlich hochklassigen, aber nichtsdestotrotz sehr lebendigen und abwechslungsreichen Achtelfinal-Duell mit der Schweiz knapp mit 1:0 durch. Leipzig-Legionär Emil Forsberg sorgte im Zusammenspiel mit dem schweizerischen Abwehrspieler Manuel Akanji für den alles entscheidenden Treffer. Ein Tor, das wiederum die Schweizer Leidenszeit verlängert, warten die Eidgenossen nun doch weiterhin seit 1954 auf ein Erreichen eines WM-Viertelfinales…

Das siebente Achtelfinale dieser Fußball-WM brachte also im St. Petersburger Krestowski-Stadion die „Neuauflage“ des Final-Duells bei der heurigen Eishockey-WM. Doch anders als auf dem kalten Eis, gingen die Skandinavier auf dem grünen Rasen wohl NICHT als Favorit in die Partie. Die Mannschaft aus dem Land des Eishockey-Weltmeisters (3:2 nach Penaltyschießen) beschränkte sich im Wissen um die technisch wohl feinere Klinge der Eidgenossen zumeist auf das Reagieren - während die Schweizer ihr Heil im Agieren suchten. Dass die Mannen in Rot gleich nach wenigen Sekunden durch einen Weitschuss von Xherdan Shaqiri zum ersten Mal (ungefährlich) bei den Schweden „anklopften“, versprach zwar gleich einmal Vorteile für Österreichs Nachbarland - aber dieses Versprechen sollte nicht eingehalten werden. Denn mehr als ein gefälliges Ball-Geschiebe „erlaubten“ die von ihrem Teamchef Janne Andersson in einem mehr oder weniger klassischen 4-4-2 aufgestellten Schweden ihren Gegnern kaum einmal.

Selber versuchte man mit schnellen Kontern und zeitweise frühem Attackieren zum Erfolg zu kommen: Und tatsächlich entkam Marcus Berg nach einem Doppelpass zunächst seinem Bewacher Ricardo Rodriguez und dann zum Schuss - doch der riss dem 31-Jährigen völlig ab und wurde eher zur Gefahr für die Zuschauer im zweiten Rang (7.). Wenig später leistete sich Schweiz-Keeper Yann Sommer bei einem Befreiungsversuch einen kapitalen Bock, doch die Schweden wussten das mit Schüssen von Berg (geblockt) und Albin Ekdal (weit drüber) nicht zu bestrafen (9.). Selbst wusste sich die „Nati“ lange Zeit keine nennenswerten Chancen zu erarbeiten, wenn es einen Hauch von Gefahr gab, hatte zumeist Shaqiri seine Füße im Spiel - etwa bei Flanken in den Strafraum, bei denen Josip Drmic (14.) und Steven Zuber (25.) zu klein gerieten. Aus schweizerischer Sicht nicht zu kurz geriet in Minute 28 dann Tormann Sommer, der einen weiteren Schuss von Berg gerade noch irgendwie aus dem unteren rechten Eck fischte.

Eine Tor-Chance dieser Qualität hatte es für die Schweiz bis zu diesem Zeitpunkt nicht gegeben - und es sollte noch einmal zehn Minuten dauern, bis die „Nati“-Fans den Torschrei auf den Lippen hatten. Nach einem Doppelpass von Blerim Dzemaili und Zuber kam der Bologna-Spieler aus zwölf Metern zum Schuss, doch er drosch den Ball freistehend über das Gehäuse. Der Frust von Schweiz-Teamchef Vladimir Petkovic an der Seitenlinie war wohl noch kaum verflogen, da musste er sich schon wieder über eine Schweden-Großchance ärgern: Aus fünf Metern Entfernung wusste HSV-Legionär Ekdal nicht, ob er eine halbhohe Flanke von Mikael Lustig mit dem Kopf oder mit dem Fuß übernehmen sollte und entschied sich im letzten Moment für den Fuß - falsche Entscheidung (41./weit drüber).

Kurios: Die zweite Spielhälfte begann mit einem kurzen Schockmoment, denn der allerwichtigste Akteur bei einem Fußball-Spiel fand zunächst offenbar nicht den Weg auf das Spielfeld: der Ball nämlich. Dieses Hoppala sorgte bei den beiden Teams allerdings nicht für Irritation, die Partie ging im Großen und Ganzen so weiter, wie sie zuvor mit dem Pausenpfiff unterbrochen worden war. Die Schweizer agierten und die Schweden reagierten. Wie etwa Forsberg, der nach einem Fehler von BVB-Mann Akanji im Mittelfeld einen Konter der „Blau-Gelben“ einleitete - doch nach Vorarbeit von Ludwig Augustinsson und Berg schoss Ola Toivonen recht uninspiriert drüber (49.). Trotz dieser etwas unglücklichen Szenerie durften sich die Schweizer in der Anfangsphase der zweiten Hälfte zunehmend über zumindest optische Vorteile freuen - aber wie schon in den ersten 45 Minuten wusste man einfach nichts Gefährliches aus diesen Vorteilen zu machen.

Und so kam es, wie es beinahe kommen musste: In Minute 66 wagten sich die Schweden wieder einmal etwas engagierter in die gegnerische Spielhälfte - und nach einem Zuspiel von Toivonen hatte der im bisherigen Verlauf der WM noch ohne Scorer-Punkt gebliebene Forsberg auf einmal zu viel Platz. Da er nicht attackiert wurde, zog der Leipziger aus 17 Metern einfach einmal ab - und durfte sich für die freundliche Mithilfe von Akanji bedanken, der den Ball für Goalie Sommer unhaltbar abfälschte. Sollte es das bei knapp mehr als 20 ausstehenden Minuten gewesen sein? Die Hoffnung bei den Eidgenossen lebte, hatten die Schweizer doch bereits gegen Brasilien und gegen Serbien nach 0:1-Rückstanden noch gepunktet. Mehr als Halb-Chancen schauten erst allerdings nicht und nicht heraus, etwa von Rodriguez (69./Goalie Olsen hielt), Shaqiri (71./Schuss geblockt), Djourou (79./zu schwacher Kopfball), Breel Embolo (80./Kopfball) oder Haris Seferovic (91./Kopfball).

Die größte Chance auf einen zweiten Treffer an diesem Nachmittag hatten letztlich sogar noch die Schweden, als der eingewechselte Martin Olsson bei einem Konter alleine auf das Gehäuse der Schweizer zulaufend von Michael Lang an der Strafraumgrenze zu Fall gebracht wurde. Rot für den „Nati“-Abwehrspieler war klar, doch auch die Entscheidung zwischen Elfmeter und Freistoß? Schiri Damir Skomina entschied zum Ärger der Schweden nach Begutachtung der TV-Bilder „nur“ auf Freistoß, unmittelbar vor dem Strafraum. Immerhin: Den Versuch von Toivonen wehrte Schweiz-Keeper Sommer zwar spektakulär ab, aber das Spiel war für die Schweizer nicht mehr zu gewinnen...

Das Ergebnis:
Schweden - Schweiz 1:0 (0:0)
St. Petersburg, St.-Petersburg-Stadion, 64.042 Zuschauer, SR Skomina/SLO
Tor: 1:0 (66.) Forsberg
Gelbe Karten: Lustig (im Viertelfinale gesperrt) bzw. Xhaka, Behrami
Rote Karte: Lang (94./Notbremse)
Schweden: Olsen - Lustig (82. Krafth), Lindelöf, Granqvist, Augustinsson - Claesson, Svensson, Ekdal, Forsberg (82. Olsson) - Toivonen, Berg (90. Thelin)
Schweiz: Sommer - Lang, Djourou, Akanji, Rodriguez - Behrami, Xhaka - Shaqiri, Dzemaili (73. Seferovic), Zuber (73. Embolo) - Drmic

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(Bild: KMM)



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