Stach 2 Männer nieder

Messermord in Wien: 20 Jahre Haft für Ex-Boxer

Österreich
26.06.2018 06:17

Ein ehemaliger Boxer, der in der Nacht auf den 1. Oktober 2017 in einer U-Bahn-Station in Wien-Ottakring einen 22-Jährigen mit einem Klappmesser erstochen und einen 25 Jahre alten Mann lebensgefährlich verletzt hat, ist in der Nacht auf Dienstag am Landesgericht Wien im Sinn der Anklage schuldig erkannt worden. Der gebürtige Tschetschene erhielt wegen Mordes und versuchten Mordes 20 Jahre Haft.

Der Schuldspruch der Geschworenen fiel mit 6:2 Stimmen im Sinn der Anklage aus. Der 22-Jährige hatte sich mit Notwehr verantwortet. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Wie Gerichtssprecherin Christina Salzborn unmittelbar nach der Urteilsverkündung Montagnacht bekannt gab, erbat Verteidiger Rudolf Mayer Bedenkzeit. Staatsanwältin Viktoria Berente gab vorerst keine Erklärung ab.

Der Ex-Boxer - ein gebürtiger Tschetschene, der seit seinem zehnten Lebensjahr in Österreich lebt - war in der Nacht auf den 1. Oktober mit seinem Cousin und zwei afghanischen Freunden unterwegs. Auf einem Bahnsteig an der U6-Station Thaliastraße traf die Gruppe auf drei junge Serben, mit denen es aus nichtigem Anlass zu einem zunächst verbalen Disput kam. Die Serben hatten eine junge Frau unwirsch weggewiesen, die sie um eine Zigarette gebeten hatte. Die anderen Männer kannten die Frau vom Sehen, sie hatten sie unmittelbar zuvor vor einer Diskothek kennengelernt. Sie dürften für sie Partei ergriffen und damit die Serben gegen sich aufgebracht haben.

Aggression ging von den Serben aus
Bildmaterial aus Überwachungskameras der Wiener Linien belegt, dass die Aggression von den Serben ausging. Nach einem kurzen Wortgefecht gingen zwei von ihnen auf den Cousin des Angeklagten los, der einen Faustschlag kassierte und zu Boden ging. Als sich der Schläger dem Angeklagten zuwandte und diesen in offensichtlich gewalttätiger Absicht gegen die Wand drückte, zückte dieser ein Klappmesser und versetzte dem 22-Jährigen acht Stiche. Einer ging in die Lunge, einer verletzte die Arterie. Der Bewaffnete fügte dem Gleichaltrigen auch noch eine klaffende Schnittwunde am Hals zu. Dem zweiten Angreifer rammte er danach das Messer dreimal in die Brust und zweimal in die rechte Achselhöhle.

„Die waren so riesig und stark“
„Ich habe mich nur verteidigt, weil ich nicht wusste, was passieren wird“, gab der 22-jährige Tschetschene, der laut eigenen Angaben 1,72 Meter groß ist und 70 Kilogramm auf die Waage bringt, zu Protokoll. Auf die Frage der Vorsitzenden Richterin Claudia Zöllner, weshalb er als Boxer nicht von seinen Fäusten Gebrauch gemacht habe, meinte der 22-Jährige: „Ich habe Angst gehabt. Die waren so riesig und stark (die beiden Serben waren mehr als 1,90 Meter groß und wogen mehr als 90 Kilogramm, Anm.). Ich dachte, wenn ich schlage und die nicht richtig treffe, dass die nicht umfallen, bringen die mich um.“ Er habe „nicht gezielt gestochen. Es war so schnell.“ Aus Angst und weil weiter auf ihn eingeschlagen wurde, habe er „so oft gestochen“.

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