Flucht bei Freigang

Prostituiertenmörder beim Kirschpflücken verhaftet

Oberösterreich
26.06.2018 05:40

Er ermordete 1996 eine 19-jährige Prostituierte mit einem Genickschuss, bekam 1997 lebenslänglich, saß 20 Jahre in der Justizanstalt Garsten - und flüchtete am 30. April bei einem Freigang. Wochenlang war er in der Neonazi-Szene im deutschen Bundesland Sachsen untergetaucht. Zielfahnder verhafteten den Mörder (57) nach sieben Wochen - beim Kirschpflücken.

Es war ein eiskalter Mord im Obdachlosen-Milieu: Das 19-jährige Linzer Straßenmädchen Petra K. wurde am 14. November 1996 in einem alten Abbruchhaus am Linzer Kapuzinerberg, gegenüber der Pädagogischen Hochschule der Diözese, förmlich hingerichtet.

Todesurteil wegen vergiftetem Hund
Das Mädchen hatte angeblich den Rottweiler seines Zuhälters Georg Weinberger (damals 29) vergiftet. Daraufhin fällte dieser ein Todesurteil. Ein Komplize (damals 37) ließ Petra K. bei Kerzenschein hinknien, setzte ihr einen Revolver am Genick an, drückte nach einem Fehlversuch ein zweites Mal ab. Die Leiche verscharrte der Mörder mit einem Helfer, der später alles auffliegen ließ, in einem Schlafsack in der hartgefroren Erde im Garten. Heute steht dort eine Wohnanlage.

20 Jahre in Garsten
Der Todesschütze und sein Auftraggeber Georg Weinberger - der am 4. Juni 2010 in der Strafanstalt Stein vermutlich an einer Überdosis Medikamenten starb - wurden Ende August 1997 beide zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Mörder - aus medienrechtlichen Gründen dürfen wir seinen Namen nicht nennen - verbrachte die nächsten 20 Jahre in der Justizanstalt Garsten.

Inzwischen ist seine Prognose gut, deshalb durfte er schon mehrmals aus dem Gefängnis - eine sogenannte Vollzugslockerung, um die Anpassung an die spätere Freiheit zu ermöglichen. Am 30. April kehrte der mittlerweile 57-jährige Prostituiertenmörder von einem genehmigten Ausgang nicht mehr nach Garsten zurück, sondern tauchte unter.

Rechtsradikale Szene
Das Landesgericht Steyr stellte eine Festnahmeanordnung und einen europäischen Haftbefehl aus. Rasch war klar, dass sich der 57-Jährige in Deutschland aufhält. Mit dem LKA München und dem LKA Magdeburg wurde der Gewalttäter schließlich auf einem Bauernhof der rechtsradikalen Szene in den Nähe von Naumburg lokalisiert. Er hatte alte Kontakte wieder aufleben lassen.

Am Vormittag klickten die Handschellen
Am 21. Juni um 7.50 Uhr früh verhaftete man den 57-Jährigen beim Kirschpflücken - sieben Wochen nach Beginn seiner Flucht. Bei der Einvernahme sagte der Mörder, er habe einen „schönen Sommer erleben“ wollen.

Verkürztes Auslieferungsverfahren
Der 57-Jährige ist derzeit in Halle an der Saale. Er hat einem verkürzten Auslieferungsverfahren zugestimmt und soll diese Woche zurück nach Garsten gebracht werden. Die Flucht selbst ist straffrei, ob er nun auch - wie geplant - relativ bald entlassen wird, steht auf einem anderen Blatt.

Christoph Gantner, Kronen Zeitung

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