Hollywood neidisch

Deutschland – Schweden: Ein Drama in drei Akten!

WM 2022
24.06.2018 20:18

Kein Hollywood-Regisseur hätte sich ein spannenderes Szenario erdenken können. Das Spiel Deutschland gegen Schweden glich mehr einem Theaterstück oder einer Oper, die von einem genialen Komponisten geschrieben wurde, als einem Fußballspiel. So lief das Drama in drei Akten:

Bereits die Ouvertüre lässt vermuten: Dieses Spiel darf man nicht verpassen. Es geht um alles oder nichts. Nach der enthusiastisch gesungenen Hymne beginnt Deutschland mit einem regelrechten Feuerwerk, doch die berühmte schwedische Abwehr rettet auf der Linie. Man hat das Gefühl, wenn die Schweden sich von der ersten Druckphase befreien können, dann werden sie gefährlicher, als die Deutschen. Und so geschieht es auch.

Schweden könnte nach dem ersten Entlastungsangriff schon führen, Deutschland kann sich bei Schiedsrichter Marciniak dafür bedanken, dass es keinen Strafstoß und rote Karte wegen Boatengs Foul an Berg gibt. Deutschland tritt eindeutig kämpferischer auf, als gegen Mexiko. Das Drama nimmt aber auch in diesem Spiel seinen Lauf.

In der 29. Minute tritt Toivonen Mittelfeldmotor Sebastian Rudy unabsichtlich auf die Nase, der Deutsche blutet, muss ausgewechselt werden. Joachim Löws Pläne scheinen sich in Luft aufzulösen. Ilkay Gündogan kommt, ausgerechnet der Gündogan, der vor der WM am meisten unter der politischen Kritik der Fans gelitten hatte. Aber Löw und Angela Merkel stellten sich hinter ihm.

Der erste Akt: Toivonens Tor nach Kroos-Fehler
Gündogan findet seinen Platz im Mittelfeld kaum und die Schweden werden immer gefährlicher. Nach Kroos-Ballverlust schießt Toivonen die Schweden in Führung. Es ist, wie ein Paukenschlag. Dunkle Wolken sammeln sich über Deutschland, über Merkel, über die EU, wie viele sie kennen. Die Schweden feiern.

Der zweite Akt: Die Rückkehr von Reus
Die Elf von Jogi Löw ist geschockt, aber sie reagiert. Nicht einmal drei Minuten sind in der zweiten Hälfte gespielt, als Reus zum Ausgleich trifft. Wieder ein dramaturgischer Höhepunkt. Ausgerechnet Marco Reus schießt ein, der beim Weltmeistertitel in 2014 wegen einer unglücklichen Verletzung nicht dabei sein durfte.

Doch das Unentschieden bringt den Deutschen nichts. Jeder weiß: „Diese schwedische Mannschaft wird gegen Mexiko nicht verlieren, und dann können die Weltmeister gegen Südkorea spielen was sie wollen, sie sind draußen.“ In der 82. Minute fliegt Boateng mit Gelb-Rot vom Platz. Für viele ist das das Ende von Europa: „Deutschland draußen, Merkel muss gehen.“

Die Dramatik spitzt sich ins unermessliche. Deutschland beißt die Zähne zusammen. Noch nie erzeugte eine Mannschaft mit einem Mann weniger so viel Druck, wie die Löw-Truppe. Doch es scheint nicht zu reichen: Gomezs Kopfball zu zentral, Werners Schuss wird abgeblockt und Julian Brandt trifft in der 93. Minute die Stange! Jetzt versagt den Deutschen auch noch das sprichwörtliche Glück. „Jogi Löw ist ab Morgen nicht mehr Bundestrainer“, denken viele. Die Zeiten von Matthäus, Effenberg und Basler kommen, Deutschland erholt sich nicht mehr von dieser Schmach.

Der dritte Akt: Kroos in der letzten Sekunde
Jede andere Mannschaft wäre spätestens jetzt gebrochen. Die Titelverteidiger blasen noch einmal zu einem letzten Angriff. Werner holt den Freistoß raus. Kroos tritt an, der Rest ist Geschichte. Der Fußball zeigte wieder einmal, warum er als Kunst zu werten ist.

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(Bild: KMM)



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