Bizarrer Goalie-Patzer

Uruguay gegen Saudis komatös, aber im Achtelfinale

WM 2022
20.06.2018 18:52

Luis Suarez, Edinson Cavani & Co. sei Dank, die ersten Achtelfinalisten der Fußball-WM 2018 stehen fest: Es sind dies Gastgeber Russland und Uruguay! Der Champ der Endrunden von 1930 und 1950 machte gegen Saudi-Arabien dort weiter, wo Russland im Eröffnungsspiel aufgehört hatte, nämlich beim Besiegen der „Wüstensöhne“. Über die Art und Weise, wie der 1:0-Erfolg zustande kam, könnte man aber durchaus den Mantel des Schweigens hüllen, agierten die Südamerikaner doch gegen die offensiv letztlich zu harmlosen Araber außerordentlich träge und lustlos. Bezeichnend, dass der einzige Treffer des Spiels aus einem katastrophalen Goalie-Patzer entstand…

Wirklich zufrieden waren nach den Auftaktpartien offenbar weder Uruguays Teamchef Oscar Tabarez noch Saudi-Arabiens „Chef“ Juan-Antonio Pizzi. Während Letzterer gleich vier Wechsel im Vergleich zu seiner Start-Aufstellung gegen Russland vornahm - darunter fatalerweise auch auf der Torhüter-Position, doch dazu später -, beließ es der „ewige“ Uruguay-Trainer Tabarez bei „nur“ zwei Änderungen. Die offensive Flügelzange bildeten in der 45.000 Zuschauer fassenden Rostow-Arena bei schweißtreibenden 31 Grad Celsius anstelle von Nahitan Nandez und Giorgian De Arrascaeta die Herren Carlos Sanchez und Christian Rodriguez.

Ein atemberaubendes Fußball-Fest boten freilich anfangs weder die vergleichsweise runderneuerten Saudis noch die punktuell umgebauten Uruguayer. Eher schon das Gegenteil. Vielleicht hätte es dem Spiel gutgetan, wenn Barcelona-Superstar Luis Suarez in der 2. Minute einen Ableger von Rodriguez aus knapp 15 Metern nicht gegen einen saudischen Abwehrmann gedroschen hätte, aber aus „Vielleichts“ lässt sich eben auch keine hochklassige Spitzenpartie zusammenbrauen. Immerhin gestalteten die „Wüstensöhne“ das Duell gegen den zweifachen Weltmeister aus Fußball-Urzeiten offener, als es nach dem ersten Spieltag der WM-Gruppe A zu erwarten gewesen wäre.

Von panischem Verrammeln des Strafraums war nichts zu sehen, sie spielten bei aller defensiven Vorsicht zumindest im Mittelfeld gefällig mit - freilich mit freundlicher Duldung von Uruguays Kickern, die aber spätestens in der Nähe des eigenen Gehäuses ernsthafter an die Arbeit gingen. Echte Tor-Chancen gab es daher vorerst nicht - und selbst das 1:0 für Uruguay fiel dann in Minute 23 aus einer Nicht-Chance: Weil sich der neue Saudi-Tormann Mohammed Al-Owais bei einem Corner von Sanchez sowohl räumlich als auch zeitlich desorientiert präsentierte und den völlig harmlos zur Mitte gebrachten Ball um Lichtjahre verfehlte. Weil Suarez in seinem 100. Länderspiel für Uruguay seinen Tor-Riecher bewies und aus fünf Metern Entfernung nur seinen Fuß hinhalten musste.

Wer sich nun befreite Südamerikaner oder geschockte Saudis erwartete, wurde bald eines Besseren belehrt: Das Team aus der asiatischen Fußball-Föderation AFC wurde nach dem Gegentreffer und einem kurz darauf anschließenden Cavani-Abschlussversuch (24.) aktiver sowie aggressiver und kam durch den äußerst lebendigen Hatan Bahbir (26./30.) auch zu aussichtsreichen Möglichkeiten. Letzten Endes wurde die von Minute zu Minute zunehmende Passivität der Uruguayer aber bis zur Pause nicht mehr bestraft - in etwas „Verwertbares“ für die Anzeigetafel konnte Saudi-Arabien die rund 57 Prozent Ballbesitz in der ersten Spielhälfte nicht verwandeln.

Und nach dem Wiederanpfiff? Nein, wirklich attraktiver wurde das Duell von Uruguay mit Saudi-Arabien auch in den zweiten 45 Minuten nicht - so viel gleich vorweg! Das Team des wegen eines Nervenleidens auf die Hilfe von Krücken angewiesenen Tabarez wusste das Spiel zu kontrollieren - viel mehr als notwendig investierte man aber nicht. Zugegeben, mit einem abgefälschten Freistoß von Suarez (51./Goalie Al-Owais griff ein), einer von Cavani knapp verpassten Hereingabe von rechts (60.) sowie einem Kopfball von Sanchez (62./nach Cavani-Flanke drüber) machten Uruguay zur gefährlichen Mannschaft - aber eben zur gefährlicheren von zwei grundsätzlich ungefährlichen.

Und was wohl zu diesem Zeitpunkt NIEMAND für möglich gehalten hätte: In der letzten halben Stunde wurde das ohnehin schon langweilige Spiel noch langweiliger! Selbst die aufmunternden Sprechchöre von den Rängen, die vermehrt für den zumindest willigen Außenseiter intoniert wurden, machten aus den Saudis noch keine kaltblütigen Chancen-Kreierer - und auch keine Tor-Maschinen. Mehr als lauwarme Annäherungen an das von Fernando Muslera gehütete Gehäuse von Uruguay kamen nicht zustande. Der Keeper musste nach der Pause kein einziges Mal ernsthaft eingreifen! Eher noch wäre das 2:0 gefallen, Cavani lenkte einen Schuss von Lucas Torreira (80.) per Kopf aber auch nur knapp neben das Tor ab. Danach passierte nichts mehr - und es blieb beim 1:0 für Uruguay.

Womit Uruguay und Russland nach dem zweiten Spieltag der WM-Gruppe A jeweils bei sechs Punkten halten - und damit von Ägypten und Saudi-Arabien nicht von den beiden ersten Plätzen verdrängt werden können. Man darf also beruhigt mit den Planungen für das Achtelfinale beginnen.

Das Ergebnis:
Uruguay - Saudi-Arabien 1:0 (1:0)
Rostow am Don, Rostow Arena, 42.687 Zuschauer, SR Turpin (FRA)
Tor: 1:0 (23.) Suarez
Gelbe Karten: keine
Uruguay: Muslera - Varela, Gimenez, Godin, Caceres - Sanchez (82. Nandez), Vecino (59. Torreira), Betancur, Rodriguez (59. Laxalt) - Suarez, Cavani
Saudi-Arabien: Al-Owais - Al-Burayk, Os. Hawsawi, Al-Bolayhi, Al-Shahrani - Al-Faraj, Otayf, Al-Jassam (44. Al-Moqahwi) - Bahbir (75. Kanno), Al-Dawsari - Al-Muwallad (78. Al-Sahlawi)

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(Bild: KMM)



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