Ehepaar getötet

Aus Hass auf FPÖ gemordet: Lebenslang für Tunesier

Oberösterreich
18.06.2018 21:18

Drei Tage war der Mordprozess gegen Mohamed H. (55) angesetzt, doch schon nach dem ersten war am Landesgericht Linz Schluss! Für den Doppelmord an einem betagten Ehepaar im vergangenen Juli wurde der Tunesier Montagabend zu lebenslanger Haft verurteilt. Sein Motiv: Hass auf die Gesellschaft und die FPÖ. Vom Vorwurf der IS-Mitgliedschaft wurde er hingegen freigesprochen.

Der Richter ist bekannt dafür, dass er sehr schnell verhandelt. Dass es aber so rasch ging, überraschte alle Insider ziemlich: Montag um 8.45 Uhr hatte der Doppelmord-Prozess gegen Mohamed H. (55), der im Juli 2017 ein betagtes Ehepaar in Linz-Urfahr getötet hatte, begonnen, zwölf Stunden später lautete das Urteil lebenslange Haft und Einweisung in eine Anstalt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Angeklagter aggressiv
Den ganzen Tag über herrschten am Landesgericht Linz verschärfte Sicherheitsvorkehrungen, gab es Extrakontrollen für Prozesskiebitze, Justizwachebeamte kamen in Schusswesten und mit Sturmhauben und es waren keine Handys im Schwurgerichtssaal erlaubt. Drinnen wirkte der Angeklagte fahrig, aggressiv und schlug mit der Hand auf den Tisch. Er gab die Morde gleich zu Beginn der Verhandlung zu, widersprach der Staatsanwaltschaft allerdings beim Tatablauf. Sein Motiv: Hass auf die Gesellschaft und die FPÖ.

Bei Tat zurechnungsfähig
Auch die Gerichtspsychologin, die den Tunesier 20 Stunden befragt hatte, war zugegen und meinte: „Er hat ein gestörtes, aber kein krankes Persönlichkeitsbild. Er empfindet, dass sich das ganze Unrecht der Welt gegen ihn richtet und er hat immer recht.“

Doppelmörder aufgebracht und zynisch
Im Zuge der Verhandlung zeigte sich Mohamed H. im Gerichtssaal zynisch und frech. Die beiden Mordopfer bezeichnet er abfällig nur als „die zwei Alten“. Die Ausführungen der Psychologin, deren Gutachten er als „Unwahrheit“ bezeichnete, kommentierte er mit: „Diese raffinierte Madame, verlogen, wie sie ist.“ 

Angeklagter hielt Botschaft in Kameras
Exakt zwei Minuten vor Prozessbeginn war der Angeklagte mit vermummten Bewachern erschienen, trug einen Bart, helle Kleidung - und kramte in seinen Unterlagen. Zum Start zog der Tunesier ein Schild aus seinem Koffer - darauf stand: „Es wird gelogen und gelogen aller wissen das (sic!) sie lügen und weil die Justiz in unserem Land unabhängig ist“ - das „un“ durchgestrichen.

Mohamed H. (55) wurde nicht nur die Tötung des Ehepaares und Brandstiftung - nach der Tat legte er im Haus der Opfer ein Feuer - vorgeworfen, sondern auch Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung. Der Mann soll auf Facebook die IS-Ideologie verherrlicht und Terrorangriffe gutgeheißen haben. Während des Prozesses bezeichnete er den IS als den „richtigen Weg“ und dessen Anführer Abu Bakr al-Baghdadi als den „richtigen Politiker“. Trotzdem wurde er vom Vorwurf der IS-Mitgliedschaft freigesprochen.

Claudia Tröster, Kronen Zeitung

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