Duell der Außenseiter

0:1! Marokko zerschellt an Irans „Maurermeistern“

WM 2022
15.06.2018 19:01

Mit einem 3:0-Sieg hat sich Marokko vor 20 Jahren von der Fußball-Weltmeisterschaft in Frankreich verabschiedet - und mit einer absolut unglücklichen 0:1-Niederlage hat sich Marokko nun bei der Endrunde in Russland tränenreich zurückgemeldet! Die Truppe von Teamchef Herve Renard, der von vielen zugetraut worden war, sich zu DER Überraschungsmannschaft dieser WM aufzuschwingen, ließ dem Iran im 1. Spiel der Gruppe B zwar eigentlich keine Chance, am Ende verloren die beinahe während der gesamten Spielzeit überlegenen Marokkaner dennoch…

Kaum waren die Nationalhymnen der beiden Länder und der Anpfiff durch Schiri Cüneyt Cakir im weiten Stadionrund der St.-Petersburg-Arena verhallt, begannen die Marokkaner wie von der Tarantel gestochen mit einem Sturmlauf auf das Tor des Iran. Die Mannen von Carlos Queiroz hatten alle Hände und Füße voll zu tun, einen frühen Rückstand zu verhindern: Ein Dropkick von Amine Harit rechts am Gehäuse von Goalie Alireza Beiranvand vorbei (1.), ein „Luftloch“ des nach einem Eckball von Younes Belhanda am Elferpunkt freistehenden Hakim Ziyech (3.) und ein Corner von Belhanda (4.) waren nur die ersten gefährlichen Aktionen der Marokkaner, die über ihre offensiven Außenspieler die Partie sehr in die Breite zogen und die Iraner damit ein ums andere Mal vor große Probleme stellten.

Und in dieser Tonart ging es eine Zeitlang weiter - zum Entsetzen der Iran-Fans auf den Tribünen, die beinahe sekündlich mit einem Gegentor zu rechnen hatten! Allein in Minute 19 hatten die „Atlas-Löwen“ nach einem Freistoß eine Dreifach-Chance, doch weder Ziyech und Belhanda noch Mehdi Benatia konnten die vielbeinige weißgewandete Abwehr-Menschenmauer des Iran bezwingen. Nach rund 20 Minuten Spielzeit hielten die Nordafrikaner bei 85 Prozent Ballbesitz. Doch damit war das Schlimmste für den Iran vorerst überstanden. Langsam, aber sicher konnten sie das Spiel ausgeglichener gestalten und andeuten, wieso sie sich für WM qualifiziert hatten. In Ansätzen zogen sie gefällige Konter auf, bei denen es vorerst allerdings noch mit dem letzten (oder sogar vorletzten) Pass haperte.

Völlig entgegen dem Spielverlauf wäre dann allerdings trotzdem der Iran beinahe mit der 1:0-Führung in die Pause gegangen: Nach einem Ballverlust von Belhanda lief Sardar Azmoun allein auf Marokkos Tormann Monir El Kajoui zu, der den Ball mit dem Fuß ablenken konnte - auch den Nachschuss von Alireza Jahanbakhsh wehrte der „Teufelskerl“ ab (43.). Und in der 45. Minute strich ein Bomben-Freistoß von Ehsan Hajsafi nur relativ knapp über die Latte - womit eine sehr unterhaltsame und äußerst temporeiche 1. Spielhälfte torlos zu Ende ging.

Der Beginn der zweiten Spielhälfte ähnelte durchaus dem Auftakt in die ersten 45 Minuten: Marokko übernahm sofort wieder das Kommando und drückte das iranische Team in die eigene Hälfte. Und wieder sorgten die Rot-Grünen vor allem durch ihre Außenbahn-Spieler für einigen Kuddelmuddel in der iranischen Defensive - sehr auffällig und wieselflink zeigte sich etwa Leganes-Legionär Noureddine Amrabat, der auf der rechten Flanke seine Hetz mit seinen Gegenspielern hatte. Allein, an Abnehmern seiner durchaus gefährlich anmutenden Hereingaben scheiterte es in der Mitte zumeist (46.) - und wenn einmal ein Marokkaner an den Flanken-Ball kam, dann wusste sich der nichts damit anzufangen (49./Harits Volley-Versuch landete im zweiten Stadionrang). Ernsthaft in Bedrängnis konnten die „Atlas-Löwen“ die Iraner aber vorerst nicht mehr bringen - obgleich sie sich zumindest bemühten. Und die Mannschaft von Queiroz?

Die schien völlig vergessen zu haben, dass sie die Marokkaner in der Schlussphase der 1. Spielhälfte noch so ordentlich unter Druck hatte setzen können. Selbst ihre Konter-Vorstöße wollten nun nicht mehr richtig funktionieren - sie verteidigten brav und ließen die Nordafrikaner selten zu ernsthaften Abschlüssen kommen, selbst gelang ihnen im Spiel nach vorne allerdings auch kaum etwas. Bei aller Intensität, die die beiden Teams im Mittelfeld und rund um den Strafraum der Iraner an den Tag legten, fehlten echte Tor-Szenen - bis zur 80. Minute: Nach einer Kopfball-Vorlage von Belhanda zwang Ziyech Iran-Goalie Beiranvand mit einem Schuss von etwas außerhalb des Sechzehners zu einer Parade in extremis. Damit war das Pulver der Marokkaner allerdings auch schon wieder verschossen - und das Duell der beiden Gruppen-Außenseiter taumelte einem 0:0-Remis entgegen. Bis zur 95. Minute, in der der erst spät eingewechselte Marokkaner Aziz Bouhaddouz nach einem Freistoß für den Iran in Manier eines Klassestürmers aus fünf Metern ins eigene Tor einnetzte…

Das Ergebnis:
Marokko - Iran 0:1 (0:0)
St. Petersburg, St.-Petersburg-Stadion, 62.548 Zuschauer, SR Cakir (TUR)
Tor: 0:1 (95./ET) Bouhaddouz
Gelbe Karten: El Ahmadi bzw. Shojaei, Jahanbakhsh, Ansarifard
Marokko: El Kajoui - Hakimi, Benatia, Saiss - Boussoufa, Ziyech, El Ahmadi, Harit (82. Da Costa) - N. Amrabat (76. S. Amrabat), El Kaabi (76. Bouhaddouz), Belhanda
Iran: Beiranvand - Rezaeian, Cheshmi, Pouraliganji - Ansarifard, Ebrahimi (82. Hosseini), Hajsafi, Shojaei (68. Taremi) - Jahanbakhsh (85. Ghoddos), Azmoun, Amiri

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(Bild: KMM)



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