„Schlechtes Timing“

Ägypten-Trainer sauer: Ramadan macht Spieler müde

WM 2022
15.06.2018 14:41

Für muslimische Spieler war die Vorbereitung auf die Fußball-WM in Russland eine spezielle Herausforderung. Der Fastenmonat Ramadan, der am Donnerstagabend endete, könnte auf die Leistungen der Spieler Einfluss haben. Vor allem der Trainer der ägyptischen Nationalmannschaft Hector Cuper war deshalb sauer, beklagte sich über das Timing der WM: „Meine Spieler haben von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gefastet, wann soll ich trainieren? Ich kann keinen Menschen trainieren lassen, der keine Flüssigkeit und keine Kalorien im Körper hat.“

Cuper hat sich die WM-Vorbereitung wohl anders vorgestellt. Der muslimische Fastenmonat fiel in diesem Jahr genau in die Vorbereitung. Gläubige Muslime dürfen in dieser Zeit von Sonnenaufgang bis Untergang nichts essen und trinken. Deshalb musste das Training umgestellt werden. Bei der WM betrifft es neben Ägypten auch die Mannschaften aus Saudi-Arabien, Iran, Marokko, Senegal, Nigeria und Tunesien.

Nigerias Teamchef Gernot Rohr glaubt, dass die Auswirkungen eine Weile spürbar sein werden. „Für das erste Spiel wird es nicht einfach, das wegzustecken.“ Nigeria spielt erstmals am Samstag gegen Kroatien.

Salah: „Der Ramadan erfüllt mich“
Es sei eine große Herausforderung und kompliziert, betonte Ägyptens Teamarzt Mohamed Abouelela. In der Vorbereitung musste von den Schlafzeiten bis zur Anzahl der Mahlzeiten alles umgestellt werden. „Wir haben nur einen Zeitraum von sechs, sieben Stunden, um zweimal zu essen und ein gutes Training durchzuführen.“ Trotz der Unannehmlichkeiten überwiegt etwa für Ägyptens Star Mohamed Salah das Positive: „Der Ramadan erfüllt mich und macht mich glücklich.“

Wie bei den Ägyptern dürfte auch bei den Tunesiern die Mehrheit der Spieler den Ramadan einhalten. Die Maghrebiner griffen in der Vorbereitung auf einen Trick zurück, um während zweier Testspiele nach Sonnenuntergang zum Essen und Trinken zu kommen. Goalie Mouez Hassen täuschte gegen Portugal (2:2) und die Türkei (2:2) jeweils kurz nach der Pause eine Verletzung vor. Seine Teamkollegen tranken und aßen, während er sich behandeln ließ. Zweimal machte Tunesien in der Folge noch einen Rückstand wett.

Senegals Nationaltrainer Aliou Cisse, wie vieler seiner Spieler ein Muslim, meinte: „Jeder weiß, dass Spitzenfußball und Ramadan nicht kompatibel sind.“ Der 42-Jährige wollte nicht verraten, ob seine Spieler fasten. Laut senegalesischen Medienberichten hat sich das Team aber darauf geeinigt, nicht zu fasten.

In der muslimischen Welt wird das Thema kontrovers diskutiert. Dass sich die Spieler zu ihrem Verhalten ungern äußern, hat auch mit einigen Reaktionen in der Vergangenheit zu tun. Dass Salah vor dem Champions-League-Finale einen Tag mit dem Fasten aussetzte und sich während der Partie gegen Real Madrid verletzte, verleitete ein kuwaitischen Scheich dazu, von göttlicher Strafe zu reden.

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(Bild: KMM)



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