Manipulierte Spiele

Fußball-“Wett-Sündern” drohen harte Strafen

Fußball
21.11.2009 18:42
Einen Tag nachdem der bisher größte Wettskandal im europäischen Fußball bekannt gemacht wurde, ist in den betroffenen Ländern das große Rätselraten um die manipulierten Spiele losgebrochen. In Österreich sind elf Matches der Bundesliga und der Ersten Liga betroffen. Bundesliga-Präsident Martin Pucher stellt gegenüber der "Krone" klar: "Es gibt von unserer Seite keine Vorverurteilungen, wir warten erst einmal die Ermittlungen ab." Sollten sich aber Verfehlungen erweisen, so droht er mit scharfen Konsequenzen vom Zwangsabstieg bis zum Ausschluss. In Deutschland steht jetzt ein Referee unter Verdacht.

Der neue Wettskandal scheint weite Kreise zu ziehen: Über 200 Personen sollen darin in ganz Europa verwickelt sein, unter ihnen auch der aus dem Hoyzer-Skandal bekannte kroatische Wettpate Ante Sapina. Einige der Verdächtigen könnten aber auch aus dem österreichischen Fußball stammen.

Trotzdem beschwichtigt Bundesliga-Präsident Pucher: "In dem Skandal um Referee Robert Hoyzer und in einem anderen Fall gab es in Österreich auch viel Wirbel. Das hat dann geendet wie das Hornberger Schießen. Für Vereine wie Sturm Graz und Bregenz, die ins Gespräch kamen, war es aber unangenehm.“"

Liga-Vorstand Georg Pangl ergänzt: "Sollte sich herausstellen, dass es Verfehlungen gegeben hat, werden wir auf Basis der bestehenden Bestimmungen scharfe Konsequenzen ziehen." Wie Zwangsabstieg, Punkteabzug oder Ausschluss aus dem Bewerb.

"Keine heimischen Referees betroffen"
Die teils bereits verhafteten Betrüger haben Spieler, Trainer, Offizielle und Schiedsrichter bestochen, um Spielausgänge bei mehr als 200 Matches zu beeinflussen. Zumindest für letztere Berufsgruppe will DDr. Gerhard Kapl, Chef der österreichischen Referees und Vorsitzender der Task Force in Sachen Wettbeobachtung, nach einem Gespräch mit UEFA-Sprecher Peter Limacher Entwarnung geben können: "Es sind keine heimischen Referees betroffen. Das habe ich erwartet." Sonst weiß man aber nichts. Nicht einmal, auf was gewettet wurde. Die Palette ist riesig, reicht von Ergebniswette über Anzahl an roten, gelben Karten, erster Eckball, erster Freistoß bis hin zu erster Torschütze etc.

Der ÖFB erfuhr erst knapp vor der Pressekonferenz der Ermittler im deutschen Bochum, dass Spiele in Österreich unter Verdacht stehen. Generalsekretär Alfred Ludwig vereinbarte mit UEFA-Amtskollege Gianni Infantino, dass er und ÖFB-Jurist Thomas Hollerer Mittwoch in Genf Einsicht in alle Unterlagen bekommen. Beim Buchmacherverband und den Lotterien ("Tipp3") wusste man bis Freitag nichts von Manipulationen. Den ganzen Tag wurde das Frühwarnsystem untersucht – Auffälligkeiten gab es keine. Allerdings kann dieses System durch im Internet getätigte oder telefonisch übermittelte Live-Wetten während des Spiels überlistet werden.

Darabos: "Mit aller Strenge des Gesetzes vorgehen"
Der ÖFB ist um die Aufklärung des Skandals bemüht. "Wir sind an einer raschen und umfassenden Aufklärung aller Verdachtsmomente fundamental interessiert und werden alle Untersuchungen von UEFA und Behörden mit aller Kraft unterstützen!", hieß es am Freitag. Diese Linie bekräftigt auch Sportminister Norbert Darabos: "Die Wettmafia darf in Österreich nicht Fuß fassen! Wenn sich die Verdachtsmomente erhärten, wird mit aller Strenge des Gesetzes dagegen vorgegangen. Ich vertraue den Behörden, dem ÖFB und der Bundesliga voll und ganz."

Deutschland: Kicker verhaftet, Referee unter Verdacht
Aus Deutschland wurden indes bereits erste Details bekannt. Laut "Spiegel" soll ein Schiedsrichter des Deutschen Fußball-Bundes ins Visier der Ermittler geraten sein. Der Unparteiische soll bei einem Spiel der Regionalliga Süd im Mai Schmiergeld von den mutmaßlichen Wett-Betrügern kassiert haben.

Laut der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sollen Spieler des VfL Osnabrück in mögliche Spielmanipulationen in der 2. Liga verwickelt sein. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt als Drahtzieher einen 34-Jährigen, der mit Hilfe von VfL-Profis zwei Spiele aus der vergangenen Saison manipuliert haben soll. Der Mann soll am Donnerstag verhaftet worden sein. Nach Angaben der "Main-Post" ist auch ein Spieler des Landesligisten Kickers Würzburg verhaftet worden. Der Mittelfeldakteur sei am Donnerstagabend in seiner Schweinfurter Wohnung gefasst worden.

Ins Visier der Ermittler soll auch der Spieler Marcel Schuon vom Drittligisten SV Sandhausen geraten sein. "Fakt ist: Gegen Marcel Schuon wurde ermittelt und eine Hausdurchsuchung gemacht, aber es wurde kein Haftbefehl erlassen", sagte Sandhausens Manager Tobias Gebert am Freitag. "Er hat uns versichert, dass er nichts gemacht hat. Ich denke, in Deutschland gilt die Unschuldsvermutung", betonte Gebert.

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(Bild: KMM)



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