Kolumne „Im Gespräch“

Selbstannahme schafft Zufriedenheit und Kraft

Leben
17.06.2018 07:00

Dass sich der äußere Mensch verändert, das lässt sich nicht leugnen. Das Spiegelbild zeigt es ganz deutlich. Die Haare beginnen sich Grau zu verfärben, da und dort ein paar Fältchen und dann auch schon Falten. Als ich den ersten braunen Fleck an der Schläfe gesehen habe, bin ich voller Schreck zum Hautarzt gegangen.

Seine Diagnose hat er mit den Worten eingeleitet: Das ist harmlos, aber sie wollen wahrscheinlich nicht wirklich wissen, was das ist. Ja, ich wollte es wissen und habe es bereut: Die Diagnose lautete „Altersflecken“. Es blieb mir der Mund offen.

Mit Schminke, fescher Kleidung und ähnlichen Tricks kann man der sichtbaren Alterung zu Leibe rücken, aufhalten lässt sich dieser Prozess jedoch nicht. Daran können auch die zahllosen Schönheitsprodukte und die intensive Anti-Aging-Forschung nichts ändern. „Wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert!“, ist beim Apostel Paulus im Korintherbrief zu lesen. Ist das billiger Trost für eitle Menschen? Mag sein, aber doch gilt: Der Mensch ist nicht nur Körper, er ist eine lebendige Seele.

Menschen gewinnen Wärme des Herzens
Der Mensch hat nicht nur täglich weniger - an Kraft und Fähigkeiten - er wächst auch an Erfahrung, Freude, Liebe und Hoffnung. Er verliert nicht nur an äußerlicher Schönheit, er gewinnt auch an Bildung und Wärme des Herzens, an Lebenserfahrung und Weisheit, an Urteilsvermögen und Menschenkenntnis. Aber das ist noch lange nicht alles! Menschen sind eingeladen, trotz ihrer Schwächen und Gebrechen, auf die schönen Seiten ihrer selbst zu schauen: Sich beglücken lassen von den vielen Erfahrungen, die sie sammeln konnten und die ihnen zur Verfügung stehen! Sich daran freuen, was in ihnen und um sie herum alles gewachsen ist: Familie, Freundschaften, Gemeinschaft, Glaube.

„Hauptsache, gesund!“
Solange Menschen jung sind, sich kräftig fühlen und vital, beschäftigen sie sich nicht viel mit dem Altwerden. Wenn aber die Jahrzehnte ins Land ziehen und sich die ersten Einschränkungen einstellen oder altersbedingte Krankheiten auftreten, dann lässt es sich nicht mehr verdrängen. Es ist sicherlich kein Zufall, dass Menschen in höherem Alter bei Geburtstagsgratulationen häufig den Wunsch aussprechen: „Hauptsache, gesund!“.

Selbstannahme schafft Zufriedenheit
Gesundheit im Alter ist der Wunsch von fast allen, und vieles kann dafür auch getan werden, aber das Wichtigste ist, dass Menschen sich selbst so annehmen, wie sie sind, unabhängig davon, ob sie jung, alt, gesund oder krank sind. Das schafft Zufriedenheit und gibt Kraft, um in Frieden und Dankbarkeit zu leben. Der Philosoph Immanuel Kant war überzeugt: Der Himmel hat den Menschen als Gegengewicht gegen die vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.

Evangelische Pfarrerin Ingrid Tschank, Kronen Zeitung.
ingrid.tschank[@]bnet.at

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(Bild: kmm)



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