Hand- und Fußfesseln

Susanna ermordet: Ali B. an Justiz übergeben

Ausland
10.06.2018 08:40

Die Jagd nach Susannas Mörder hat am Wochenende ein rasantes Ende genommen: Nur einen Tag nach seiner Festnahme im Nordirak ist der mutmaßliche Vergewaltiger und Mörder Ali B. nach Deutschland ausgeliefert worden. Jetzt liegen erste Bilder vor, die zeigen, wie Ali B. am Samstagabend von einer Spezialeinheit der deutschen Polizei der Justiz übergeben wurde.

Der im Nordirak festgenommene Ali B., dem die Tötung der 14-jährigen Susanna aus Mainz vorgeworfen wird, ist noch am Samstag nach Deutschland gebracht worden. „Ich bin froh, dass der von der deutschen Justiz gesuchte mutmaßliche Täter wieder in Deutschland ist“, teilte Innenminister Horst Seehofer am Abend mit. Zuvor hatte B. laut irakischen Behörden die Tötung Susannas gestanden.

Die Übergabe von Ali B. an die deutsche Justiz:

Ali B. spricht von Mord im Streit
Der Iraker und sein Opfer hätten nach B.‘s Worten am Abend der Tat Alkohol getrunken und Drogen genommen, seien in Streit geraten, und B. habe Susanna erwürgt, sagte Tarek Ahmed, Polizeichef der nordirakischen Stadt Dohuk. Nach Angaben der deutschen Bundespolizei wollte sich B. dem Zugriff der Behörden entziehen und in ein Nachbarland des Irak absetzen.

Der 20-jährige Ali B. war Samstagabend mit einer Lufthansa-Maschine zum Flughafen Frankfurt gebracht worden. Von dort wurde er mit einem Hubschrauber zum Polizeipräsidium nach Wiesbaden geflogen. Auf Bildern und Videos ist zu sehen, wie ein Polizeihelikopter auf einer Rasenfläche landete, die von zahlreichen schwer bewaffneten Polizeikräften gesichert wurde. Beamte führten dann einen an Händen und Füßen gefesselten dunkelhaarigen Mann mit Dreitagebart und Bluejeans in ein Gebäude (siehe Video oben).

Ali B. befindet sich im Polizeipräsidium Hessen
Die Bundespolizei erklärte, Ali B. sei von Erbil aus nach Deutschland abgeschoben worden. Nach seiner Ankunft auf dem Flughafen Frankfurt am Main habe ihn die Bundespolizei festgenommen und ihn an bereitstehende SEK-Kräfte übergeben. Die Staatsanwaltschaft Wiesbaden erklärte, der Verdächtige befinde sich im Polizeipräsidium Westhessen in Gewahrsam. Dort würden eine erkennungsdienstliche Behandlung und weitere polizeiliche Maßnahmen erfolgen. Es sei vorgesehen, den Mann am Sonntag im Laufe des Tages der Ermittlungsrichterin des Amtsgerichts Wiesbaden vorzuführen. Die Ermittlungen dauerten an.

Bundespolizeichef Dieter Romann sagte der „Bild“, Ali B. habe sich noch aus dem Irak absetzen wollen. „Die kurdischen Sicherheitsbehörden konnten den mutmaßlichen Täter gestern früh um 5.20 Uhr in letzter Sekunde festnehmen“, sagte Romann. „Der Tatverdächtige hatte vor, sich in ein Nachbarland des Irak abzusetzen.“

Innenminister Seehofer erklärte, nun könne das Ermittlungsverfahren schnell vorangetrieben werden. „Für die Familie des Mädchens ist das nur ein schwacher Trost, und meine Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei ihnen. Für den Staat und unsere Gesellschaft ist es aber wichtig, dass Straftaten aufgeklärt und Tatverdächtige der Justiz zugeführt werden.“

„Er erwürgte sie und begrub sie im Dreck“
Dohuks Polizeichef Ahmed sagte Reuters-TV, B. habe erklärt, Susanna sei eine Freundin von ihm gewesen. „Sie haben einen Ausflug in den Wald gemacht und dort viel Alkohol getrunken und Drogen genommen.“ Dann sei es nach B.‘s Worten zum Streit gekommen. Susanna habe versucht, die Polizei zu rufen. „Der Verdächtige bekam es mit der Angst zu tun, weil sie unter 18 ist und er wusste, dass es eine schwerwiegende Anklage geben würde, wenn die Polizei käme“, sagte Ahmed. „Er versuchte, sie zu überzeugen, nicht die Polizei zu rufen. Aber sie beharrte darauf, daher erwürgte er sie und begrub sie im Dreck.“

Merkel: „Wir leiden mit der Familie“
Merkel sagte, der Mord habe ganz Deutschland und auch sie tief erschüttert. Das unfassbare Leid, das der Familie und dem Opfer widerfahren sei, berühre jeden. Ein solch abscheuliches Vorkommnis sei natürlich für viele Menschen ein Grund für große Sorgen. „Wir leiden mit der Familie.“ Auf der anderen Seite sei dies eine Aufforderung an alle, die Integration sehr ernst zu nehmen und die hiesigen Werte auch immer wieder sehr deutlich zu machen. „Wir können nur zusammenleben, wenn wir uns gemeinsam an unsere Gesetze halten.“ Deshalb müsse die Justiz hier, wenn die Dinge bewiesen seien, mit Klarheit ein Urteil sprechen.

14-Jährige war schon zwei Wochen vermisst gewesen
Susanna war zwei Wochen lang vermisst worden, bevor ihre Leiche am Mittwoch in einem Erdloch in Wiesbaden entdeckt wurde. Der Verdächtige lebte in einem Wiesbadener Flüchtlingsheim. Sein Asylantrag war im Dezember 2016 abgelehnt worden, wogegen er klagte. Gegen ihn laufen mehrere Verfahren, unter anderem wegen des Verdachts auf Raub. Bevor er zur Fahndung ausgeschrieben wurde, reiste der Mann nach Angaben des deutschen Innenministeriums mit seiner Familie am vergangenen Wochenende legal über den Düsseldorfer Flughafen aus und setzte sich nach Erbil im Nordirak ab. Dort wurde er auf Bitten Deutschlands durch kurdische Sicherheitskräfte festgenommen.

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