Wie im Frühsommer

Luft von den Azoren beschert Tirol neue November-Rekorde

(Bild: Günther Krauthackl)

Tirol erlebt derzeit einen der wärmsten November seit Menschengedenken. Für Freitag erwartet die Meteorologin Monika Weis von der Wetterwarte Innsbruck neue Temperaturrekorde. "Die Nullgradgrenze klettert auf rund 3.600 Meter – so warm ist es im Hochgebirge sonst nur im Frühsommer. Im Tal wird’s warm wie im April."

Verantwortlich für die extrem milden Temperaturen ist eine kräftige Südwestströmung, die Luft von den Azoren nach Tirol bringt. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass am Freitag die bisherigen Rekorde fallen werden. In Innsbruck datiert der Höchstwert für einen 20. November mit 14,1 Grad aus dem Jahr 1994 – den werden wir sicher packen."

Für Lienz steht der Allzeit-Höchstwert für den 20. November bei 16,0 Grad aus dem Jahr 1964 und wackelt am Freitag ebenfalls bedenklich. In den Talbereichen erwartet Weis für heute Maximalwerte bis zu 19 Grad: "Das ergibt ein Tagesmittel von rund zehn Grad – so warm ist es sonst in Nordtirol normalerweise im April. Eigentlich sollten wir jetzt in Innsbruck ein Tagesmittel von rund 2,3 Grad erreichen."

Wintereinbruch nicht in Sicht
Weit über dem Schnitt liegen die Temperaturen auch im Hochgebirge: Für heute erwartet Weis die Nullgradgrenze bei rund 3.600 Meter. "Anfang nächster Woche sinkt die Nullgradgrenze auf 2.400 Meter ab, steigt dann zur Wochenmitte bereits wieder auf rund 3.500 Meter. Einen Wintereinbruch kann ich aus den vorliegenden Computermodellen weit und breit keinen erkennen."

10,7 Grad auf der Ehrenbachhöhe
Während sich viele Tiroler über die tollen Spätherbsttage freuen, können die Betreiber von Skiliftanlagen der Wetterphase wenig abgewinnen. Nach dem frühesten Liftbetrieb seit 80 Jahren im Oktober in Kitzbühel schmilzt derzeit der Schnee wie in der Märzensonne. Auf der Ehrenbachhöhe bei Kitzbühel in 1.790 Meter stieg am Donnerstag das Thermometer auf 10,7 Grad an und selbst in der Nacht betrug das Minimum plus 4,2 Grad – keine Chance für die vielen Schneekanonen...

von Günther Krauthackl, Tiroler Krone