Konsumenten zahlen

Wen Trumps Zoll-Krieg jetzt wirklich trifft

Ausland
09.06.2018 07:13

Nur noch wenige Tage, dann geht es los: Die US-Strafzölle auf Stahl (25 Prozent) und Aluminium (zehn Prozent) aus Europa werden um den 20. Juni in Kraft treten. Einige Wochen später werden die Gegenmaßnahmen der EU auf Whiskey, Harley & Co. ihre Wirkung entfalten. Das könnte der Beginn eines Handelskrieges sein.

Zunächst geht es um Waren im Wert von sechs bis sieben Milliarden Euro, die sich bei der Einfuhr in die USA verteuern. Doch das bedeutet nichts anderes, als dass amerikanische Firmen mehr zahlen müssen und sich die Preise ihrer Produkte dadurch erhöhen. Das könnte dort 50.000 Arbeitsplätze bedrohen, hat das Wifo errechnet, während die Auswirkungen in Europa oder gar in Österreich wesentlich geringer sind.

„Die Rechnung zahlt der US-Autokäufer, importierte Fahrzeuge aus Europa hätten sogar einen Vorteil“, analysiert Gerhard Streicher vom Wifo. Daher glaubt er, dass Trump gar nicht anders kann, als den zweiten Schritt zu setzen, nämlich EU-Autoimporte mit 25 Prozent Zoll zu belegen. „Sonst macht das Ganze keinen Sinn.“

Das wiederum hätte deutliche Auswirkungen bis nach Österreich. Denn als Zulieferer der deutschen Autoindustrie und als Direktlieferant (Magna-Steyr) haben heimische Firmen zuletzt vom Exportboom in die USA profitiert (siehe Grafik unten). Eine Erhöhung der Importzölle von derzeit drei auf 25 Prozent könnte - so eine grobe Schätzung - 3000 bis 5000 Arbeitsplätze in Österreich und 200.000 in der EU gefährden.

Wifo-Experte: „Völlig offen, wie der Markt reagieren wird“
Streicher: „Das klingt jetzt zwar hoch, aber das sind trotzdem weniger als zwei Prozent der Beschäftigten in der Autoindustrie in Deutschland und Österreich.“ Völlig offen ist, wie der Markt reagieren würde. Ob es zu Preissenkungen der Hersteller kommt, was mit den Einnahmen aus den Zöllen passiert - das lässt sich kaum voraussagen.

Ein Beispiel aus der Praxis: Die voestalpine ist bisher nur mit einem geringen Umsatzanteil betroffen, hat aber angesichts der neuen Stahlzölle in den USA 2600 (!) Ausnahmen beantragt. „Wie damit umgegangen wird, wissen wir heute nicht“, so Chef Wolfgang Eder.

Eine andere wichtige Frage ist, was mit jenen Stahlmengen passiert, die aufgrund der US-Zölle nicht mehr konkurrenzfähig sind und dort aus dem Markt fliegen. Eder: „Die drängen jetzt nach Europa, da muss die Kommission reagieren.“ Billigstahlimporte aus Indien, der Türkei oder Russland würden dem Preisniveau in Europa und damit allen Herstellern schaden.

Rechtlich ist Trumps Zoll-Aktion sowieso umstritten, weil von bedrohter „nationaler Sicherheit“ keine Rede sein kann. Wahr ist allerdings, dass die EU auf US-Autos zehn Prozent Zoll verlangt, umgekehrt sind es nur drei Prozent. Wifo-Experte Streicher: „Da hätte es doch eine Verhandlungslösung geben können.“ So würden aber die in jahrelangen Verhandlungen bei der Welthandelsorganisation WTO aufgestellten Zoll-Regeln über Nacht zerstört. Die EU hat geklagt, doch das Verfahren dort kann bis zu zwei Jahre dauern.

Manfred Schumi, Kronen Zeitung

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