Pulverfass Nahost

Was den Kanzler in Israel erwartet

Österreich
09.06.2018 06:00

Am Himmel lärmen die neuen F-35-Kampfjets, in den TV-News folgt ein Beitrag über den Hamas-Terror dem anderen - und in Israel spricht man gerne über ein „Aufräumen“, über einen großen Militärschlag gegen die vom Iran unterstützten Milizen: Der US-Präsident sei auf der Seite Israels, und Europa, das Israel „ohnehin nicht versteht“, sei „schwach wie noch nie“. Bundeskanzler Sebastian Kurz reist am Samstag in ein Land, das von ihm viel erwartet.

„Besser jetzt Krieg als in drei Jahren“, sagt der Analytiker und Sicherheitsexperte des israelischen National Security Council Daniel Schueftan beim Treffen mit der „Krone“ in seinem Appartement in Tel Aviv. Der frühere Berater der Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin und Ariel Sharon hält einen Präventivkrieg gegen Hisbollah und Hamas, die vom Iran unterstützt werden, „für gut möglich“: „Wir haben hier nicht Europas Gemütlichkeit. Wir sind im Nahen Osten.“ Das Ziel der Israelis sei aber nicht „Araber zu töten, sondern einfach hier gut leben zu können“.

Offensive Israels gegen Hisbollah gut möglich
Und Dan Schueftan nennt mehrere Gründe für einen baldigen Militärschlag Israels: „Erstens ist unsere Armee dramatisch besser und stärker als jene aller möglichen Gegner. Zweitens heißt - thank God - der US-Präsident nun Donald Trump und nicht Barack Obama. Der handelte ja wie ein Europäer. Drittens wollen die Russen keine Konfrontation mit uns: Sie erreichen in Syrien mit minimalen Kosten maximalen Erfolg.“

Und zu den Gefahren eines iranischen Gegenschlags auf die israelische Zivilbevölkerung meint Dan Schueftan: „In diesem Fall würde Israel den Iran zerstören. Erfolgreiche Friedensverhandlungen sind kaum möglich. So lange die Hamas in Gaza ist, wird es dort Terror geben.“

Etwas mehr Optimismus für einen Nahost-Friedensprozess zeigt der frühere UN-Botschafter Israels, Ron Prosor: „US-Präsident Trump wird in einigen Monaten einen neuen Friedensplan vorlegen.“ Aus Brüssel sei aber nichts zu erwarten, meint Prosor im „Krone“-Gespräch in Jerusalem: „Die EU wurde durch Brexit, den Streit mit Osteuropa und die Situation in Italien noch schwächer.“ Deshalb werde Ministerpräsident Netanyahu „direkt mit Berlin, Paris, London, aber nicht mit Brüssel sprechen“.

Kurz hat Chance auf Nahost-Vermittlerrolle
Der Diplomat sieht daher auch „eine große Chance“ für Österreichs Kanzler, der am Samstag in Israel eintrifft: „Wenn Sebastian Kurz das in die Hand nimmt und sagt, wir Europäer müssen auch die Israelis verstehen, bringt das Österreich wieder in eine interessante Nahost-Vermittlerrolle in der Weltpolitik.“

Für Kanzler Kurz wäre es nicht allzu schwer, in Israel Erfolg zu haben, sagt Ron Prosor: „Einfach Empathie für uns zeigen. Wir hätten gerne ein Europa, das uns umarmt und nicht mit dem Finger auf uns zeigt. Und Sebastian Kurz repräsentiert eine neue Generation."

Angriff aus Gazastreifen mit Feuer-Drachen
Übrigens: Zur Erntezeit haben militante Palästinenser eine neue Waffe gegen Israel erfunden: Feuer-Drachen. Ein Drachen wird mit einem Molotowcocktail bestückt. Dann wird er aus dem Gazastreifen über die Grenze nach Israel geschickt.

Manchmal wird ein Feuer-Drachen auch von einer Drohne gezogen. Dann entwickelt sich ein Drohnenkampf in den Lüften.

Auf dem Weg nach Israel löst sich der brennende Molotowcocktail von dem Drachen und fällt auf ein Feld. Zahlreiche Brände entstehen und vernichten die Ernte. Die israelische Feuerwehr ist in Alarmbereitschaft, um Brände zu stoppen.

Kronen Zeitung

Richard Schmitt
Richard Schmitt
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