Standen auf Todesliste

Mossad wollte NS-Schergen Murer und Lerch töten

Österreich
01.06.2018 13:36

Der israelische Geheimdienst Mossad hat im Jahr 1980 die Tötung zweier gesuchter österreichischer NS-Kriegsverbrecher in der Steiermark und Kärnten beabsichtigt. Franz Murer, der als „Schlächter von Wilna“ traurige Berühmtheit erlangte, hätte auf seinem Bauernhof bei Gaishorn im Bezirk Liezen erschossen werden sollen, Ernst Lerch, ein Mitorganisator des Massenmords an 1,8 Millionen polnischen Juden, sollte mit einer Autobombe in Klagenfurt liquidiert werden.

Der damalige israelische Ministerpräsident Menachem Begin habe im Jahr 1977 eine Todesliste abgesegnet, auf der sich auch die Namen Murers und Lerchs befanden, berichtet die „Kleine Zeitung“. Die beiden Nazi-Verbrecher lebten nach dem Zweiten Weltkrieg unbehelligt in Österreich. Lerch führte in Klagenfurt jenes Tanzcafé, in dem auch Udo Jürgens seine Karriere begonnen hatte.

Justizskandal um Franz Murer verfilmt
Murer war sogar Obmann der ÖVP-nahen Bezirksbauernkammer und wurde im Jahr 1963 in einem der größten Justizskandale der Zweiten Republik trotz erdrückender Beweise vom Vorwurf der NS-Kriegsverbrechen freigesprochen. Basierend auf Gerichtsprotokollen zeichnete Regisseur Christian Frosch diesen Prozess jüngst in seinem Film „Murer - Anatomie eines Prozesses“, mit Karl Fischer (Bild unten) in der Hauptrolle nach. Der Streifen eröffnete am 13. März das Filmfestival „Diagonale“.

Trailer zum Film „Murer - Anatomie eines Prozesses“:

„Schlächter von Wilna“ sollte erschossen werden
Mossad-Agenten hätten zwischen 1978 und 1986 mindestens fünf Versuche unternommen, sich mit falschen Identitäten beim „Schlächter von Wilna“ und seiner Frau einzuquartieren. Lerch, ein Mitorganisator des Massenmords an 1,8 Millionen polnischen Juden, hätte in einer Garage in der Klagenfurter Innenstadt mit einem Sprengsatz an seinem Auto ermordet werden sollen. Sein Tagesablauf war dazu genau ausgekundschaftet worden.

Pläne aus politischen Gründen verworfen
Nicht umgesetzt wurden die Pläne schließlich aus politischen Gründen. Der damalige neue Mossad-Chef Yitzhak Khofi habe sich dagegen ausgesprochen, weil Österreich damals eine Schlüsselrolle bei der Ausreise und dem Transit russischer Juden eingenommen habe. Attentate auf österreichischem Boden hätten die Beziehungen zu Israel gefährden können, hieß es.

Diese waren wegen der Nahost-Aktivitäten des damaligen Bundeskanzlers Bruno Kreisky (SPÖ), der sich für die Interessen der Palästinenser starkmachte, ohnehin belastet. Der Mossad habe im Jahr 1984 dann auch einen Versuch des französischen Nazijägers Serge Klarsfeld, Murer zur Strecke zu bringen, vereitelt.

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