Astronom Erich Meyer

Ein später Blick durch Johannes Keplers Fenster

Oberösterreich
01.06.2018 12:00

Erich Meyer (67) aus Linz verbringt halbe Nächte vor dem Fernrohr und schaut ins All. Der Amateurastronom schrieb schon Geschichte, denn er entdeckte 28 erdnahe Asteroiden. Der Republik Österreich war das ein Verdienstzeichen wert. Nun identifizierte er als Erster und Einziger eindeutig jenes Haus in Linz, in dem einst Johannes Kepler gewohnt hat - und das nach 400 Jahren!

„Krone“: Was braucht man, um etwas im All zu entdecken?
Erich Meyer: Eine Sternwarte mit einem guten Fernrohr. Ich spezialisierte mich auf die Beobachtung von Asteroiden, die zwischen Mars- und Jupiterbahn kreisen. Die sind 15 Lichtminuten entfernt, also sehr nahe. Es gibt Hunderttausende, ich habe immerhin 28 neu entdeckt.
„Krone“:  War das ein Rekord?
Erich Meyer: Ja, in Europa schon. Man muss einen unbekannten Asteroiden jahrelang beobachten, um seine Bahn richtig zu sichern. Erst dann wird er als „neu“ klassifiziert und ich kann ihm einen Namen geben, der mir gefällt.
„Krone“: Sie haben außerdem Keplers Wohnhaus entdeckt?
Erich Meyer: Man wusste, dass er in der Hofgasse gewohnt hatte. Aber die Hausnummer war nie klar, obwohl sich gute Historiker damit beschäftigt haben. Ich las unzählige Biografien - nirgendwo ist das Haus vermerkt.
„Krone“: Wie gingen Sie vor?
Erich Meyer: Ich las Briefe und Leichenpredigten aus seiner Zeit. Da steht unheimlich viel Klatsch drinnen, aber ich hoffte, irgendwelche Hinweise zu entdecken. Aber nichts! In einem Brief beschreibt Kepler, warum er zur Beobachtung einer Mondfinsternis auf den Pöstlingberg geht. Er begründet es damit, dass ihm das Schloss die Sicht raubt, wenn er gen Westen aus dem Fenster schaut. Erst als ich den Verlauf dieser Mondfinsternis vom Jahr 1616 genau berechnete, konnte ich das Haus identifizieren - und einen Blick aus Keplers Fenster werfen.

Elisabeth Rathenböck, Kronen Zeitung

Das gesamte Interview lesen Sie in der Printausgabe vom 1. Juni

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