Polizistinnen getötet

Lüttich-Attentäter machte Zwillinge zu Vollwaisen

Ausland
30.05.2018 10:59

Einmal mehr wurde Belgien Schauplatz einer blutigen Attacke mit - wie sich am Mittwoch herausstellte - insgesamt fünf Toten. Der Belgier Benjamin H., der erst am Montag aus der Haft entlassen worden war, erschlug einen ehemaligen Mitgefangenen, bevor er am Dienstagvormittag in Lüttich zwei Polizistinnen sowie einen jungen Mann erschoss. Eine der Beamtinnen war Mutter von 13-jährigen Zwillingen - die durch den Terrorakt zu Vollwaisen wurden. Auch der Vater der Mädchen war bei einem Polizeieinsatz gestorben.

Die belgischen Behörden gaben am Mittwoch die Namen der beiden getöteten Polizistinnen bekannt: Die Beamtinnen Soraya Belkacemi (45) und Lucile Garcia (53) hatten keine Chance gegen den Angreifer. Belkacemi hinterlässt 13-jährige Zwillingstöchter, die bereits vor einiger Zeit ihren Vater verloren - auch er war Polizist.

Garcia hinterlässt einen 25 Jahre alten Sohn, der vor zehn Jahren bereits um seinen damals 21-jährigen Bruder trauern musste. Dieser war laut Medienberichten bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Kollegen Garcias erzählten, dass die 53-Jährige erst vor einem Monat nach 14 Jahren Beziehung geheiratet habe. Vor Kurzem seien die beiden stolze Großeltern geworden.

Nach Attacke folgte Geiselnahme
Die Gewalttat ereignete sich gegen 10.30 Uhr im Zentrum der nahe der Grenze zu den Niederlanden und Deutschland gelegenen Stadt. Staatsanwalt Philippe Dulieu zufolge griff der Mann, ein 1987 geborener Belgier, mehrmals „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) schreiend die städtischen Polizeibeamtinnen hinterrücks mit einem Messer an, verletzte sie und tötete sie mit ihren eigenen Dienstwaffen. „Dann eröffnete er das Feuer auf ein geparktes Auto und tötete einen 22-jährigen Mann auf dem Beifahrersitz“, sagte Dulieu. Am Steuer des Wagens war die Mutter des Opfers gesessen.

Der Angreifer flüchtete anschließend in eine Schule, wo er eine Angestellte kurzzeitig als Geisel nahm. Als eine Spezialeinheit der Polizei anrückte, „verließ er das Gebäude, eröffnete das Feuer auf die Beamten und verletzte einige von ihnen, bevor er erschossen wurde“, schilderte Dulieu. Die Geisel wurde nicht verletzt, Kinder waren nicht in direkter Gefahr.

Video: Hier wird der Angreifer „neutralisiert“

Erst einen Tag vor dem Terrorakt war der Attentäter „zur Vorbereitung auf seine Resozialisierung“ aus der Haft entlassen worden.  Er wurde mehrmals wegen Gewalttaten und Drogenhandels sowie wegen eines Raubüberfalls zu Haftstrafen verurteilt. Benjamin H. war der Polizei als kriminell und gewaltbereit, jedoch nicht als radikalisiert bekannt gewesen. Tatsächlich hatte H. sehr wohl Kontakt zu radikalen Muslimen, wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch in Brüssel mitteilte. Vermutlich hatte die Radikalisierung im Gefängnis stattgefunden. Nach Justizangaben war Benjamin H. 2012 in der Haft zum Islam übergetreten.

Angreifer tötete Stunden vor Terrorakt auch Mithäftling
Nur wenige Stunden nach seiner Entlassung begann H. das Morden. Wie der belgische Innenminister Jan Jambon Mittwochfrüh bekannt gab, brachte der Attentäter in der Nacht auf Dienstag einen ehemaligen Mithäftling in der südbelgischen Provinz Luxemburg um. Er soll den Drogendealer erschlagen haben, der Hammer wurde später im Auto von Benjamin H. gefunden. Nur wenig später nahm die blutige Attacke in Lüttich ihren Lauf.

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