Gewalt eskaliert

Erneut massiver Raketenhagel der Hamas auf Israel

Ausland
30.05.2018 06:13

Es ist die schwerste Eskalation der Gewalt an der Gaza-Grenze seit dem Krieg 2014: Dutzende Mörsergranaten und Raketen wurden am Dienstag von der radikalen Palästinenser-Organisation Hamas aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert, wie die israelische Armee mitteilte. Wie krone.at außerdem erfuhr, wurden in der Gegend rund um Tel Aviv vier Raketeneinschläge registriert. Die Hamas reagierte damit auf den jüngsten Angriff Israels, der eine teilweise Zerstörung der Tunnelnetzwerke der Organisation zur Folge hatte. Die Raketenangriffe dauerten bis in den frühen Mittwochmorgen an. 

Im Süden Israels heulten immer wieder die Sirenen. Im Gazastreifen stiegen Rauch- und Staubwolken auf. In den gedrängten Straßen brach zur Hauptverkehrszeit Panik aus. Die israelische Armee teilte mit, rund 25 der Geschosse aus dem Gazastreifen seien von dem Abwehrsystem Iron Dome (Eisenkuppel) abgefangen worden. Allerdings sei eine Mörsergranate im Hof eines Kindergartens in Eshkolot im Süden Israels (knapp 47 Kilometer von Jerusalem und 52 Kilometer von Gaza entfernt) eingeschlagen. Medienberichten zufolge gab es sechs leicht bis mittelschwer verletzte israelische Soldaten.

Es war eine Reaktion der Hamas auf die israelischen Angriffen in Gaza, wo auch ein Angriffstunnel im Bereich des Warenübergangs Kerem Schalom an der Grenze zu Ägypten zerstört wurde. In dem Küstengebiet wurde laut Bildungsministerium in Gaza auch eine Schule stark beschädigt, während die Schüler dort ihre Abschlussprüfungen schrieben. Es gab keine Berichte über Verletzte.

Video: Angriff Israels in Gaza

Hamas lobt Angriff auf Israel: „Recht auf Verteidigung“
Die Hamas lobte nach palästinensischen Medienberichten die neuen Angriffe auf Israel. „Was der bewaffnete palästinensische Widerstand heute früh getan hat, ist Teil des natürlichen Rechts auf Verteidigung unseres Volkes und Antwort auf die verbrecherischen Tötungen durch Israelis“, sagte ein Sprecher der Hamas. Auch die militante Organisation Islamischer Dschihad lobte die Angriffe. Dies sei eine Reaktion auf die „israelische Aggression“ und Verbrechen gegen das palästinensische Volk: „Bombardement um Bombardement, Blut um Blut.“

Netanjahu kündigt „harte militärische Reaktion“ an
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte unterdessen eine harte militärische Reaktion auf die Beschüsse an. Nach Medienberichten berief er eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsstabs ein. Es liege jetzt in den Händen der Hamas, ob die Situation in den kommenden Tagen weiter eskalieren werde oder nicht. „Ruhe wird mit Ruhe beantwortet werden, Feindseligkeiten dagegen mit einer angemessenen Reaktion“, sagte der israelische Militärsprecher Jonathan Conricus. Israel habe kein Interesse an einer Eskalation. Der israelische Geheimdienstminister Israel Katz sagte im Armee-Hörfunk, man sei seit dem Konflikt von 2014 nicht mehr „so nah an der Schwelle zum Krieg“ gewesen.

Israel hat klare Vorteile in Sachen Abwehrsystem
Ausgerüstet ist die israelische Armee jedenfalls besser als die Hamas. Wie krone.at erfuhr, kann die israelische Armee mit dem Abwehrsystem Iron Dome genau kalkulieren, wohin die feindlichen Raketen steuern und wo sie einschlagen. Angriffe auf die Städte Scha’ar HaNegev und Sdot Negev konnten laut Angaben der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) dank des Abwehrsystems abgewehrt werden.

Eine Abfangrakete der Israelis kostet etwa das 20.000-Fache einer Rakete der Hamas. Das Abwehrsystem kann binnen Sekunden über die Gefährlichkeit der einzelnen Raketen entscheiden. Deshalb werden „harmlose“ Geschosse aufgrund der hohen Kosten absichtlich nicht abgefangen. Bis Juli 2014 wurden neun Iron-Dome-Einheiten in Dienst gestellt, davon sind derzeit vier rund um den Gazastreifen stationiert. Israel plant, den Bestand in den nächsten Jahren auf insgesamt 15 Systeme auszubauen. 

Gaza: Mehr als 120 Tote seit Ende März
Es war das erste Mal seit Beginn der Proteste entlang der Gaza-Grenze am 30. März, dass Geschosse auf Israel abgefeuert wurden. Seit Ende März wurden mehr als 120 Palästinenser bei Massenprotesten und Konfrontationen mit israelischen Soldaten am Grenzzaun zwischen Israel und dem Gazastreifen getötet. Tausende wurden verletzt.

EU reagiert einmal mehr mit leeren Phrasen auf die Angriffe 
Die EU reagierte einmal mehr nur mit leeren Worthülsen auf die Angriffe auf Israel. Konkrete Lösungsvorschläge blieben aus. „Ich kenne die Widerstandsfähigkeit der Gemeinden in Südisrael, aber wahllose Angriffe sind völlig inakzeptabel und vorbehaltlos zu verurteilen“, schrieb der EU-Botschafter in Israel, Emanuele Giaufret, auf Twitter.

Der UN-Nahostgesandte Nikolay Mladenov sagte: „Solche Angriffe untergraben die ernsthaften Bemühungen der internationalen Gemeinschaft, die Situation in Gaza zu verbessern.“ Er forderte alle Beteiligten zur Zurückhaltung auf.

Richard Schmitt aus Jerusalem/krone.at

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