„Währung der Reichen“

Frust gegen den Euro: Italien drohen Rache-Wahlen

Ausland
29.05.2018 17:45

Es sind beunruhigende Zeiten in Italien. Die populistischen Parteien Lega und Fünf Sterne blasen nach den gescheiterten Regierungsverhandlungen zum Kampf gegen Staatspräsident Sergio Mattarella. Den nächsten Staatspräsidenten müssten die Bürger wählen, „nicht die Ratingagenturen, die Banken oder die Deutschen“, trommelt Fünf-Sterne-Chef Luigi Di Maio.

Di Maio rief für kommenden Samstag zu einer großen Demonstration in Rom auf. Schon für Freitag riefen die Sozialdemokraten, die bei der Wahl am 4. März eine schwere Niederlage einstecken mussten, zu Demonstrationen in Rom und Mailand auf. Sie wollen damit die Institutionen und den Präsidenten verteidigen. Das Veto des Präsidenten dürfte die Rhetorik der populistischen Parteien noch verschärft haben. Vor allem Kommentare aus Deutschland hatten in Italien Unmut hervorgerufen, weil sie als Einmischung angesehen wurden.

„Währung der Reichen“
Dem Land geht es wirtschaftlich ganz schlecht. Italien hat schon die zweithöchste Jugendarbeitslosigkeit und den zweithöchsten Schuldenberg in Europa. Die Schuld wird bei den „abgehobenen Eliten“ und jenseits der Alpen geortet. Jetzt werden Rache-Wahlen befürchtet.

Video: Regierungsbildung in Italien gescheitert - nun droht Chaos

Italien hat die größten Schulden in der Eurozone
Italien hat mit 2300 Milliarden Euro (132 Prozent des Nationaleinkommens) die größten Schulden in der Eurozone. Europäische Banken haben Italien 560 Milliarden Euro geliehen. Ein Austritt aus dem Europa würde Italiens Lage nicht verbessern, sondern verschärfen. Die Schulden würden sich um den Abwertungsfaktor erhöhen. Resultat: Staatsbankrott.

Der „italienische Patient“ beunruhigt die Finanzmärkte
Die Unsicherheit über die künftige Regierung in Rom und europafeindliche Töne mancher Politiker haben zudem die Finanzmärkte stark beunruhigt. Die Aktienkurse in Europa brachen deutlich ein, der Euro fiel weiter. Die Ratingagenturen prüfen eine Herabstufung Italiens, die EZB warnt vor einer neuen Schuldenkrise.

Ratingagenturen prüfen bereits
Die Reaktion der Märkte erinnert an die letzte Euro-Krise: Die Zinsaufschläge für italienische Anleihen stiegen Richtung drei Prozent, was die Kosten für die italienischen Staatsschulden von 2,3 Billionen Euro verteuert. Die Ratingagenturen drohen mit einer Herabstufung, was die Bonität des Landes weiter verschlechtern und die Zinskosten noch einmal erhöhen würde.

Kein Wunder, dass die EZB eine deutliche Warnung nach Rom schickt: „Italien kennt die Regeln, vielleicht sollten sie diese noch einmal genau lesen.“ Italiens Notenbankchef Visco forderte die Politik auf, die Reformen fortzusetzen, die europäischen Vorgaben müssten akzeptiert werden. Der Euro fiel auf den tiefsten Stand seit sieben Monaten. Die Börsen in Mailand, Frankfurt und Wien schlossen tiefrot, vor allem Bankaktien verloren bis zu fünf Prozent.

Kronen Zeitung

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