Gefangen in Nordsyrien

IS-Frauen wollen „schnell“ zurück nach Deutschland

Ausland
27.05.2018 20:11

Rund 40 Frauen aus Deutschland sollen sich derzeit als Gefangene in einem kurdischen Lager in Nordsyrien befinden. Die Frauen hatten ihr Leben in Europa hinter sich gelassen, sich der Terrororganisation Islamischer Staat angeschlossen und waren in Folge von Kämpfen in Gefangenschaft geraten. „Spiegel TV“ hat jetzt zwei deutsche IS-Frauen in einem kurdischen Gefangenenlager getroffen. Die beiden Mütter wollen mit ihren Kindern „so schnell wie möglich zurück nach Deutschland“, fühlen sich aber von den der Bundesrepublik im Stich gelassen. Von den Gräueltaten der Dschihadisten wollen die jungen Frauen nichts mitbekommen haben.

Das TV-Magazin „Spiegel TV“ traf in einem kurdischen Gefangenenlager nicht weit entfernt der nordsyrischen Stadt Kamischli zwei der IS-Frauen aus Deutschland: Merve Aydin aus Hamburg und Sandra Mayer aus München. In den Gefangenenlager sollen sich insgesamt 400 Frauen mit ihren Kindern aufhalten, die früher für den IS gekämpft haben, heißt es in dem Bericht.

„Kindern ein gutes, ruhiges Leben ermöglichen“
„Ich wünsche mir, dass ich so schnell wie möglich mit meinen Kindern nach Deutschland zurück kann“, wird die Münchnerin Mayer von „Spiegel Online“ zitiert. Das Nachrichtenportal berichtete am Sonntag vorab über den TV-Beitrag. Sie wolle ihren Kindern „ein gutes, ruhiges Leben“ ermöglichen, so Mayer, die vor einem halben Jahr ihren zweiten Sohn auf die Welt brachte.

Vor der Internierung habe sie in Rakka, der inoffiziellen Hauptstadt des IS, gelebt. Dort habe sich ihr Leben nur um den Islamischen Staat gedreht, schildert sie ihr Leben bei der Terrororganisation. Es sei aber schön gewesen, betont Mayer laut „Spiegel Online“ - bis zu dem Tag, an dem bei einem Luftangriff das Gerichtsgebäude der Stadt getroffen wurde. Danach habe sie nur noch weggewollt.

Auch die Hamburgerin Aydin sei in Rakka glücklich gewesen, erzählt sie in dem TV-Bericht. Sie war 2014 mit ihrem Freund, dem IS-Kämpfer Bilal Zagarti, nach Syrien gereist, wo die beiden heirateten. Ihre beiden Kinder kamen dann in Rakka zur Welt - der zweite Sohn kurz nachdem der Ehemann bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen war.

IS nach Tod von Ehemann freiwillig verlassen?
„Ich hatte meine vier Wände, mein Kind, meinen Mann“, sagt die junge Hamburgerin. „Ich war glücklich, und mich hat eigentlich auch nichts anderes interessiert.“ Was um sie herum geschehen sei, habe sie nicht mitbekommen. Nachdem ihr Mann gestorben sie, sagt Aydin, habe sie den IS freiwillig verlassen. Das sei für sie der Beweis, dass sie der Ideologie den Rücken gekehrt habe.

Und auch Aydin will so schnell wie möglich nach Deutschland zurück. Kein leichtes Unterfangen, denn das Bundeskriminalamt will jeden Einzelfall genau prüfen, um sicherzugehen, dass keine IS-Terroristen nach Deutschland reisen. Im Falle der beiden Frauen dürften Zweifel angebracht sein - bleibt doch fraglich, welche Rolle die Frauen beim IS eingenommen haben. Es ist unklar, ob die Frauen sich nur um Männer und Kinder gekümmert oder aber eine aktive Rolle eingenommen haben. Ob und wann Merve und Sandra nach Hause zurückkehren können, ist deshalb noch völlig unklar.

Aydin ärgert sich wegen der verwehrten Rückreise nach Deutschland über die Behörden der Bundesrepublik. „Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient“, sagt sie „Spiegel TV“. „Uns wird diese Chance von Deutschland nicht gegeben.“ Sie fühle sich im Stich gelassen. Denn im kurdischen Lager sei das Leben der „Horror“. Sie kriege Depressionen und könne die Zelte nicht mehr sehen. 

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