„The Cleaners“

Kinofilm blickt hinter Kulissen der Web-Müllabfuhr

Web
20.05.2018 08:52

Jede Minute werden an die 2,5 Millionen Facebook-Postings, 450.000 Tweets und rund 500 Stunden an Videomaterial auf YouTube veröffentlicht. Doch nicht alles, was hochgeladen wird, bleibt. Der deutsche Dokumentarfilm „The Cleaners“ enthüllt die gigantische Schattenindustrie digitaler Zensur in Manila, dem weltweit größten Outsourcing-Standort für sogenannte Content Moderation. Dort löschen Zehntausende Menschen in zehn Stunden Schichten im Auftrag der großen Silicon-Valley-Konzerne belastende Fotos und Videos.

Ob Pornographie, Gewalt oder andere explizite Inhalte - an die 25.000 teils extrem verstörende Bilder und Videos sollen die sogenannten Content Moderatoren jeden Tag sichten und darüber entscheiden, ob diese gegen die Richtlinien von Facebook & Co. verstoßen. „Unsere Aufgabe ist es, die Plattform vom Dreck zu säubern“, wird ein Moderator in der Doku zitiert, die am Donnerstag in den deutschen Kinos ihre Premiere feierte.

Für die „Aufräumer“ bleibt das nicht ohne Folgen. Die Grausamkeit und die kontinuierliche Belastung der traumatisierenden Arbeit verändert ihre Wahrnehmung und Persönlichkeit: „Einige der Videos haben sich in mein Gedächtnis gebrannt“, schildert einer von fünf Content Moderatoren, deren Geschichte der Film von Hans Block und Moritz Riesewieck erzählt. „Ich wollte sofort hinschmeißen“, sagt eine Kollegin.

Streng gehütetes Geheimnis
Über ihre Erfahrungen sprechen dürfen die „Müllmänner und -frauen des Internets“ allerdings nicht. Die Kriterien und Vorgaben, nach denen sie die Inhalte löschen, sind eines der am besten geschützten Geheimnisse des Silicon Valley. Beobachter sehen das kritisch: „Wir laufen Gefahr, die Demokratie zu verlieren“, so ein ehemaliger Mitarbeiter eines sozialen Netzwerks.

„Durch gezielte Verstärkung und Vervielfältigung jeglicher Art von Emotionen, werden die Plattformen zu gefährlichen Brandbeschleunigern, die soziale, politische und gesellschaftliche Konflikte anheizen und die drohende Spaltung unserer Gesellschaft vorantreiben“, kritisieren die Filmemacher und stellen die drängende Frage nach den Grenzen des Einflusses von Facebook, YouTube, Twitter & Co auf uns und unsere Gesellschaften. Oder wie es eine Protagonistin zusammenfasst: “Hier läuft was falsch.“

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