Wegen Vorgehen in Gaza

Erdogan wirft Israel „Nazi-Methoden“ vor

Ausland
18.05.2018 20:47

Der türkische Präsident Erdogan gehört zu den schärfsten Kritikern der israelischen Regierung. Nach der Gewalt in Gaza hat er einen islamischen Sondergipfel einberufen - auf dem er nun zum Nazi-Vergleich ausholt. „Zwischen der Grausamkeit, die vor 75 Jahren in Europa an den Juden begangen wurde, und der Brutalität, der unsere Brüder aus Gaza heute ausgesetzt sind, besteht überhaupt kein Unterschied“, sagte Erdogan am Freitagabend in Istanbul. Bereits vor wenigen Tagen hatte er das Vorgehen Israels als „Genozid“ bezeichnet. 

Bei einer Großkundgebung unmittelbar vor dem Gipfel der Organisation für islamische Kooperation (OIC) rief Erdogan Muslime weltweit dazu auf, nach dem Vorgehen Israels in Gaza Geschlossenheit zu zeigen. Israelis forderte er auf, sich gegen die Politik ihrer Regierung zu stellen. „Ich hoffe, dass ein Volk, das Holocaust-Opfer ist, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht billigen wird, die ihr eigener Staat an einem anderen Volk begeht.“

„Methoden, die denen der Nazis in nichts nachstehen“
Erdogan weiter: „Die Kinder der Menschen, die im Zweiten Weltkrieg in Konzentrationslagern auf jede erdenkliche Weise gefoltert wurden, greifen heute leider mit Methoden, die denen der Nazis quasi in nichts nachstehen, unschuldige Palästinenser an.“ Was Israel tue, sei „Banditentum, Brutalität und Staatsterror". 

Gewalt in Gaza: UN will Untersuchungskommission entsenden
Nach der Gewalt gegen palästinensische Demonstranten will der UN-Menschenrechtsrat eine unabhängige Untersuchungskommission in den Gazastreifen schicken. Experten sollten prüfen, ob dort das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechte verletzt wurden, wie es in einer am Freitag in Genf verabschiedeten Resolution heißt. 29 Länder sprachen sich dafür aus, die USA und Australien dagegen. 14 Länder enthielten sich der Stimme, darunter Deutschland.

Israel wies die Resolution als einseitig zurück. „Sie beweist einmal mehr, dass es sich um eine Organisation mit einer automatischen anti-israelischen Mehrheit handelt, in der Heuchelei und Absurdität die Oberhand haben“, hieß es in einer Mitteilung des Außenministeriums in Jerusalem. Auch der UN-Sicherheitsrat zieht die Entsendung einer „internationalen Schutzmission“ in den Gazastreifen in Erwägung. Dem von Kuwait erstellten Resolutionsentwurf droht allerdings ein Veto von den eng mit Israel verbündeten USA.

Am vergangenen Montag hatten die USA ihre Botschaft in Jerusalem eröffnet. Im Gazastreifen kam es parallel zu gewaltsamen Protesten. Nach Informationen des Gaza-Gesundheitsministeriums gab es am Montag 60 Tote, am Dienstag zwei weitere. Insgesamt wurden an beiden Tagen rund 3000 Palästinenser verletzt.

Erdogan: “USA nicht Teil der Lösung, sondern des Problems“ 
Erdogan übte auch scharfe Kritik an den USA. „Die Vereinigten Staaten von Amerika haben Israel belohnt, das mit seiner Besatzungspolitik dem Apartheidregime in nichts nachsteht, und die Palästinenser bestraft, die immer wieder bewiesen haben, dass sie Frieden wollen“, sagte er. „An den Händen der Vereinigten Staaten von Amerika, die mit ihrer Jerusalem-Entscheidung den Boden für Israels Massaker bereitet haben, klebt das Blut von unschuldigen Palästinensern.“ Die USA seien in der Region „nicht mehr Teil der Lösung, sondern des Problems“.

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