F1 in Aserbaidschan

Red-Bull-Wahnsinn in Baku – und Hamilton gewinnt!

Motorsport
29.04.2018 15:57

Was für ein irrer Grand Prix von Aserbaidschan - mit was für einem irren Finish und was für einem Sieger! Auch wenn Lewis Hamilton regierender Formel-1-Weltmeister und Fahrer in einem absoluten Top-Team ist, mit einem Sieg des Mercedes-Mannes war am Sonntag in Baku lange Zeit nicht zu rechnen. Viel eher schien Ferrari-Star Sebastian Vettel auf einen Triumph zuzusteuern - bis sich die beiden Red-Bull-Piloten Max Verstappen und Daniel Ricciardo gegenseitig per Crash aus dem Rennen nahmen! Was eine lange Safety-Car-Phase zur Folge hatte, die erst Valtteri Bottas (FIN) und dann eben Hamilton nach ganz vorne spülte.

Hamilton feierte so seinen ersten Saisonsieg und übernahm die WM-Führung. Der bisherige Spitzenreiter Vettel kam nur auf den vierten Platz, hinter seinem finnischen Teamkollegen Kimi Räikkönen und dem Mexikaner Sergio Perez im Force India. „Ich bin vom Glück geküsst worden“, gab Hamilton nach seinem ersten Sieg nach sechs Rennen zu. „Es war ein emotionales Rennen, Valtteri (Bottas, Anm.) hätte den Sieg verdient und auch Sebastian hat einen guten Job gemacht. Es fühlt sich etwas seltsam an, ganz oben zu stehen“, betonte der Brite nach seinem 63. GP-Erfolg.

Denn Hamilton profitierte nicht nur vom Red-Bull-Wahnsinn, sondern auch vom Pech seines Teamkollegen Bottas, dem drei Runden vor Schluss auf der Fahrt zu seinem vierten GP-Sieg ein auf der Strecke liegender Teil den rechten Hinterreifen aufschlitzte. Kurz zuvor hatte sich Vettel nach einem ungestümen Überholversuch gegen den führenden Finnen verbremst und war von Hamilton und Räikkönen sowie später auch von Perez überholt worden.

Die Red-Bull-Piloten Verstappen und Ricciardo hatten sich nach einer Kollision in der 41. von 51 Runden an vierter bzw. fünfter Stelle selbst aus dem im Finish chaotischen Rennen genommen. Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko wollte unmittelbar nach dem Crash keine Schuldzuweisungen abgeben. „Beide haben sich fehlverhalten. Sie haben nicht mit dem nötigen Respekt und Verstand gehandelt, das war ein absolut unnötiger Unfall“, ärgerte sich der 75-Jährige im ORF-TV-Interview. „Wir werden das in Ruhe besprechen.“

In den letzten Runde wäre noch eine Steigerung möglich gewesen, vermutete der Steirer. Die Boliden von Ricciardo und Verstappen hatten schon in der 12. Runde bei einem harten Duell mit den Reifen touchiert, doch auch im Finish gab keiner des Duos nach. Der Australier hatte hinter Verstappen ein Überholmanöver angedeutet und es dann auf der anderen Seite versucht, doch auch Verstappen änderte etwas die Richtung und Ricciardo fuhr voll auf das Heck des Autos des Niederländers auf. Beide Boliden wurden stark beschädigt, die Fahrer mussten aufgeben.

„Das wollen wir nicht“, sagte Vorjahressieger Ricciardo. „Wir wollen uns duellieren und hart fahren, aber das, was passiert ist, wollen wir nicht. So will ich ein Rennen nicht beenden. Das ist das Schlimmste für das Team.“ Später wurde bekannt, dass die Teamführung von Red Bull von den zwei Piloten eine Entschuldigung vor den Mitarbeitern verlangt. Das Duo muss dazu vor dem nächsten GP in Barcelona im Werk in England, wo 700 Personen beschäftigt sind, auftreten. Teamchef Christian Horner wollte wie Marko keinem der beiden die Schuld zuweisen. „Keiner ist heilig, sie haben beide zugegeben, dass sie es heute verbockt haben“, sagte der Engländer. Von der FIA gab es nach einer Untersuchung des Vorfalls eine Verwarnung.

Vettel, zum dritten Mal aus der besten Position gestartet, hatte lange Zeit geführt, doch nach der Safety-Car-Phase nach dem Red-Bull-Unfall lag Bottas mit besseren Ultrasoft-Reifen vor ihm. Der Deutsche wechselte auch auf diesen Reifentyp und attackierte den Finnen auf der Jagd nach seinem 50. GP-Sieg. „Nach der Safety-Car-Phase waren die Reifen kalt“, begründete Vettel sein Problem beim Verbremsen. „Es war auch ein bisschen eine Lotterie.“ Er sah den Tag aber insgesamt positiv. „Es war auch sehr viel Gutes im Rennen.“

Renault verlangt von Red Bull Motor-Entscheidung
Am Rande des Grand Prix in Baku wurde indes bekannt, dass Renault das Red-Bull-Team bei der Entscheidung über den Motor für die WM-Saison 2019 unter Druck setzt. Cyril Abiteboul, der Direktor von Renault Sport, erklärte am Sonntag, man gebe Red Bull bis zum 31. Mai Zeit für eine Zusage. „Nach diesem Termin können wir nicht garantieren, dass wir einen Motor für 2019 verfügbar haben“, sagte Abiteboul. Ursprünglich wollte der französische Motorenausrüster bereits bis Mitte Mai eine Entscheidung von Red Bull Racing. Eine Alternative für den Rennstall von Teamchef Christian Horner ist Honda. Die Japaner rüsten seit Beginn dieser Saison das Schwesterteam Toro Rosso aus.

Das Endergebnis:
1. Lewis Hamilton (GBR)    Mercedes     1:43:44,291 Stunden
2. Kimi Räikkönen (FIN)    Ferrari           +2,460 Sekunden
3. Sergio Perez (MEX)      Force India       +4,024
4. Sebastian Vettel (GER)  Ferrari           +5,329
5. Carlos Sainz jr. (ESP)  Renault           +7,515
6. Charles Leclerc (MON)   Sauber            +9,158
7. Fernando Alonso (ESP)   McLaren           +10,931
8. Lance Stroll (CAN)      Williams          +12,546
9. Stoffel Vandoorne (BEL) McLaren           +14,152
10. Brendon Hartley (NZL)   Toro Rosso        +18,030
11. Marcus Ericsson (SWE)   Sauber            +18,512
12. Pierre Gasly (FRA)      Toro Rosso        +24,720
13. Kevin Magnussen (DEN)   Haas              +30,663
14. Valtteri Bottas (FIN)   Mercedes         +1 Runde
Ausgeschieden: Romain Grosjean (FRA/Haas), Nico Hülkenberg (GER/Renault), Esteban Ocon (FRA/Force India), Daniel Ricciardo (AUS/Red Bull), Sergej Sirotkin (RUS/Williams), Max Verstappen (NED/Red Bull)
Schnellste Runde: Valtteri Bottas (FIN/Mercedes) in der 37. Runde in 1:45,149 Minuten

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(Bild: KMM)



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