Nach Trainings-Video

„Anstößig“: Saudis sperren Frauen-Fitnessstudio zu

Ausland
29.04.2018 14:38

Der soziale und kulturelle Wandel des muslimischen Königreichs Saudi-Arabien gerät wieder ins Stocken: Wegen eines als „anstößig“ eingestuften Videos mit einer Sport treibenden Frau haben die Behörden ein Frauen-Fitnessstudio geschlossen. „Wir werden das nicht tolerieren“, erklärte Turki al-Sheikh, Chef der Sportbehörde. Dem Fitnessstudio in der Hauptstadt Riad werde die Lizenz entzogen.

Der zu Werbezwecken eingesetzte Film kursierte in den sozialen Netzwerken. Er zeigt eine Frau mit unbedecktem Haar, die in einem Sportstudio auf einen Boxsack einschlägt. Laut Medienberichten handelt es sich um eine TV-Moderatorin aus Kuwait.

„Mäßigung ohne moralischen Zusammenbruch“
Die Sportbehörde erklärte, das Video enthalte Sequenzen, die die öffentliche Moral beschädigen könnten. Die Frau in dem Video trage zudem zu eng anliegende Kleidung. Ein Medienberater des saudiarabischen Königshauses, Saud al-Kahtani, schrieb auf Twitter, das Land sei auf dem Weg der „Mäßigung ohne moralischen Zusammenbruch“. Behördenchef al-Sheikh kündigte zudem an, dass die Urheber des Videos behörlich verfolgt würden.

Twitter-User: Gott schütze uns vor dem Bösen“
Auf Twitter wirbelte das Video viel Staub auf. Viele schossen sich auf die TV-Moderatorin ein. „Gott schütze uns vor dem Bösen“, schrieb ein User. Ein weiterer fügte hinzu: „Sie ist dick und ihr Gesicht mit Tonnen von Make-up gefälscht.“ Die Frau holte mittlerweile bereits zum Gegenschlag aus: „Ich werde all jene, die mich respektlos behandeln, klagen.“

Halb nackte Wrestlerinnen vor Stadionbesuchern regten auf
Wirbel gab es in Saudi-Arabien auch beim ersten Wrestling-Turnier im Königreich überhaupt. Bei der Show am Samstag in Dschidda zeigten die Veranstalter ein Werbevideo, das halb nackte Wrestlerinnen zeigte. Die Zuschauer in der Sportarena reagierten zwar mit begeistertem Jubel, die Sportbehörde fühlte sich aber zu einer Entschuldigung veranlasst. Das Video habe „Frauen in unanständiger Bekleidung“ gezeigt, bedauerte die königliche Sportbehörde. Dafür wolle man sich bei allen Zuschauern entschuldigen. Solche Bilder seien in Saudi-Arabien verboten und blieben es weiterhin, beteuerte die Behörde.

Saudi-Arabien öffnet sich für Tourismus
Saudi-Arabien hat unter Kronprinz Mohammed bin Salman einen Modernisierungskurs eingeleitet. Nachdem es Frauen inzwischen erlaubt ist, Fußballspiele zu besuchen und bald auch Auto zu fahren, gibt es nun auch reine Fitnessstudios für Frauen. Außerdem öffnet sich das Land für den Tourismus. Um die Unterhaltungsindustrie zu fördern, sollen zudem in den kommenden Jahren Dutzende Kinos im Land entstehen. In der Vorwoche gab es in Riad die erste Publikumsvorführung in einem Kino seit 35 Jahren. Zudem wurde unlängst die erste arabische Modewoche veranstaltet und es gab öffentliche Konzerte. Bei der Kleiderauswahl von Frauen und der Zursschaustellung des weiblichen Körpers hört sich der liberale Weg im streng muslimischen Land aber anscheinend auf, wie das Sperren des angeführten Fitnessstudios deutlich zeigt.

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