„Tschernobyl auf Eis“

Russlands schwimmendes AKW auf Weg in die Arktis

Ausland
29.04.2018 09:21

Russland hat sein höchst umstrittenes schwimmendes Atomkraftwerk „Akademik Lomonossow“ vom Stapel gelassen. Das Schiff mit dem eingebauten AKW verließ am Samstag die Werft in St. Petersburg und befindet sich nun auf dem Weg in den Nordmeerhafen Murmansk, wo es mit Brennstäben beladen wird. Anschließend soll die Anlage Tausende Kilometer in den äußersten Nordosten des Landes bugsiert werden, um ab 2019 die Region Tschukotka in der Arktis mit Strom zu versorgen. Die Umweltorganisation Greenpeace warnt vor dem mobile Atommeiler und kritisiert das Projekt als „Tschernobyl auf Eis“.

Das 144 Meter lange und 30 Meter breite Schiff mit zwei 35-Megawatt-Reaktoren soll ab Sommer 2019 im tschukotischen Seehafen Pewek unweit der Beringstraße verankert werden und dort ein 1970 in Betrieb genommenes Atomkraftwerk sowie ein Kohlekraftwerk ersetzen. Der Hersteller des AKW, der staatliche russische Konzern Rosatom, sprach von einem „bedeutenden Meilenstein für die gesamte Nuklearindustrie der Welt“.

Hersteller lobt modernste Technik
„Schwimmende Kernkraftwerke werden die Strom- und Wärmeversorgung der entlegensten Regionen ermöglichen und dadurch ihr Wachstum und nachhaltige Entwicklung fördern“, erklärte der verantwortliche Rosatom-Manager. Er betonte zudem, dass das schwimmende Atomkraftwerk über modernste Sicherheitssysteme verfüge und „voraussichtlich eine der sichersten kerntechnischen Anlagen der Welt“ sein werde.

Dabei hatte im vergangenen Juli ein Zwischenfall in der im Bau befindlichen Anlage für Besorgnis in St. Petersburg gesorgt: Durch einen Kurzschluss waren damals Akkumulatoren in Brand geraten. Die Behörden gaben jedoch Entwarnung und versicherten, dass sich auf der im Fluss Newa verankerten „Akademik Lomonossow“ keine Kernreaktoren befänden.

Greenpeace warnt vor „Tschernobyl auf Eis“
Mit Blick auf die Atomkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 warnte die Umweltschutzorganisation Greenpeace vor dem mobilen AKW - es drohe die Gefahr eines „Tschernobyl auf Eis“. Die nächste nukleare Katastrophe stehe vor der Tür. „Diese Nachricht ist doppelt fatal“, sagte Heinz Smital, Greenpeace-Experte für Atomenergie. „Die Risikotechnologie Atomenergie wird auf einem Schiff noch unsicherer, und sie soll genutzt werden, um mehr klimaschädliche Öl- und Gasvorkommen in der Arktis auszubeuten.“

Zudem sei die Anlage seiner Auffassung nach nicht ausreichend gegen terroristische Anschläge geschützt, warnt Smital. „Ein kaum gesichertes Atomkraftwerk mit angeschlossenem Zwischenlager an der Küste herumschippern zu lassen, ist ein unakzeptables Sicherheitsrisiko“, so der Experte.

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