Handelskrieg mit USA

SPÖ propagiert Boykott: Coca-Cola schlägt zurück

Österreich
27.04.2018 10:20

Während die EU nach wie vor hofft, eine dauerhafte Ausnahme von den US-Schutzzöllen auf Aluminium- und Stahlimporte mit den USA ausverhandeln zu können, werden seit Längerem Gegenmaßnahmen vorbereitet. Dabei stehen vor allem Whiskey und Harley-Davidson-Motorräder im Visier. Diese könnten ebenfalls mit höheren Zöllen belegt werden. Der steirische Landeshauptmannstellvertreter Michael Schickhofer hält zwar nichts von Gegenzöllen, für Boykotte kann er sich aber offenbar durchaus erwärmen. So forderte der SPÖ-Politiker am Donnerstag einen „freiwilligen Verzicht auf Coca-Cola und andere Luxusprodukte aus den USA“. Diese Aufforderung hat beim Getränkemulti großen Ärger ausgelöst.

„Die europäische Bevölkerung sollte sich die Willkür des US-Präsidenten und dessen Strafzölle nicht gefallen lassen. Jetzt wäre für die Europäer der richtige Zeitpunkt, auf Coca-Cola und andere Luxusprodukte aus den USA zu verzichten“, meinte Schickhofer, der gleichzeitig die Stahlindustrie in der Obersteiermark schützen will: „Die voestalpine hat erst diese Woche den Spatenstich für das modernste Stahlwerk der Welt gesetzt. Diese Strafzölle schaden unserer Wirtschaft massiv und gefährden viele Arbeitsplätze.“

Coca-Cola: schlägt zurück: „Sie gefährden Arbeitsplätze“
Die Antwort des US-Getränkeriesen ließ nicht lange auf sich warten. „Als Politiker sind Sie Diskurs gewohnt und wir sind zuversichtlich, dass Sie Verständnis haben werden, wenn wir Ihre Aussendung nicht unkommentiert lassen können“, schrieben die Sprecher der österreichischen Coca-Cola-Niederlassung in einem offenen Brief an den SPÖ-Politiker und fügten süffisant hinzu: „Eigentlich haben Sie dazu aufgerufen, ein österreichisches, lokal enorm engagiertes Unternehmen zu benachteiligen, das seit 1929 enger Partner der Menschen in Österreich ist und sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung in hohem Maß bewusst ist. Mit einer derartigen Wortmeldung gefährden Sie eine Reihe von Partnerschaften und guten Engagements - und nicht zuletzt auch Arbeitsplätze.“

Der Getränkemulti präsentierte die wichtigsten Kennzahlen, um die Bedeutung für die österreichische Wirtschaft zu unterstreichen: 1022 Menschen arbeiteten direkt bei Coca-Cola in Österreich, man produziere hier knapp 500 Millionen Liter Getränke für Österreich und einige Nachbarländer. Das Werk der Coca-Cola Hellenic Austria GesmbH sei eines der größten in der Gruppe und einer der größten Arbeitgeber im Burgenland. Seinen jährlichen österreichischen BIP-Beitrag errechnete der Getränkemulti mit 774 Millionen Euro bzw. 0,22 Prozent, und die Steuerleistung entlang der Wertschöpfungskette mit 391 Millionen Euro.

Gewerkschaft stärkt Coca-Cola den Rücken
Die Gewerkschaft PRO-GE meldete sich am Freitag ebenfalls zu Wort und stellte sich auf die Seite des Getränkeherstellers. Der steirische Landeshauptmannstellvertreter habe „deutlich über das Ziel hinausgeschossen“, so Bundessekretär Manfred Felix. „Ein Getränke-Boykott wird weder die Stahlindustrie schützen, noch ist er gerade im Fall von Coca-Cola sinnvoll, da beinahe die gesamte Wertschöpfung in Österreich liegt“, so Felix weiter.

„Vor allem durch das große Engagement aller Coca-Cola-Betriebsräte und des Zentralbetriebsratsvorsitzenden Christian Hauck ist es gemeinsam mit Gewerkschaft und Sozialpartnern gelungen, die Arbeitsplätze und damit auch den Produktionsstandort in Österreich abzusichern. Ihre Empörung über die Aussagen von Schickhofer ist daher mehr als verständlich. Sie haben die volle Unterstützung der PRO-GE“, betonte Felix und forderte, solche unbedachten Aussagen künftig zu unterlassen. „Sie schaden nur. Handelskriege lassen sich dadurch nicht gewinnen.“

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