Bauern in Bedrängnis

Der Wert unserer Milch

Tierecke
16.04.2018 09:52

Österreichs Milch kommt zum Großteil aus den Bergen und ist garantiert Gentechnik-frei. Dennoch haben unsere Bauern mit vielen Problemen zu kämpfen - und täglich werden Stalltüren für immer geschlossen.

Der Hof der Familie Loibner liegt malerisch eingebettet im weststeirischen Hügelland. Rundum - wohin das Auge blickt, nichts wie saftig-grüne Wiesen. Perfekter kann die Ausgangssituation für einen Milchviehbetrieb kaum sein. Denn, so schön sich die Grünflächen präsentieren, für Ackerbau sind sie nicht geeignet. Aber als Weide für Rinder sind sie perfekt. Die Kühe der Loibners dürfen vom Frühling bis in den Herbst das frische Gras der Weiden genießen.

Lebensqualität statt Wachstum
Als die Familie vor sechs Jahren in einen neuen Laufstall investierte, wurde sie vielfach belächelt. Denn konzipiert wurde das moderne Gebäude für lediglich 36 Wiederkäuer. Eine geradezu lächerliche Anzahl in der heutigen Zeit. Aber, immer größer zu werden, war nicht das Ziel von Johann und Maria. Vielmehr wollten sie selbst Lebensqualität gewinnen. "Wenn sich die Tiere wohlfühlen und gesund sind, geht es uns auch gut", so die Bäuerin.

Die Investition in das Gebäude wurde von den Landwirten im Vorfeld genau überlegt. „Wir Bauern sind auch Manager und übernehmen mit Erneuerungen im Betrieb eine Riesenverantwortung, sagt Johann Loibner. Und dies nicht nur finanziell, sondern auch für kommende Generationen. Denn der ständige Preisdruck und die Mitbewerber aus dem Ausland, die vielfach unter schlechteren Standards produzieren, machen das Leben als Landwirt für die “Jungen" unattraktiv. Hinzu kommt, dass man gerade bei Milchwirtschaftsbetrieben jeden Tag gefordert ist. Kühe müssen zweimal täglich gemolken werden - zeitig in der Früh ebenso wie am Abend. Zu Weihnachten wie nach durchgefeierten Nächten.

Gesündere Herde durch bessere Tierhaltung
Der Lohn für diesen Einsatz und die Mühen ist gering. Umso wichtiger, dass moderne Stallgebäude nicht nur den Tieren einen hohen Wohlfühlstandard bieten, sondern auch, dass Arbeiten schnell und effizient umgesetzt werden können. Im krassen Gegensatz steht dazu die permanente Anbindehaltung von Kühen, die es leider auch noch gibt. Auch sogenannte „Turbokühe“, die durch Kraftfutterzugabe ein Vielfaches an Leistung erbringen, findet man bei den Loibners nicht.

Aus Überzeugung und um dem Hof das Überleben zu sichern, stellten die Loibners 2015 auf Bio um. Mit der Reduktion von Kraftfutter nahm auch die Milchleistung der Tiere ab. Und damit die Milchliefermenge. Doch für die beiden leidenschaftlichen Bauern dennoch der richtige Weg: "Wir glauben daran, dass letztendlich gute Qualität und Tierwohl den Betrieb sichern, und unsere Konsumenten sich mehr und mehr dessen bewusst werden.

Unsere Milch
Österreichs MIlchbauern sind seit Jahren einem beinharten Existenzkampf ausgesetzt. Seit dem EU-Beitritt geben im Schnitt 6 Betriebe für immer auf! Pro Woche? Nein, jeden Tag! Österreichs MIlchbauern sind seit Jahren einem beinharten Existenzkampf ausgesetzt. Seit dem EU-Beitritt geben im Schnitt 6 Betriebe für immer auf! Pro Woche? Nein, jeden Tag! Die Landwirte wissen heute nicht, was sie in einem halben Jahr für einen Liter Milch bekommen. Ob das 28 Cent sind wie 2016, oder 10 Cent mehr wie Ende 2017, kann allerdings über Sein oder Nichtsein entscheiden. Dazu kommt, dass am Image der Milch seit Jahren fleißig gekratzt wird. Das Halten von Milchkühen wird von manchen einflussreichen Gruppierungen auch gerne pauschal in die Nähe der Tierquälerei gebracht. Fehlt es jedoch am Image, fehlt es oft auch am Willen der Konsumenten, dafür einen fairen Preis zu zahlen. Mineralwasser ist mitunter teurer als Milch! Kein Wunder also, dass sich die Hofnachfolge extrem schwierig gestaltet. Immer öfter will sich der Nachwuchs der Landwirte der harten täglichen Arbeit, der wirtschaftlichen Ungewissheit und dem Gegenwind des veganen Zeitgeistes nicht aussetzen. „Warum soll ich jeden Tag in aller Früh aufstehen, mich mit sehr anspruchsvollen Tieren abplagen, nicht wissen, was ich für meine Arbeit bekomme, und werde dafür auch noch als Tierquäler abgestempelt?“ Ob Österreichs Milchbauern eine Zukunft haben? Ja, wenn sich die Konsumenten von den Vorzügen der heimischen Produkte überzeugen lassen. Den knallharten internationalen Preiskampf können unsere Bauern nur verlieren. Wir alle tragen mit unseren Kaufentscheidungen die Verantwortung! Mehr über Milch, Turbokühe oder Mutterkuh-Haltung finden Sie beim Verein von Hannes Royer unter www.landschafftleben.at.

Hannes Royer

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