Heimat der Beatles

Liverpool: Eine Stadt voller Ohrwürmer

Reisen & Urlaub
10.10.2018 07:48

Von der Penny Lane bis zur Fähre über die Mersey - in Liverpool ist alles mit Musik verbunden. Die Heimatstadt der Beatles begeistert aber auch mit tollen Museen.

Ohne Beatles geht in Liverpool nichts. Das Ausgehviertel rund um den heute nicht mehr so ganz originalen, nichtsdestotrotz das Flair der 60er-Jahre verströmenden Cavern Club lebt von der Legende. An jedem Tresen haben hier John, Paul, George und Ringo früher mal ein Bier getrunken. Und auch heute noch verleiten ausgezeichnete Beatles-Cover-Bands zum Kreischen und Mitsingen.

Wer noch mehr über die vier Musiker wissen möchte, der ist im preisgekrönten Museum The Beatles Story im Albert Dock gut aufgehoben. Von den Anfängen über die Massenhysterie und den legendären Indien-Trip bis hin zur Auflösung der Band und der Ermordung John Lennons wird hier die Geschichte einer außergewöhnlichen musikalischen Erscheinung erzählt. Viele der Originalschauplätze wurden nachgebaut (beim Cavern Club hatte man ja schon Übung), zahlreiche Weggefährten erzählen von ihren Begegnungen mit den vier wohl bekanntesten Liverpoolern. Und natürlich ist ihre Musik allgegenwärtig.

Albert Dock hat aber noch viel mehr zu bieten. In den späten 1980er-Jahren wurden die alten Hafenanlagen zu einem Kulturzentrum umgebaut. Neben einer Außenstelle der berühmten Tate Gallery (Kunstfreunde finden in der Sammlung sogar ein Werk des österreichischen Aktionisten Rudolf Schwarzkogler, und im Sommer wartet eine große Egon-Schiele-Ausstellung), locken das Slavery Museum, in dem die Geschichte des Sklavenhandels behandelt wird, und das Merseyside Maritime Museum mit seiner „Titanic“-Abteilung.

Nur ein paar Schritte entfernt, vorbei am Museum of Liverpool, das neben interessanten Stücken zur Geschichte der Stadt auch eine Wahnsinnsaussicht auf den Fluss Mersey und seine Mündung bietet, warten die drei „Grazien“, das Hafen-, das Cunard- und das Royal-Liver-Gebäude, Letzteres nach amerikanischen Vorbild als eines der ersten Hochhäuser gebaut. Auf dem Weg dorthin begegnet man, es sollte einen nicht wundern, John, Paul, George und Ringo in Bronze gegossen. Die Ähnlichkeit lässt allerdings etwas zu wünschen übrig.

Das Engagement für Musik, Museen, Kunst und Kultur hat Liverpool vor mittlerweile genau zehn Jahren den Titel Europäische Kulturhauptstadt eingebracht. Ein Titel, der immer noch nachwirkt und die Einstellung der Liverpooler zu ihrer Stadt verändert hat. Man ist hier stolz auf seine moderne, sehr aufgeschlossene, Lebensfreude versprühende City, die nach London mit den meisten Museen und Galerien in Großbritannien aufwarten kann. Dazu kommt noch der ungemein spannende Mix aus alter und neuer Architektur, der das Antlitz Liverpools heute bestimmt.

Das Jubiläum feiert man in Liverpool ausgiebig: mit Hunderten Veranstaltungen, darunter der renommierten Liverpool-Kunstbiennale, dem internationalen Musik-Festival und einigen großen Ausstellungen - unter anderem sind Soldaten der Terrakotta-Armee des ersten chinesischen Kaisers im World Museum zu sehen (es empfiehlt sich, die Karten online zu buchen). Dass Liverpool eine vor allem bei jungen Menschen sehr beliebte Stadt ist, hat neben der lebendigen Kunst- und Musikszene noch einige andere Gründe. In den ehemaligen Armenvierteln der Hafenstadt haben sich viele kleine Geschäfte und Lokale etabliert. Hier pulsiert das Leben. Im Baltic Triangle etwa lockt eine Bar im Stil der TV-Serie „Peaky Blinders“, wo die Gäste sich gerne auch einmal stilecht kleiden. Im baltischen Dreieck findet sich auch der beliebteste Foto-Stop der Stadt: die von Paul Curtis an eine Ziegelwand gemalten Flügel, die jeden, der davor posiert, in einen Engel verwandeln.

Liverpool hat wie kaum eine andere Stadt den Übergang von einer sterbenden Industriestadt in eine faszinierende Kunst- und Szene-Metropole geschafft. Das hat viel mit den Investitionen in Kulturbauten zu tun, aber auch mit einem weiteren klugen Schachzug: Hier hat man nicht auf Einkaufszentren am Stadtrand gesetzt, sondern die Innenstadt so attraktiv gemacht, dass sich die internationalen Ketten ebenso wie lokale Geschäfte (dank finanzieller Anreize) dort gerne angesiedelt haben. Das hat zu einem lebendigen Branchenmix geführt und zu einer hohen Konzentration von hervorragenden Lokalen. Da kommt auch der Vorteil einer Hafenstadt zum Tragen, die eine Vielzahl von Küchen aus den unterschiedlichsten Ländern vereint.

Wer immer noch nicht von einem Trip nach Liverpool überzeugt ist, der kann auch ein Fußballmatch im legendären Anfield Stadion besuchen - mit Gänsehautgarantie, wenn die Hymne „You’ll Never Walk Alone“ angestimmt wird. Sie stammt übrigens von Gerry & The Pacemakers, so wie auch der Hit „Ferry across the Mersey“, der die Liverpooler Fähre besingt. Eine halbstündige Rundfahrt damit ist empfehlenswert, auch wenn einen der Ohrwurm danach noch lange verfolgt.

Michaela Reichart, Kronen Zeitung

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