'Chili' mit neuer Band

Chad Smith rockt fremd, obwohl’s die Frau verboten hat

Musik
05.11.2009 00:43
Chad Smith, "most famous" als Schlagzeuger der Red Hot Chili Peppers, mag keine langen Durststrecken. Wenn bei seiner Stammformation Pause angesagt ist, geht er als Drummer von Glenn Hughes "fremdtrommeln" oder mischt auf Alben von Popstars wie Alanis Morissette mit. Noch vor seinem Einstieg bei der Supergroup Chickenfoot im letzten Jahr gründete der 48-Jährige das Instrumental-Quartett Bombastic Meatbats. Und das, "obwohl mir meine Frau neue Bands verboten hat", erzählt Smith im krone.at-Interview.
(Bild: kmm)

Chickenfoot sorgte im Sommer bei Festivals auf der ganzen Welt für Furore, auch in Österreich am Nova Rock. Die Supergroup mit den Ex-Van-Halen-Mitgliedern Sammy Hagar und Michael Anthony sowie Guitarhero Joe Satriani schien der ultimative Spielplatz für Chad Smith zu sein, um dort seiner Leidenschaft für lässiges Hardrock-Drumming à la John Bonham (Led Zeppelin) zu fröhnen. Doch das wahre Herzensprojekt des 48-Jährigen waren schon zu dieser Zeit die Meatbats. "Wir konnten bloß nicht alles auf einmal rausbringen. Am Ende bekam Chickenfoot den Vorrang und das Meatbats-Album musste warten", erzählt Smith.

Mit Gitarrist Jeff Kollmann, Bassist Kevin Chown und Keyboarder Ed Roth war Smith im Jahr 2007 für Glenn Hughes (u.a. Black Sabbath, Deep Purple) ins Studio gegangen. Als man eines Tages wieder einmal auf den notorisch zu spät kommenden Chef warten musste, entwickelte sich spontan eine Jam-Session zwischen den vier Musikern. Kurze Zeit später wiederholte man das Experiment, es folgten eine Tournee durch Japan ("Ein kleine Insel mit verdammt vielen verrückten Leuten drauf") und Gigs in kleinen Jazzclubs vor manchmal nur 90 Zuhörern. "Irgendjemand sagte dann, wir sollten das einmal aufnehmen", sagt Smith, "der Rest ist Geschichte."

Mit "Meet The Meatbats" ist nun das Debütalbum des Instrumental-Quartetts auch in Europa erschienen. Auf elf Studiotracks und einem Live-Mitschnitt vergnügt sich Smith mit seinem Kumpanen an einem Mix aus Hardrock, Heavy Funk, Rhythm and Blues, Fusion und Jazzrock, dass es nur so staubt. Die Songs wurden fast ausnahmslos in wenigen Tagen live eingespielt und klingen roh und unbearbeitet. Obwohl Smith seine Frau Nancy Mack, eine Architektin, mittlerweile wieder besänftigt hat, geht sich mit den Meatbats aber keine weitere Tour aus. Erstens arbeitet er am neuen Kid-Rock-Album mit, zweitens gehen die Chili Peppers ins Studio.

Hier das Interview mit dem vielbeschäftigten Schlagzeuger:

krone.at: Eigentlich wollte ich zu Beginn feststellen, dass deine Bands immer etwas mit Essen zu tun haben - Chili, Chicken und jetzt Fleisch. Dann entdeckte ich, dass mit "Meatbat" auch ein übergroßer Penis gemeint sein kann. Also, was jetzt - Steak oder Pimmel?
Chad Smith: Ich werde dazu jetzt keine Stellung nehmen. Aber immerhin ist es dir rechtzeitig aufgefallen. (lacht) Wir überlassen diese Interpretation lieber unseren Fans. Und je nachdem, wer gerne schmutzige Gedanken denkt, wird dann schon das Richtige dabei herauskommen.

krone.at: Du stehst bei den Meatbats ausnahmsweise ganz im Vordergrund und dirigierst die Songs als eine Art Mastermind. War es an der Zeit, sich selbst zu verwirklichen?
Chad Smith: Ja und Nein. Ich möchte hier aber vorher etwas deponieren, das mir wichtig ist. Ich sage das immer am Beginn eines Interviews: Die Meatbats sind kein Solo-Album oder "meine" Band. Chad Smith's Bombastic Meatbats steht hauptsächlich deswegen drauf, weil unser Promoter bei der ersten Tour in Japan, noch vor dem Album, die Tickets nicht losbekam. Mit meiner Chili-Peppers-Popularität ging das dann etwas leichter. (lacht) Im Grunde sind wir aber eine Band, jedes Mitglied trägt zur Musik bei.

krone.at: Wie man auf euren Live-Videos bzw. anhand der Bühnenkonstellation sieht, stehen die anderen Musiker aber meistens um dich herum. So ganz kauf ich dir das also nicht ab...
Chad Smith: Mmh... die tun das, weil wir keinen Sänger haben! (lacht) Bei den Chili Peppers würde ich auch alleine in der Mitte sitzen, wenn Anthony nicht wäre. Nein, in gewisser Weise hast du ja Recht. Ich selbst habe die Band als Spaßprojekt ins Leben gerufen. Als wir da bei Glenn Hughes jammten, wusste ich sofort, dass das etwas Großes werden kann. Ich lud die Jungs zu mir nach Hause ein, in drei Tagen hatten wir alle Songs beisammen. Und viel länger brauchten wir dann auch für die Aufnahmen nicht. Was mich besonders stolz macht: Obwohl wir eine Instrumental-Band sind, klingen unsere Songs nicht nach dieser üblichen humorlosen technischen Wichserei. Ich gehe sogar so weit, uns als Party-Band zu bezeichnen.

krone.at: Lass uns über die Songs sprechen. Nachdem es ja keine Texte gibt, würde ich bei ein paar Titeln aber trotzdem gern wissen, wie sie entstanden sind. Wie lief das z.B. bei "Oh! I Spilled My Beer"?
Chad Smith: Es war für uns bei den meisten Songs auch nicht ganz einfach, sich einen Titel zu überlegen. Oft stand ja nur die Musik als Idee dahinter, für die es zwar immerhin ein paar Insider-Witze gab, die aber auch nicht jeder verstehen würde. Bei "Oh! I Spilled My Beer" war es einfach: Ich verschüttete bei einem Take mit dem linken Fuß mein Bier, das ich da am Boden abgestellt hatte. Und als ich mitten in die Aufnahme "Oh! I spilled my beer" brüllte, war es schon zu spät. (lacht) Manchmal gab aber auch die Musik den Titel vor: "Into The Floyd" klingt sehr spacig und erinnerte uns an den Sound von Pink Floyd. "Night Sweats" hat einen sehr persönlichen Touch. Als meine Frau hochschwanger war, wachten wir oft in klatschnassen Laken auf, weil sie in der Nacht so viel schwitzte. Der Song erinnerte mich irgendwie an diese Nächte, die sehr schlimm für sie waren.

krone.at: Findest du, dass die Rolle des Schlagzeugers im Bandgefüge meist unterschätzt wird?
Chad Smith: Vielleicht, wir sind ja nur die Typen, die im Hintergrund herumlärmen. Das kommt für den durchschnittlichen Musikhörer wahrscheinlich auch so rüber. Wer sich aber mit Musik auskennt, der weiß, dass der Drummer das wichtigste Bandmitglied ist. Du bist der Motor, du bist die Uhr, auf dich verlassen sich alle; und es ist schließlich der Drummer, der die Leute zum Tanzen bringt, nicht? (lacht) Ich finde, das darf man nicht unterschätzen, nur weil wir nicht die ganze Zeit vorne herumhüpfen. Außerdem: Es hat noch niemals eine Spitzen-Band gegeben, mit einem Drummer, der nur "okay" war.

krone.at: Wenn ich deine Projekte so abzähle - und du bist ja auch ein beschäftigter Studiomusiker und gibst nicht wenige Drum-Clinics im Jahr - frage ich mich, wie man das alles auf die Reihe bekommt.
Chad Smith: Allerdings! Ich werde schon müde, wenn du mir nur die Hälfte aufzählst. (lacht) Es sieht momentan aber schlimmer aus, als es tatsächlich ist. Musik ist eben meine Leidenschaft und ich bin in der glücklichen Lage, dass es viele Leute gibt, die sie mit mir ausleben wollen. Das ist definitiv so bei den Chili Peppers, und auch die Idee zu Chickenfoot hatten Sammy Hagar und ich schon vor einigen Jahren. Das Meatbats-Album ist nun auch schon wieder ein paar Monate her, es wird ja bloß jetzt erst veröffentlicht. Das Ärgerliche ist nur, dass sich keine Tour mit dieser Band ausgeht, weil ich schon wieder mit anderen Projekten - inklusive Chili Peppers - eingedeckt bin. Und zwischendurch muss ich auch noch auf meine Frau aufpassen. Schon bei den Meatbats sagte sie: No more bands for you! Als Rick Rubin mich dann vor kurzem fragte, ob ich auf dem neuen Kid-Rock-Album trommeln möchte, musste ich sie fast anbetteln. (lacht) Ich würde mich jetzt nicht auf einen Snickers-Werbesong einlassen, wenn das Angebot käme. Aber bei den meisten Projekten fällt mir einfach das Nein-Sagen zu schwer.

krone.at: Du hast vor vier Tagen deinen 48. Geburtstag gefeiert. Hat dieser plötzliche Schub an Nebenprojekten vielleicht auch mit der Angst vor dem Alter zu tun?
Chad Smith: Na ja, in meinem Business ist diese Grenze ja fließend. Ich glaube aber nicht. Wohl werde ich aber mit dem Alter besser. Und mehr Erfahrung bringt dir mehr Projekte. Ich habe immer noch riesigen Spaß an den Chili Peppers und jede Erfahrung mit anderen Musikern fließt auch in diese Band ein, die nach fast 25 Jahren immer noch einen Stellenwert in der Musikwelt hat.

krone.at: Stichwort Chili Peppers, letzte Frage: Wieviel Meatbat-Erfahrungen wird dann man auf dem neuen Album hören können?
Chad Smith: Das ist schwer zu sagen. Wir sind ja momentan erst beim Somentalmusik und die Songs der Peppers zwei verschiedene Paar Schuhe. Die beiden Bands ergänzen sich aber in Sachen Funk und Groove. Ich glaube, dass ich völlig unbewusst auf diese Erfahrungen zurückgreifen werde und mir das erst im Nachhinein auffallen wird.

von Christoph Andert

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