„Marsch der Rückkehr“

Hunderte Palästinenser dringen nach Israel ein

Bei Massenprotesten im Gazastreifen sind am Freitag mindestens 15 Palästinenser an der Grenze zu Israel getötet worden. Zudem seien rund 1400 Menschen beim „Marsch der Rückkehr“ verletzt worden, die meisten durch Tränengas, wie das Gesundheitsministerium in Gaza mitteilte. Hunderte Palästinenser hätten laut Augenzeugenberichten den Sicherheitszaun an der Grenze zu Israel durchtrennt und seien auf israelisches Gebiet vorgedrungen. Dutzende israelische Soldaten schossen auf die Menschen und versuchten, sie unter Einsatz von Tränengas zurückzudrängen.

Nach Angaben der israelischen Armee hätten deren Soldaten bei den gewaltsamen Protesten an der Grenze gezielt auf Rädelsführer geschossen. Ein Sprecher berichtete von mehr als 30.000 Demonstranten. An vielen Stellen hätten junge Männer versucht, die Grenzbefestigungen zu durchbrechen. Auf sie sei scharf geschossen worden. Alle Todesopfer seien junge Männer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren. Mindestens zwei von ihnen seien mit der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas verbunden gewesen.


Einer der Toten sei 16 Jahre alt gewesen, berichteten Rettungskräfte. Laut der israelischen Armee warfen die Demonstranten Steine und rollten brennende Reifen. Die Hamas habe eine Siebenjährige über den Sicherheitszaun geschickt. Das Mädchen sei über den Zaun nach Israel geklettert, sagte ein Sprecher der Armee. Das Militär habe dafür gesorgt, dass das Kind wieder sicher zu seinen Eltern zurückkomme.

Die Hamas will mit der auf sechs Wochen ausgelegten Aktion in der Nähe des Sicherheitszaunes ihren Anspruch auf ein Recht auf Rückkehr für palästinensische Flüchtlinge und deren Nachkommen in das Gebiet des heutigen Israel untermauern.

Mehr als 20.000 beim „Marsch der Rückkehr“
Nach palästinensischen Medienberichten kamen mehr als 20.000 Menschen zum „Marsch der Rückkehr“, die israelische Armee sprach sogar von mehr als 30.000 Demonstranten. Mehrere Palästinenserorganisationen hatten zu Protesten bis zum 15. Mai aufgerufen, es wurden zahlreiche Zeltlager errichtet. „Wir betonen, dass dieser Marsch friedlich ist“, hatte das führende Hamas-Mitglied Chalil al-Haja gesagt. Deswegen nähmen auch Frauen und Kinder an den Protesten teil. Die USA, die EU und Israel stufen die Hamas als Terrororganisation ein. Sie hatte 2007 die Macht in dem Küstengebiet an sich gerissen.

Anlass sind die Feiern zum 70. Jahrestag der Gründung Israels. Die Palästinenser begehen am 15. Mai den sogenannten Tag der Nakba (Katastrophe), weil im ersten Nahostkrieg 1948 rund 700.000 Palästinenser flohen oder vertrieben wurden. Israel lehnt eine Rückkehr der Menschen ab.

Massenproteste auch eine Botschaft an Trump
Die Massenproteste sind nach Angaben der Hamas auch eine Botschaft an US-Präsident Donald Trump. Für den von Trump angekündigten Friedensplan für Israel und die Palästinenser gelte: „Es gibt kein Zugeständnis in Bezug auf Jerusalem, keine Alternative zu Palästina und keine Lösung, außer zurückzukehren“, sagte Hamas-Chef Ismail Hanija am Freitag. Der „Marsch der Rückkehr“ sei der Anfang der Rückkehr in das historische Palästina. Hanija nahm ebenfalls teil.

Armee greift Stellungen der Hamas an
Israels Regierung bekräftigte angesichts der „für die kommenden Wochen organisierten Provokationen“ der Palästinenser sein „Recht zur Verteidigung der Souveränität und zum Schutz der Bürger“. Die israelische Armee griff am frühen Freitagabend drei Stellungen der Hamas im Gazastreifen mit Panzerfeuer und Luftschlägen an.

Nach den tödlichen Zusammenstößen zwischen Israelis und Palästinensern kam der UNO-Sicherheitsrat in der Nacht auf Samstag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Wie aus Diplomatenkreisen in New York verlautete, wurde die Sitzung auf Antrag des nicht-ständigen Mitglieds Kuwait einberufen.

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