Frauen beim Heer:

Vor 20 Jahren hat es in Straß angefangen

Steiermark
23.03.2018 19:01

Es war damals eine Sensation: Vor 20 Jahren traten in Straß in Steiermark die ersten neun Frauen ihre Ausbildung beim Bundesheer an. Jetzt erinnerte man sich im gepanzerten Jägerbataillon 17 an diese aufregenden Tage rund um den 1. April 1998 zurück – und feierte in der Südsteiermark ein Wiedersehen unter alten und neuen Kamerad(inn)en.

Am Anfang war die Neugier groß – und auch die Skepsis: Während vorm Kasernentor eine Handvoll (hauptsächlich Frauen!?) dagegen demonstrierte, traten drinnen die ersten neun Frauen in der Geschichte des österreichischen Bundesheers ihre Ausbildung an. Heute hat die Steiermark 85 Soldatinnen – 600 sind es österreichweit – bei einem Personalstand von rund 25.000 (davon 16.000 Uniformierte). Laut Oberst Christian Fiedler sei durchaus noch Luft nach oben; die Zielquote von zehn Prozent längst nicht erfüllt.

„Wir waren gespannt, ob sie es körperlich schaffen“, erinnert sich Vizeleutnant Ewald Trummer an den 1. April 1998. Er war damals Zugskommandant und Ausbildungsleiter – und von Kollegen aus Deutschland, wo schon Frauen dienten, extra geschult worden. Jetzt weiß Trummer: „Frauen, die bei uns anfangen, sind oft fitter als Männer. Das liegt sicher auch daran, dass Frauen zum Heer dürfen, während die Männer müssen.“

Dass es nicht ohne ist, wenn man zum Beispiel ein Überschweres Maschinengewehr mit 30 Kilo schleppen muss, kann auch Kanzlei-Unteroffizierin Maria Bogensperger (31) aus eigener Erfahrung bestätigen. Nach einer Leistungsschau des Heeres in Wien entschied die Oberwölzerin 2005, dass sie dabei sein wollte.

Damals war sie 19 und wog 50 Kilo. „Das Packerl war oft gleich schwer wie ich“, schildert sie die körperlichen Hürden der Ausbildung. „Sogar mein Vater hat gemeint, ich bin zu g’ring. Gott sei Dank habe ich eine gute Grundkondition.“ Bogensperger hielt durch, wurde am Feuerleitgerät der Fliegerabwehr ausgebildet – und diente nach einigen Jahren Pause vom Militär zweimal im Kosovo. Der nächste Weg führt sie jedoch hinter den Schreibtisch: zum Personalwesen bei der Generalstabsabteilung 1 in Wien.

Eine Soldatin der ersten Stunde, die von Anfang an zehn Klimmzüge schaffte, während manche Männer Probleme mit einem einzigen haben, ist Karin Pirschner (54), heute Oberstabswachtmeister und Truppenkommandantin der Militärstreife in Kranebitten, Tirol.

Als vor 20 Jahren die politische Entscheidung fiel, Frauen beim Heer zuzulassen, arbeitete die zweifache Mutter gerade als Security – und meldete sich sofort. „Ich habe schon als Kind lieber Indianer gespielt als mit Puppen“, lacht sie. Sie habe gleich gewusst: „Die Waffengattung Militärstreife/Militärpolizei ist genau das Richtige für mich.“  Seit 15 Jahren ist sie in Tirol stationiert. Außerdem absolvierte sie als Militärpolizistin drei Einsätze im Kosovo – und wurde im Herbst 2015 im Zuge der Flüchtlingskrise an der südsteirischen Grenze eingesetzt.

Ihr Umfeld habe sie von Anfang an unterstützt: „Alle haben gesagt, klar, dass die Karin das macht.“ Wobei nicht alle Kameradinnen aus dem ersten Kontingent durchhielten, wie Pirschner erzählt: „Manchen war es einfach zu hart.“ Probleme mit den männlichen Kameraden gab es hingegen nie: „Klar waren die zuerst skeptisch, ob wir das schaffen. Aber ich bin gleich akzeptiert worden, weil ich bei den Leistungstests immer das Männer-Limit gemacht habe.“

Matthias Wagner
Matthias Wagner
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