Anwalt enthüllt

Madoffs Häfnalltag: “Ein Pädophiler macht ihm Pizza”

Ausland
21.10.2009 19:36
Seit März sitzt der Wall-Street-Ganove Bernard Madoff in einem Gefängnis im US-Bundesstaat North Carolina ein. 150 Jahre Haft hat er theoretisch vor sich. Ein Anwalt hat jetzt in einer Klageschrift für einen Zivilprozess gegen angebliche Komplizen des Milliarden-Betrügers bizarre Details über das Leben des 71-Jährigen vor und nach seiner Verurteilung veröffentlicht.

"Bernard Madoff ist von seinem Penthouse in Manhattan auf die untere Pritsche einer Gefängnis-Zelle abgestürzt, die er sich mit einem Drogendealer teilt. Ein Pädophiler macht ihm Pizza und er hängt am liebsten mit einem Mafiaboss und einem verurteilten Spion herum", heißt es am Beginn der Schilderungen zur Darstellung der Person Bernard Madoff in der Klageschrift.

Anwalt sprach mit Madoff selbst
Joseph Cotchett, der ein Dutzend Opfer des Madoff'schen Schneeballsystems in einem Zivilprozess vertritt, hat die Details über den Gefängnisalltag nach eigenen Angaben von Madoff selbst. Er sprach mit ihm bei mehreren Haftbesuchen im Juli und interviewte Kollegen und andere Personen aus dem Umfeld des 71-jährigen Bankers, der nach dem Bekanntwerden seines 65-Milliarden-Dollar-Betrugs noch monatelangen Luxus-Hausarrest genießen durfte.

Bei dem Mafiaboss soll es sich um Carmine Persico handeln, einen gefürchteten kolumbianischen Kriminellen. Der Spion ist Jonathan Pollard - vor mehr als zwanzig Jahren verurteilt, weil er Militärgeheimnisse an Mossad-Agenten weitergab. Mit ihnen soll sich Madoff bei seinen abendlichen Spaziergängen abgeben. Laut Unterlagen des US-Justizministeriums sitzen beide tatsächlich in der Federal Correctional Institution in Butner, North Carolina, ein.

Madoffs Koks-Büros hatten Spitznamen "Nordpol"
Cotchett will mit den Enthüllungen in der Klageschrift offenbar ein Profil Madoffs zeichnen, das den von ihm verdächtigten Komplizen und Finanzinstituten die Unschuldsminen streitig machen soll. Der ehemalige Nasdaq-Vorsitzende Madoff hatte stets beteuerte, sein Schneeballsystem alleine aufgebaut zu haben. Cotchett behauptet in seiner Klage, Madoffs Geschäftspartner hätten ihm dabei geholfen bzw. seine dubiosen Deals nicht aufgedeckt, obwohl sie konnten.

In den Gerichtsdokumenten geht der kalifornische Kläger dabei auch auf Madoffs früheres Leben ein. So soll der Banker von 1975 bis 2003 einen eigenen Kokain-Laufburschen angestellt gehabt haben. "Seine Büros wurden von Insidern 'Nordpol' genannt, weil darin so viel gekokst wurde", heißt es. Bei Partys im Büro hätte es stets Oben-ohne-Kellnerinnen gegeben, Madoff sei Affären mit seinen Mitarbeiterinnen nicht abgeneigt gewesen. In seinem Handy habe der Banker eine eigene Liste seiner Lieblings-"Masseusen" gehabt, für die er dann mit dem Geld seiner Investoren bezahlte.

Banken und Wirtschaftsprüfer als Komplizen verklagt
Bei den angeblichen Komplizen in Cotchetts Klage handelt es sich um die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und die Geldhäuser JPMorgan Chase und Bank of New York Mellon. JPMorgan Chase soll Madoff geholfen haben, fast sechs Milliarden an Anlegergeldern zu waschen. KPMG wird vorgeworfen, das betrügerische Verhalten in Madoffs britischer Firma nicht auffliegen gelassen zu haben. KPMG hatte die Bücher von Madoff Securities International Ltd geprüft.

Juristisch gesehen ist die Klage ein Zusatz zu einer bereits anhängigen Zivilklage, in der unter anderem die Firmen Oppenheimer Acquisition Corp, Massachusetts Mutual Life Insurance und die Tremont-Fonds-Gründerin Sandra Manzke sowie der ehemalige Tremont-Chef Robert Schulman aufgeführt werden.

Bernard Madoff war im Dezember 2008 aufgeflogen und hatte sich im März schuldig bekannt, ein gigantisches Schneeballsystem betrieben zu haben. Damit soll er Anleger um bis zu 65 Milliarden Dollar geprellt haben. Ende Juni wurde er zu 150 Jahren Haft verurteilt.

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