"Krone": Frau Mag. Christina Rieder, Sie sind Leiterin des kriminalpsychologischen Dienstes im Bundeskriminalamt. Wie passen Brutalität und Freundlichkeit zusammen? (Anm. d. Red: das Phantom unterhielt sich höflich mit seinen Opfern, gab der Frau sogar eine Decke sowie etwas zu trinken und zwei Äpfel zu essen)
Mag. Christina Rieder : Zu den konkreten Fällen in Niederösterreich kann ich natürlich nichts sagen. Aber allgemein ist das Vorgehen bei Verbrechen dieser Art kein Widerspruch. Da der Täter ein Ziel erreichen will, steht - wie übrigens auch bei allen nicht kriminellen Menschen - gewisse Funktionalität dahinter, zu bekommen, was er will - in diesem Fall eben Beute.
"Krone": Ist der "freundliche" Geiselnehmer also gar nicht gewalttätig?
Rieder: Doch! Bei Geiselnahmen ist immer sehr viel Aggressivität und Gewalt von Seiten des Verdächtigen im Spiel. Aber zwischen Freundlichkeit und einem brutalen Vorgehen ist nicht unbedingt ein Zwiespalt. Denn der Täter will sich ja selber schützen . . .
"Krone": Wie kann man das nun verstehen?
Rieder: Der Täter muss zu seinem eigenen Schutz - etwa vor der Polizei - darauf achten, dass die Geisel körperlich unversehrt bleibt. Er will aber eben zugleich zum Erfolg kommen. Da entwickeln unterschiedliche Täter auch unterschiedliche Strategien.
Kronen Zeitung
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